Mandys Schreibplatz: Laptop, Kakao und Kekse

Schreiben ist häufig meine Rettung. Um irgendwie durchs Leben zu kommen, wenn ich es nicht schaffe zu sprechen. Ein Anruf wird durch E-Mails ersetzt. Ein kurzer Vortrag durch eine lange Hausarbeit. Viel mehr Aufwand also, was meinen Wunsch verstärkt, einfach normal, ohne Angst, durchs Leben gehen zu können.

Doch man kann sich nicht immer ins Schreiben flüchten. Im Restaurant kann ich meine Bestellung schlecht schriftlich abgeben. Ebenso die Begrüßung meiner Nachbarin, wenn ich vorher nicht gut genug an der Tür gelauscht habe und doch jemandem im Treppenhaus begegne. Wahrscheinlich ist es aber auch ganz gut, nicht immer die Flucht zu ergreifen, denn ich weiß auch, dass Vermeidung die Ängste nur noch stärker macht.

Warum ist es eigentlich oft einfacher mich schriftlich zu äußern als verbal? Wahrscheinlich weil ich nicht spontan sein muss. Ich kann jeden Satz noch fünfmal umschreiben. Immer wieder durchlesen und kontrollieren. (Das kann auch ganz schön anstrengend sein.) Auch beim Schreiben sind Ängste da. Doch dort beschäftigen sie sich vor allem mit den Gedanken: Hoffentlich störe ich den anderen nicht, hoffentlich nerve ich mit meinem Anliegen nicht usw. Also all die Sorgen, die auch beim Sprechen in meinem Kopf wären. Nur ohne die allergrößte Sorge: Man merkt mir meine Ängste an. Beim Sprechen kann ich sie nicht verbergen. Meine Stimme wird zittrig und unsicher, ohne dass ich etwas dagegen tun kann. Beim Schreiben kann ich starke Worte von mir geben, ohne dass jemand merken würde, dass ich zitternd vor der Tastatur sitze.

Und wieso schreibe ich dann trotzdem? Weil ich weiß, dass es mir gut tut, meine Gedanken aufzuschreiben. Manchmal habe ich Bedenken, dass ich meine Gedanken nicht aus meinem Kopf rausschreibe, sondern sie dadurch eher festschreibe. Deshalb sieht mein Tagebuch auch sehr löchrig aus. Aber zu ausgewählten Themen hier auf dem Blog zu schreiben, fühlt sich gut an, denn auch eine Sozialphobikerin hat manchmal Gedanken und Worte im Kopf, die sie nicht nur für sich behalten möchte.

Aber dann gibt es auch Tage, an denen die Ängste besonders stark sind. Da fällt mir auch das Schreiben hier sehr schwer. Da fühlt es sich an, als würde ich mit jedem geschriebenen Buchstaben mehr Platz einnehmen in dieser Welt. Zu viel Platz, der mir nicht zusteht. Den ich nicht verdient habe.

Und auch gerade kämpfe ich mit jedem Wort.

Autor*in: Mutsammlerin

An ein Leben ohne Angst kann ich mich nicht erinnern. Aber ich kann davon träumen, die Angst aushalten und für meine Träume kämpfen.

in Zusammenarbeit mit:

Logo Schon mal an Selbsthilfegruppen gedacht?