Ich habe schon immer gerne geschrieben. Als Kind Geschichten über Dinosaurier, als junger Schüler über Odysseus und seine vielen neuen Odysseen, die er abseits der Sagen so erlebt hat und als Jugendlicher bzw. junger Erwachsener selbstverständlich über die Gesellschaft und die Missstände darin. Typische Sturm und Drang Literatur. Hoch emotional, vielleicht ein bisschen agitatorisch und durchaus selbstreflexiv mit einer Prise Weltschmerz.
Die Liebe zur Sprache und dem geschrieben Wort brachte mich auch dazu, Germanistik und Philosophie zu studieren. Wo könnte mein Interesse am Schreiben und dem Reflektieren wohl besser aufgehoben sein, als in dieser Fächerkombination.

Dachte ich zu Beginn.
Bis ich die erste Hausarbeit schreiben musste.

Klar könnte ich einen Text schreiben, über Gott und die Welt, über mich und meine Ansichten, Wünsche, Träume, Hoffnungen, aber genausogut könnte ich jetzt auch an der Hausarbeit zu Georg Büchners Lenz weiter feilen. Bald ist schließlich die Abgabe und die Note wird dringend benötigt, da sonst die Zwischenprüfung in Gefahr ist. Sobald diese eine Hausarbeit fertig ist, dann habe ich auch wieder Zeit, um für mich zu schreiben.

Dachte ich zu Beginn.
Bis ich die Kurse für das darauffolgende Semester belegte.

Auch wenn ich großen Spaß an den Inhalten und der akademischen Auseinandersetzung mit den Texten, den Autoren und den Epochen hatte und noch immer habe führte das Studium bei mir leider zu genau dem gegenteiligen Effekt. Das viele Schreiben blieb, der Spaß und die Liebe daran gingen von Semester zu Semester, von Hausarbeit zu Hausarbeit mehr und immer mehr verloren.
Leider reihte sich an eine abgeschlossene Hausarbeit gleich schon wieder die nächste, so dass der Berg an dem zu Schreibendem scheinbar kein Ende nehmen wollte. Auf Georg Büchner folgte Immanuel Kant und darauf Aristoteles, um gleich wieder von Gerhart Hauptmann abgelöst zu werden.
Dieser schier nie enden wollende Berg an Hausarbeiten, der die volle Konzentration von einem erwartet, der einem kaum Raum lässt, um die Aussicht und das drumherum zu genießen. Abzweigungen, Umwege und Pausen sind nicht eingeplant. Sich Zeit lassen, bedeutet auf der Strecke bleiben, nicht vorankommen, abgehängt werden.

Dachte ich zu Beginn.
Bis ich Teil des Blogs wurde.

Auch wenn ich zu Beginn noch meine Schwierigkeiten damit hatte, Texte abseits des universitären Kontextes zu schreiben, fiel es mir von Eintrag zu Eintrag immer leichter, wieder den Spaß und die Liebe am Schreiben zu finden und die Aversion, die sich mit der Zeit dem Schreiben gegenüber entwickelt hat, zu überwinden. Stück für Stück zu begreifen, dass ich für mich und wieder über mich schreiben kann. Dass nicht alles was ich schreibe bewertet wird und mit einer Note versehen in meinem Zeugnis landet. Endlich wieder eine Plattform haben, auf der ich meinen Gedanken freien Lauf lassen kann. Einen Ort gefunden haben, der einem eine sichere Zuflucht bietet. Teil einer Gemeinschaft sein, bei der ich mich frei von Bewertungsängsten entfalten kann.
Für all das möchte ich dem Blog nicht nur zum 2 Jahrigen Geburtstag gratulieren, sondern auch allen Autoren im Vorder- und Hintergrund danken. Wer weiß wie lange es sonst gedauert hätte, wieder den Genuss am Schreiben zu entdecken.

(Bildquelle: https://instagram.com/paul.pierod/)

Autor*in: Bossi

Ich möchte meine eigene Gruppe etwas anders angehen und die üblichen Runden einer Selbsthilfegruppe mit ein paar innovativen Methoden etwas beleben. Über eben diesen Einsatz von Methoden in der Selbsthilfe, meine Erfahrungen damit und meine persönliche Suchtgeschichte möchte ich im Blog berichten und mich darüber austauschen.

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