Kommode mit vielen Schubladen - eine steht leicht offen

Schon schwer genug, selbst zu akzeptieren, Probleme zu haben und damit einen guten Umgang zu finden, seien sie jetzt psychischer oder körperlicher Natur.
Doch wie reagieren die anderen? Was denken sie dann über mich?
Ich glaube, das ist besonders bei psychischen Problemen, bei Problemen, die oft unsichtbar und doch sehr quälend und präsent sein können, häufig eine große Sorge.
Denken die anderen von jetzt an, mit mir stimme was ganz grundsätzlich nicht?
Denken sie, ich sei gar nicht mehr belastbar, auch in Zukunft nicht? Oder dass ich von nun an wie ein rohes Ei behandelt und mit Samthandschuhen angefasst werden muss?
Traut mir dann noch jemand etwas zu?
Werden sie versuchen mich zu verstehen oder werden sie mich ablehnen, bewerten oder verurteilen, sobald sie wissen, was mit mir los ist?
Fragen über Fragen … Wie damit umgehen in Beruf und Familie? Wie offen kann, soll und darf man sein und was sind die Konsequenzen?

Obwohl viele Menschen mit Themen wie Depression, Burnout, Angststörungen, etc. zu kämpfen haben, herrscht bei Betroffenen immer noch häufig große Angst, wie das Umfeld reagiert. Es gibt zahlreiche Hilfsangebote, doch werden Themen wie psychische Krankheiten tatsächlich gesellschaftlich weniger tabuisiert?
Wie schaut es aus mit Schubladendenken? Es ist einfach Menschen mal schnell in eine „Schublade“ zu stecken, ungeachtet dessen, wie komplex, vielschichtig und individuell alles oft ist. Aber was ist normal und was nicht? Was ist richtig und was falsch? Was ist krank und was ist gesund?
Gibt es tatsächlich mehr Offenheit in der Gesellschaft?

Viele der Menschen mit psychischen Problemen, denen ich in meinem Leben begegnet bin, hielten ihre Probleme so weit wie möglich oder so lange wie möglich geheim. Sie waren in großer Sorge, wie es ihr Leben beeinflussen wird, wenn sie offen damit umgehen und offen darüber sprechen.
Und ich muss zugeben, es geht mir genauso.
Ich finde es noch immer sehr schwer abzuschätzen, wie viel ich wem anvertrauen kann und wie mit diesen sehr persönlichen Themen umgegangen wird.

Umso wichtiger ist ein geschützter Rahmen, in dem man sein kann, wie man ist.
Und das kann sogar eine Herausforderung in der Familie sein. Denn auch, wenn man selbst einen offenen Umgang mit psychischen Problemen pflegt, können die wenigsten, die nicht selbst schon mal Ähnliches erlebt haben, so richtig verstehen, was in einem passiert und wie es sich anfühlt.
Und wer gelernt hat, „die Dinge mit sich selbst auszumachen“ und nicht nach außen zu zeigen, stößt häufig auf Unverständnis. Die anderen können einem ja nicht anmerken, was im Inneren passiert, wie sehr man eigentlich leidet.

Besonders beruflich gibt es auch oft ambivalente Gefühle. Dem Arbeitgeber Bescheid sagen oder nicht? Es hat beides Vor- und Nachteile. Einerseits ist es wichtig in einem Bereich, in dem man täglich so viel Zeit verbringt, jemanden zu wissen, der einem den Rücken stärkt, einen bei Bedarf unterstützt oder entlastet. Und andererseits spielt auch die Beziehung zum Arbeitgeber eine Rolle, was der Arbeitgeber für eine Haltung gegenüber psychischen Erkrankungen hat und wie er wohl darauf reagieren wird.

Was noch dazukommt ist, dass es auch darauf anzukommen scheint, was für eine Erkrankung es ist. So ist beispielsweise ein Burnout im Denken vieler Leute einfach ein Resultat von Überarbeitung und Verausgabung und jetzt ist halt mal der Energieeimer leer, während jemand Depressiver in einer ganz anderen „Schublade“ landet.
Das alles ist nicht einfach – Offenheit versus Schubladendenken. Es wäre schön, wenn die Zukunft mehr Offenheit und weniger Bewertung bringt. Doch bis dahin muss wohl jede(r) einen persönlichen Weg finden, im eigenen Ermessen wie viel preisgegeben wird, wie weit aktuell der Mut reicht und wie weit der Kämpfergeist, um für sich einzustehen und sich anderen zu erklären.

Autor*in: HighHopesInBlueSkys

Einen blauen Himmel voller Hoffnung – das ist das, was ich mir wünsche. Tatsächlich ist mein Himmel schon lange ziemlich wolkenbehangen. Depression, eine posttraumatische Belastungsstörung und resultierende Ängste und Sorgen verschleiern teils das lebensfrohe Blau. Doch in meinem Herzen bin ich eine Kämpferin. Ich glaube fest daran, dass hinter jedem großen Leid auch eine Chance steckt: eine Chance sich besser kennenzulernen, besser für sich sorgen zu lernen, die Qualitäten des Lebens neu schätzen zu lernen, Achtsamkeit zu üben, manches loszulassen und Neues für sich zu gewinnen. Diesen Weg will ich voller Mut und Hoffnung gehen, auf zu einem blaueren und sonnigeren Himmel, auch wenn es oft schwer fällt. Und das ist es auch, was ich von Herzen all jenen wünsche, denen es ähnlich geht: den eigenen, ganz individuellen und wertvollen Weg zu einem blaueren Himmel zu finden.

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