Momentan ist in einem sozialen Netzwerk ein „kleiner Skandal“ aufgedeckt worden, wo eine Person eine Krebserkrankung vortäuschte und dadurch zu diversen Boni – wie zum Beispiel Stars treffen – kam. Natürlich ist das für alle Beteiligten ein Skandal und für viele Erkrankte schockierend oder gar verletzend, aber ebenso wie es körperliche Krankheiten gibt, gibt es eben auch psychische Krankheiten. Und auch Menschen mit psychischen Erkrankungen verdienen es respektvoll behandelt zu werden!
Ich bin bereits öfter mit Menschen in Kontakt gekommen, welche körperliche Krankheiten vortäuschen und möchte euch dazu gerne eine kleine „Beispielgeschichte“ und ein paar Worte sagen:

Wie ihr wisst, war ich 2013 sehr krank und lernte unter anderem dadurch und durch meine Aktivität in sozialen Netzwerken viele Menschen kennen – persönlich sowie reiner „virtueller“ Kontakt. In der Reha besuchte mich ein Mädchen, welches etwa so alt war wie ich. Wir verstanden uns sehr gut und pflegten nach der Reha weiterhin Kontakt. Irgendwann wurde sie „krank“, angeblich ein akutes Nierenversagen. Sie erzählte von einer Transplantation binnen kürzester Zeit, anschließend Abstoßungsreaktionen des Körpers, Unverträglichkeiten gegen die Medikamente, habe die seltenste Blutgruppe usw. Ich wurde recht früh bereits stutzig, denn ein neues Organ bekommt man nicht mal eben. Als sich mein Verdacht weiter verhärtete, fragte ich immer wieder nach Bildern der Op-Wunde. Sie fand Ausreden, wieso sie kein Bild machen könne. Doch schließlich bekam ich eins zugesendet – von einer sehr kleinen Narbe. Das passte nicht zu einer Transplantation, sodass ich das Bild googelte und fand. Ich konfrontierte sie damit, sodass sie mit der Wahrheit rausrückte und mir die Entlassungspapiere der Psychiatrie zusendete. Für mich war es nicht schlimm, dass sie krank war, jedoch misstraute ich ihr sehr, sodass ich mir erstmal Zeit nahm meine Gedanken zu sortieren und mich einige Zeit später wieder bei ihr meldete. Ich brach den Kontakt ab und machte ihr transparent warum, sodass sie die Chance hatte meine Entscheidung nachzuvollziehen.
Meines Wissens nach geht es ihr mittlerweile wieder besser und hat einen stabilen Freundeskreis.

Nun zum eigentlichen Kern bzw. meiner Intention diesen Beitrag zu verfassen:
Psychische Erkrankungen werden in der Gesellschaft oft als Tabu angesehen. Vor allem wenn es um komplexere Krankheitsbilder wie z.B. Schizophrenien oder artifizielle Störungen (Vortäuschen von Krankheiten/Symptomen etc.) geht. Oft werden psychisch kranke Menschen nicht akzeptiert und abgewertet. Es wird sich über die Krankheiten bzw. Verhaltensweisen lustig gemacht, die Krankheit angezweifelt oder sonstiges. Menschen mit körperlichen und eventuell auch sichtbaren Krankheiten stellen sich gerne über diese Menschen und immer wieder fallen Sätze wie „Der soll froh sein, dass er gesund ist„. Aber Hand aufs Herz… Froh sein, dass jemand mit einer vermutlich schwerwiegenden psychischen Krankheit gesund ist? Da beißt sich die Katze doch in den Schwanz. Psychische Krankheiten können ebenso schwerwiegend wie körperliche Krankheiten sein oder je nachdem sogar schwerwiegender. Die Therapie ist oftmals kein Zuckerschlecken und manchmal nehmen die Betroffenen gar nicht wahr, dass sie psychisch krank sind – was je nach Krankheitsbild auch typisch ist. Die menschliche Psyche ist ein komplexes „System“.
Es gibt für mich keine Rechtfertigung dafür Menschen wie Abschaum zu behandeln, öffentlich fertig zu machen, zur Schau zu stellen, über sie wild zu urteilen, sie herabzuwerten, zu beleidigen oder sonstiges – nur weil sie psychisch krank sind. Natürlich ist der Umgang je nach Krankheitsbild nicht einfach, es kann dazu kommen, dass andere Personen oder gar Personengruppen (emotional) verletzt werden, aber dies ist doch kein Grund Menschen wie Abschaum zu behandeln.
Stellt euch mal vor ihr wärt die Person, die derart behandelt wird. Würdet ihr so behandelt werden wollen?

Meine Bitte ist es also, dass jeder von jedem respektvoll behandelt wird. Wenn man mit der Krankheit nicht zurecht kommt, kann man für sich sagen, dass man sich distanziert, und in sozialen Netzwerken kann man sich auch mal zurückhalten, wenn man nur Hass verbreiten würde.
Jeder sollte menschenwürdig behandelt werden, egal wie er geprägt wurde, welche psychische oder physische Krankheit er hat!

 

Autor*in: Dickdarmlos

Tabus sind ein Teil unserer Gesellschaft. Verdauungsorgane, insbesondere der Darm, und die Menstruation sind immer noch Tabuthemen. Es gilt als ekelig oder unrein. Man möchte nicht darüber sprechen und erstrecht nichts darüber hören. Doch was ist, wenn du mit einer Genmutation auf die Welt kommst, der Darm früher oder später in den Mittelpunkt deines Lebens rückt, und das Leben dir obendrauf noch eine gynäkologische Erkrankung schenkt? Hier beim Lebensmutig Blog berichte ich über mein Leben mit Familiärer Adenomatöser Polyposis (FAP), Endometriose und den psychischen Folgen.

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