Blue: Eine meiner großen Enttäuschungen des letzten Jahres ist die Erkenntnis mit welch einer toxischen Person ich in meinem engen Umfeld zu kämpfen habe. Immer wieder finde ich mich in abhängigen Strukturen dieser Beziehung wieder, mein Gegenüber kann das leider nicht sehen, obwohl die Person genauso abhängig von unserer Freundschaft ist wie ich es war. Ich habe mich monatelang wie Dreck behandeln lassen und musste Verständnis entgegenbringen weil die Person selbst mit psychischen Problemen zu kämpfen hat. Immer wieder lässt die Person ihre schlechte Laune an mir aus ohne irgendwie darüber nachzudenken bevor sie handelt. Wir hatten für einige Zeit Kontaktstillstand, welcher mir sehr gut getan hat. Dennoch habe ich mich wieder in diese Beziehung reinziehen lassen obwohl ich innerlich schon gesagt habe das ich das nicht mehr will und kann. Aber ich habe der Person eine weitere Chance gegeben und jetzt stehe ich wieder an einem Punkt an dem es mir mental nicht so gut geht und was macht diese Person? Sie rennt weg und unterstellt mir ich würde meine Depression an ihr auslassen, obwohl ich nur mitgeteilt habe, dass ich wieder in einer depressiven Phase stecke. Und sie dreht es wieder so, damit sie das Opfer ist dem ich irgendwas angetan habe. Ich sehe es langsam nicht mehr ein.

Ich nehme positives mit, dass ich den Entschluss für mich gefasst habe mich von einer so toxischen Person lösen zu wollen. Auch wenn es extrem anstrengend wird und das Vorhaben viel Planung bedarf um mich zu schützen weiß ich das es für mich das beste ist. Ich habe mein Muster zumindest gedanklich durchbrechen können mich immer an zweite Stelle zu stellen. Ich sollte an erster Stelle stehen wenn es um meine psychische Gesundheit geht.

Mutsammlerin: Aus den Enttäuschungen des letzten Jahres nehme ich vor allem mit, dass das Leben weitergeht. Dass ich langsam besser mit den Gefühlen von Enttäuschung umgehen kann. Und dass auch wieder schöne Momente kommen.

Der Maulwurf: Ehrenamt: Eineinhalb Jahre habe ich in einem Seniorenheim einen Mann der keinen Besuch bekommt betreut. Einmal in der Woche haben wir zusammen Rummikub gespielt und Zeit verbracht. Diese Tätigkeit machte mir sehr viel Spaß. Bis der Herr auf einmal eine Arbeit in einer Behinderteneinrichtung gefunden hat. Das freut mich natürlich für ihn. Er hat es aber vergessen mir zu sagen. Ich habe es dann von anderen erfahren. Diese Aktion von ihm stimmte mich sehr traurig. Mein ehrenamtliches Engagement ist meinerseits beendet worden aber nicht nur wegen dieser Enttäuschung. Meine Gesundheit ist auch schlechter geworden. Es zeigt, dass man sich in einigen Menschen auch täuschen kann. Seien sie noch so nett.
Arbeitstechnisch: Wie bekannt, versuche ich schon seid längerer Zeit eine Selbsthilfegruppe auf zu bauen, leider ohne Erfolg.
Meine Kontaktstelle hat mir deren Unterstützung allerdings gekündigt. Deren Meinung nach haben wir alles an Werbemaßnahmen versucht, die man machen kann. Denen fällt nichts mehr ein. An sich müssten die mir doch helfen können.
Positiv nehme ich aus diesen beiden Bespielen mit, dass man am Ende doch alleine da steht. Diese Erkenntnis mag für manche evtl. negativ klingen, aber für mich ist es eine positive. Jetzt weiß ich wenigstens wie ich bei anderen da stehe.
Am besten sucht man sich seine eigenen Unterstützer. Die für einen da sind, auch wenn es einem schlecht geht. Dieses sind in meinem Fall nur 5 Leute. Bei denen weiß ich, dass man sich zu 100% auf deren Hilfe verlassen kann. Anders herum wäre es genauso.

HighHopesInBlueSkys: Ich hab gegen Ende des letzten Jahres einige Enttäuschungen erlebt, die mich auch aktuell noch sehr beschäftigen, schmerzen und quälen. Da gab es im zwischenmenschlichen Bereich viel an emotionaler Verletzung in meinem Leben, auch im Bereich Freundschaft. Und durch diese letzten „Wunden“ ist dieses „Bündel“ an Schmerz in mir jetzt aber so weit aufgerissen, dass ich Dinge genauer erkennen kann, die ich vorher nicht so klar sehen konnte. Und obwohl da gerade so viel Schmerz ist, dass ich gar nicht weiß, wie ich ihn aushalten soll, merke ich, dass darin auch sehr viel Potenzial liegt. Dass dadurch vielleicht etwas in mir heilen darf und sich etwas ändern kann: in mir selbst, an meinen Reaktionsmustern und folglich hoffentlich auch an den Umständen, mit denen ich so unglücklich bin. Durch das genaue Hingucken und Fühlen, durch den ungeheuren Schmerz, merke ich, dass ich das für mich Schwierigste wieder wagen lernen muss: Mich den Menschen, die mir nahe sind oder gerne nahe wären, GANZ zu zeigen, WIRKLICH ehrlich. Ich möchte wieder vertrauen lernen und dem anderen überhaupt die Chance geben auch für mich da zu sein, anstatt mich zurückzuziehen, wenn es mir nicht gut geht. Ich möchte lernen, nicht nur den „Vorzeigeteil“ von mir zu zeigen, also die Qualitäten an mir, die ich mag und anderen gerne zeige, weil ich darin nicht so verletzlich und angreifbar bin, dafür aber auch nicht bekomme, was ich bräuchte. Sondern ich möchte auch den „verbannten Teil“ in mir nicht mehr vor jedem verstecken. Der Teil von mir, der vor lauter Schmerz und Angst vor weiterer Verletzung, seine Bedürfnisse verdrängt und übergeht, seinen Schmerz verbirgt und tapfer spielt, weil ich meine, niemandem zur Last fallen zu dürfen und IMMER eine Bereicherung sein zu müssen – auch wenn es mir schlecht geht. Dies umzusetzen macht mir Angst als ginge es ums Überleben und doch spüre ich, dass das ein sehr wichtiger und richtiger Weg sein kann.

Autor*in: Alle zusammen

Wir sind die Blogautor*innen von Lebensmutig. Wir schreiben über unsere Erfahrungen mit Selbsthilfe, über unsere Erkrankungen und Themen und über die Herausforderungen, die wir bewältigen. Manchmal diskutieren wir untereinander über Themen, die uns gerade auf den Nägeln brennen. Dann dokumentieren wir das unter diesem Profil in einem besonderen Beitrag.

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