zerbochene Glasscheibe

Zusammenfassung

Missgeschicke sind für mich eine große Katastrophe. Emotional. Warum und wie ich das ändern kann, weiß ich seit kurzem und will euch davon erzählen:

Einmal nicht richtig aufgepasst und schwupps ist der Teller in tausend Teile zersprungen oder die Kiste rutscht vom Regal und haut eine Kerbe in den Boden. Manchmal ist auch die Müdigkeit stärker und der Wecker funktioniert nicht und ohne es zu wollen, habe ich das Versprechen gebrochen, einen geliebten Menschen nachts vom Bahnhof abzuholen. Ein anderes Mal ist der Geldbeutel im Bus liegen geblieben. Plötzlich schrecke ich hoch, doch es ist zu spät. Kaputt.
Und dann?

Dann wird um mich herum manchmal alles schwarz , ich bekomme einen Tunnelblick, alles wird kribbelig und ich kann nicht mehr klar denken. Angst macht sich breit. Angst davor, dass ich jetzt ein schlechter Mensch bin, ein Dummkopf. Angst davor, angeschrien zu werden, Vorwürfe gemacht zu bekommen. Angst davor, dass Gegenstände und Beziehungen ein für alle mal kaputt gemacht werden.

Warum?

Irgendwie habe ich nie richtig gelernt, dass es menschlich ist, etwas zu vergessen oder fallen zu lassen. Meine Eltern, weiß ich heute, haben ähnliche Probleme mit eigenen Fehlern oder besser Missgeschicken umzugehen. Auch in der Schule musste ich zeitweise erleben, wie ich vor der ganzen Klasse niedergebrüllt werde, weil ich das Buch meines Sitznachbarn aus Versehen eingesteckt habe.

Ich vergesse durchaus häufiger etwas oder bin unachtsam, mit Depressionen und mit Stress und viel im Kopf wurde das noch schlimmer. Als Jugendliche war ich schnell “die Schusselige” oder “die Verpeilte.” Am Ende des Tages muss ich mir eingestehen, dass das keine schönen Zuschreibungen sind. Ich will das nicht sein und lustig ist das Leben dadurch auch nicht. Jedenfalls kann ich bis heute nicht leichtfertig mit Missgeschicken umgehen. Denn zum Einen spricht es irgendwie mir die Schuld zu: Weil ich eben nicht richtig bin, weil ich verpeilt bin, passiert mir das und nicht weil es menschlich ist. Zum Anderen gibt diese Bezeichnung mir gleichzeitig das Gefühl, das nie ändern zu können, nie besser machen zu können und übertreibt wahrscheinlich, wie oft mir das wirklich passiert.

Was tun?

In den letzten Wochen habe ich zwei gute Tipps bekommen, mit der Panik und den ratternden Katastrophen Gedanken umzugehen.

Erstens die Gefühle zu akzeptieren und zu fühlen und zweitens mich selbst zu trösten.
Ich weiß, dass ich emotional überreagiere und ich weiß, dass es nicht gut ist danach zu handeln. In die Scherben zu greifen ist ebenso wenig hilfreich, wie sich hunderttausendmal zu entschuldigen oder plötzlich krampfhaft die ganze Wohnung aufzuräumen. Statt dem Gefühl nachzugeben, diese Panik impulsiv, kopflos und verzweifelt „wegmachen“ zu wollen, werde ich versuchen, mir Raum zu schaffen, die Gefühle auszuhalten. Ich will mich trösten und dem “Ich bin falsch. Alles ist kaputt.” “Ich bin wertvoll“. Alles nicht so schlimm.” – entgegensetzen. Dafür werde ich mir bei der nächsten zerbrochenen Tasse eine Wärmflasche machen, einen Tee, spazieren gehen oder mich in die Sonne legen. Ich hoffe mit der Zeit, mit vielen Trost Momenten und dem Wahrnehmen mit achtsamen Abstand, wird die Panik leiser.

Denn eigentlich ist in 98% aller Fälle gar nichts Schlimmes passiert. Es war doch nur ein Teller oder ein Kratzer im Boden.
Ich bin überzeugt davon, dass mir das auch hilft, wenn mir mal wirklich Fehler passieren, die schwerere Konsequenzen haben.

 

Man liest sich
Eure Buchstabenspielerin

Autor*in: Buchstabenspielerin

Mein Ventil ist das Buchstabenspiel. --- Wenn du Rechtschreibfehler findest, darfst du sie behalten ;). Ich konnte sie leider aufgrund meiner Legasthenie nicht alle einfangen. Was das ist? Informier dich! Mehr dazu in meinem Profil und in meinen Blogeinträgen.

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