Wie der Titel dieses Beitrags es bereits vermuten lässt, bin bzw. war ich positiv auf Corona getestet. Wo genau ich mich angesteckt haben soll, weiß ich nicht. Ich gehöre nicht (mehr) zu dem Typ Mensch, der sich die Nächte um die Ohren schlägt oder seit dem Ausbruch der Pandemie häufiger in Cafés und Bars anzutreffen ist. Bei der Arbeit kann es auch nicht sein, da ich schon seit längerem im Home-Office bin. Letzten Endes ist es auch egal, wo ich mich angesteckt habe. Das worauf es ankommt ist, dass der Test positiv ist.
Es dauert nicht lange. Eigentlich passiert es recht schnell. Noch bevor die Flüssigkeit sich den Weg über den gesamten Teststreifen gebahnt hat, leuchtet das T auf dem Test auf und ich weiß, dass ich Corona habe. Davor konnte ich mir die Symptome, die ich seit Mittag verspürt habe, noch schön reden. Die Trägheit kommt bestimmt davon, dass ich so schlecht geschlafen habe. Die Kopfschmerzen, weil ich zu lange wach war und viel zu spät ins Bett bin. Das Halskratzen und Husten ist bestimmt darauf zurückzuführen, dass ich viel geraucht habe und auch so Raucher bin. Bestimmt liegt es alles nur daran. Corona kann es nicht sein, da habe ich doch viel zu gut aufgepasst. Pustekuchen.
Nach einer anfänglichen Überrumpelung und einem lauten „Fuck“, gefolgt von einem weniger lauten „Och Nö“ schleicht sich auch schon der erste negative Gedanke in den Kopf. „Was wenn der Verlauf schwer wird?“ Da negative Gedanken zu der Gattung der Rudeltiere gehören und sich nur in der Gesellschaft gleichgesinnter und Artverwandter besonders wohlfühlen und es auch meisterhaft verstehen, sich explosionsartig zu vermehren, dauert es nicht lange, bis mein Kopf voll davon ist. Neben den Gendanken an einen schweren Verlauf, kommen noch ganz seltsame Stilblüten dazu. Ich beginne daran zu denken, dass ich noch schnell meine Wohnung aufräumen sollte. Dass jetzt der beste Zeitpunkt ist, um Staub zu saugen. Tatsächlich beginne ich auch damit, Geschirr zu spülen, Staub zu saugen und die Waschmaschine mit Wäsche zu füttern. Alles, um nicht daran denken zu müssen und sich gekonnt davon abzulenken, dass der Verlauf schwer sein könnte. Besonders für mich, der einer Risikogruppe angehört.
Nachdem ich mir mehrmals in Erinnerung gerufen habe, dass ich geboostert bin und damit statistisch gesehen die Wahrscheinlichkeit für einen schweren Verlauf gesenkt wurde, hat sich das Gedankenkarussel verlangsamt und das Rudel an negativen Gedanken zurückgezogen. Jetzt wird der Kopf ganz pragmatisch. Es formt sich eine Checkliste vor dem geistigen Auge. Was ist noch zu erledigen? Wen muss ich informieren? Wo muss ich als nächstes hin? Das Verfassen dieser Checkliste und Abarbeiten sorgt auch für eine gewisse Beruhigung. Ich weiß, dass ich krank bin. Daran wird sich auch nichts ändern. Gleichzeitig habe ich Aufgaben zu erledigen, die mich zum einen von den negativen Gedanken ablenken und zum anderen eine Stütze darstellen, um erstmal nicht ganz aus dem Alltag herauszufallen.
Die beruhigende Wirkung der Boosterimpfung, die Haushaltsaufgaben und die Checkliste verfehlen ihren Zweck nicht. Ich schaffe es, nicht mehr an einen schweren Verlauf zu denken, auch wenn die Symptome immer stärker werden und bin gleichzeitig sehr froh darüber, mich noch um den Haushalt gekümmert zu haben, so dass ich am darauffolgenden Tag in einer aufgeräumten Bude aufwache. Tag 1 wäre damit geschafft.

Autor*in: Bossi

Ich möchte meine eigene Gruppe etwas anders angehen und die üblichen Runden einer Selbsthilfegruppe mit ein paar innovativen Methoden etwas beleben. Über eben diesen Einsatz von Methoden in der Selbsthilfe, meine Erfahrungen damit und meine persönliche Suchtgeschichte möchte ich im Blog berichten und mich darüber austauschen.

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