Mutsammlerin steht zwischen Metallfiguren

Ein halbes Jahr ist es nun schon her, seit ich meinen letzten Beitrag hier geschrieben habe. Das liegt nicht daran, dass ich nichts zu schreiben gewusst hätte. In der Zeit ist einiges passiert und gleichzeitig auch nichts. Meine Selbsthilfegruppe konnte sich nach vielen Monaten wieder treffen und doch werde ich nie wieder hingehen. Ich war bei einem Dreh für einen Selbsthilfe-Imagefilm und habe gemerkt, welche Einstellungen ich vertreten kann und welche nicht. Dennoch habe ich keinen einzigen Beitrag verfasst. Der Grund: die Angst.

Soziale Phobie ist mehr als die Angst vor anderen Menschen zu sprechen

Eine Soziale Phobie verbinden die meisten Menschen wohl vor allem mit der Angst, Vorträge zu halten und vor mehreren Menschen zu sprechen. Es kann aber noch so viel mehr dazugehören! Telefonieren, vor anderen Menschen essen und trinken oder überhaupt irgendwie im sozialen Geschehen zu sein. Für mich bedeutet es auch die Angst, mich schriftlich zu Wort zu melden. Ich habe schon mal darüber geschrieben, dass Schreiben für mich Rettung, Flucht und Hindernis bedeutet. In den letzten Monaten habe ich mich oft ins Schreiben geflüchtet, um nicht sprechen zu müssen. Oft war es meine Rettung, um meinen Alltag zu bewältigen. Doch hier zu schreiben, war und ist mit ganz viel Angst verbunden.

Die Angst übernimmt mein Leben…

Ich würde gerne spazieren gehen, doch die Angst hält mich in meinem Zimmer gefangen. Ich würde gerne interessante Kurse in der Uni besuchen, doch die Angst meldet mich nach und nach von immer mehr Kursen wieder ab. Ich würde gerne einen Sprachkurs besuchen, doch die Angst lässt mein Mikro stumm geschaltet. Die Angst lässt mich nachts nicht schlafen. Sie erschöpft mich, so dass ich am Tag nur lesen und schlafen kann. Viel mehr habe ich in den letzten Monaten gefühlt nicht gemacht: mehr als 50 Bücher gelesen, zwei Puzzle gepuzzelt und viele Stunden Podcasts gehört.

… gewinne ich es wieder zurück?

Immer mal wieder gab es Tage, an denen ein ungewohntes Gefühl in mir war. Ein Gefühl von Irgendwie meistere ich mein Leben auch trotz der Angst. Dieses Gefühl hält immer nur ganz kurz an. Aber immerhin ist es da. Und deshalb schreibe ich hier jetzt auch endlich wieder einen Beitrag. Trotz der Angst, mit meinen Worten zu viel Raum einzunehmen.

Autor*in: Mutsammlerin

An ein Leben ohne Angst kann ich mich nicht erinnern. Aber ich kann davon träumen, die Angst aushalten und für meine Träume kämpfen.

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