Heute geht das Semster offiziell wieder los. Drei Semster war es ganz anders als „damals“ 2019. Während Corona studieren hat mein Leben ganz schön durchgerüttelt.
Leider hat es nicht unwesentlich zu einem weiteren Hineinschlittern in meine Depression geführt. Womit genau das Anfing? Hier gehts zum Ersten Teil dieser Reihe.

Warum war das so schlimm für mich? Was fehlte mir alles? Was hätte helfen können?
Lest selbst:

In einer Mail der Corona Task Force heißt es nun am 27.09.21 „Liebe Studierende, wir freuen uns auf ein Wintersemester 2021/22 überwiegend mit Präsenzveranstaltungen. Die [Universität] soll wieder ein Ort des persönlichen Kontakts und direkten Austauschs von Studierenden untereinander sowie mit unseren Lehrenden sein“. Ich freue mich!
Das nehme ich jetzt als Anlass über die Online-Semster ein paar Worte zu verlieren. Irgendwie konnte ich das bis jetzt nicht. Ich war zu ausgelaugt und es leid.

Das Sommersemster 2020….

…war das Schlimmste. Keiner hatte ne Ahnung wie es jetzt weiter geht und die wenigsten Dozierenden waren darauf vorbereitet alles auf Online umzustellen. Außer vielleicht das Rechenzentrum meiner Uni, das die Plattform gut bereit gestellt hat. Aber wenn das nicht genutzt wird, hilft auch funktionierende Technik nichts.
Mit meiner Legasthenie ist es an sich schon eine Mammut Aufgabe, Geisteswissenschaften zu studieren. Denn es gibt immer viel zu lesen. Damit kam ich grade so klar, weil ichs gerne mache.

Doch dann gab es plötzlich doppelt so viel zu lesen! Alle anderen Kanäle (Zuhören, diskutieren und zusammen üben) blieben stumm. Entweder wollten oder konnten (z.B. wegen Kinderbetreuung) meine Dozenten keine Video/ LIVE Zoom Vorlesungen anbieten 2020.
Als extrovertierter, Gemeinschaft und Austausch brauchender Mensch war ich plötzlich alleine. Das merkte ich anfangs nichtmal. Ich konnte ja kaum vom Bildschirm oder Papier hochblicken – so viel war das! Mir fiel nichtmal auf, dass ich seit Tagen nicht mehr meine Einzimmerwohnung verlassen hatte!
Mein Überehrgeiz ließ nicht zu, dass ich weniger machte. Sonst habe ich das Pensum ja auch (grade so) geschafft!

Mir fehlten…

…die Busfahrten.
…das Reden auf den Fluren, meine Freunde und alle anderen.
…der Fußweg von einem Gebäude zum Anderen.
Die Kommilitonen, überhaupt menschliche Gesichter, fehlten mir zum Lernen und zum Leben. Ohne Busfahrten und ohne Raumwechsel fehlte mir jegliche Zeit meine Gedanken zu sortieren, geschweige denn Inne zu halten. Es war einfach Kacke! Interessante Gespräche mit Kommiltonen fehlten, aber auch aufbauende Gespräche mit Freunden. Wochenenden mit meinem Engagement oder bei Freunden in der Ferne, die mich immer für die weiteren Wochen stärkten, verpufften zu Nichts.

Besonders jetzt merke ich die gigantische Kraft, die mir das Miteinander gibt. Jetzt, wo sie wieder da ist.
Das Ganze hat ein Loch gerissen, als ich ein sicheres Netz gebraucht hätte, als sich mit meiner familären Situation schon die Depression anbahnte.

Was könnte man besser machen?

Ich

Zum Ersten habe ich selbst in meinen geringen Möglichkeiten etwas besser gemacht. Erst nachdem ich so überarbeitet war, dass ich auf einmal zwei Wochen nicht mehr aus dem Bett kam, hab ich dann doch einige Seminare und Prüfungen in den Wind geschossen. Meiner Selbstwirksamkeit und meinem Selbstbewusstsein tat das aber nicht gut. Zusätzlich fehlte mi in diesem Moment auch noch die Bestätigung aus dem ehrenamtlichen Engagement.

Ich habe mich bewusst zu Spaziergängen und rausgehen gezwungen (oder mein Freund hat mich zu meinem Glück gedrängt).
Ganz lange brauchte ich, bis ich endlich Freunde anrief oder vereinzelt hinfuhr. Bis heute fällt mir das nur Erwähnen von mir helfenden Dingen wie nette Worte, Telefonate, Videokonferenzen, Treffen, Umarmungen und so weiter sehr schwer. Aber das muss ich tun oder wenigsten fragen, sonst kann mir auch keiner entgegen kommen. Beispielsweise habe so ich auch immer wieder zur Onlineselbsthilfe gefunden.

Die Uni

Zum Zweiten haben die Dozenten der Uni haben im Sommersemster 2021 einiges besser gemacht. Es gab mehr Videos. Mein innerer Perfektionist spulte allerdings alle drei Minuten eine Minute zurück – und so brauchte ich wieder viel mehr Zeit als 2018/ 2019. Damals war klar nach 90min Schluss. Immerhin hat keine Dozentin sich im Sommer 2021 mehr gedacht: „Lass mal 3 Stunden Video Material hochladen statt 90min Vorlesung“! Für die zwei Live Vorlesungen war ich sehr dankbar.
Ich hätte mir eine Evalution auch schon mitten in diesen Online Semestern gewünscht. Ich brauche einfach viel mehr Lernkanäle als nur das Lesen und bin bestimmt damit nicht allein. Irgendeine Vernetzung unter uns Kommilitonen hätte ich mir auch gewünscht, irgendeine Form von zusammen lernen.

Andersrum bin ich für engagierte Dozente dankbar, die nicht nur kontextlose Notizen aus Präsenzzeiten hochladen, sondern ausführlich erklärte Videos. Da wurden dann mit Sinn für das digitale Lernen Materialien erstellt und Übungsmöglichkeiten gegeben mit Feedback von sehr fleißigen Tutoren per Mail. Danke dafür.
Doch auch 2021 lief nicht alles rund. Besser fand ich das Online Prozedere in Tschechien mit kleinen Gruppen und immer LIVE Sitzungen zu den normalen Präsenz Zeiten. Mehr zu meinem Tschechien Aufenthalt in Corona Zeiten könnt ihr bald hier lesen.

 

Ich muss sagen; ich habe Angst vor einem erneuten Lockdown. Wirklich schmerzlich und gruselig ist mir die Lockdown und Online Semster Zeit im Gedächtnis geblieben.

Tausend Dank fürs Lesen bis hierhin!

Wie sieht das bei euch aus? Jetzt in einem ersten Rückblick – wie war diese Corona Zeit bis jetzt für euch? Habt ihr vielleicht auch Online studiert?

Man liest sich
Eure Buchtstabenspielerin

 

Autor*in: Buchstabenspielerin

Mein Ventil ist das Buchstabenspiel. --- Wenn du Rechtschreibfehler findest, darfst du sie behalten ;). Ich konnte sie leider aufgrund meiner Legasthenie nicht alle einfangen. Was das ist? Informier dich! Mehr dazu in meinem Profil und in meinen Blogeinträgen.

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