Outfit zum Laufen

Laufen. Joggen gehen. Gut für den Körper. Bewegung an der frischen Luft. Gut für die Seele. Oder auch nicht?

Gezwungen von der Essstörung

Mir hat es noch nie Spaß gemacht, laufen zu gehen. Ich fand es langweilig, alleine durch die Gegend zu laufen. Und anstrengend, weil ich keine Kondition habe. Deshalb gab es nie den Moment, an dem ich dachte: „Ach, geh ich mal ne Runde laufen.“ Trotzdem gab es immer wieder Phasen, in denen ich laufen gegangen bin. In denen mich die Essstörung dazu gezwungen hat, laufen zu gehen. Eigentlich fehlte mir dann immer die Kraft dazu. Bei jedem Schritt hatte ich die Befürchtung umzukippen. Ich hätte durch die schönsten Landschaften laufen können und ich hätte es nicht wahrgenommen. Es hätte alles grau gewirkt.

Laufen für die Seele

Es tut gut, nach draußen zu gehen. Auch wenn es oft Überwindung kostet. Wenn die Antriebslosigkeit zu groß ist oder die Angst zu stark. Es tut gut, sich zu bewegen. Durch die Natur zu gehen oder zu laufen und diese achtsam wahrzunehmen. Laufen kann helfen, sich nicht selbst zu schaden, wenn die Anspannung ganz stark ist. Außerdem kann es gegen die Angst helfen. Schneller Puls, schnelle Atmung, schwitzen – das beschreibt nicht nur den körperlichen Zustand beim Laufen, sondern auch die körperlichen Symptome einer Angstreaktion. So kann der Körper lernen, dass das nicht tödlich endet. Klingt also eigentlich nach einer guten Idee, laufen zu gehen.

Neues Lauferlebnis

Momentan wohne ich für ein paar Wochen in Bremen. Schon vorher habe ich mir vorgenommen, hier jeden Morgen eine Runde spazieren zu gehen, um an die frische Luft zu kommen. „Geh mal jeden Tag eine Runde Joggen“, bekomme ich als Aufgabe der Choreografin. So wird also aus dem Spaziergang eine Joggingrunde. Zum ersten Mal aus einem guten Antrieb. Ohne essgestörte Hintergedanken. Mit genug Kraft und ohne Zwang. Ich merke, dass es mir gut tut. Ich kann mich daran erfreuen, wie die Sonne aufgeht und den Himmel bunt leuchten lässt. Wie die Möwen über den Fluss fliegen. Wie das Herbstlaub unter meinen Füßen knistert und die Blätter an den Bäumen gold strahlen.

Autor*in: Mutsammlerin

An ein Leben ohne Angst kann ich mich nicht erinnern. Aber ich kann davon träumen, die Angst aushalten und für meine Träume kämpfen.

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