Blue: Die Frage was mir Kraft gibt hat mich echt ein wenig überfordert. Kraft wofür? Morgens aufzustehen? Oder weiter zu machen während einer schweren Phase? Ich habe meiner Mutter die selbe Frage gestellt, sie fand  auch keine Antwort, sie meinte sie macht halt einfach weiter. Ich habe eine recht romantische Vorstellung vom Leben, manche würden meine Vorstellung vielleicht 0815 nennen. Aber um ehrlich zu sein kann ich mir nichts schöneres vorstellen. Ich hätte gerne einen Job der mich glücklich macht, eine Arbeit bei der ich anderen etwas mitgeben kann, anderen helfen. Einen Partner der mich liebt und den ich liebe. Mit dem ich über alles sprechen kann, eine Beziehung in der Grenzen respektiert werden, eine Beziehung in der man zusammen wächst und das Leben miteinander gestaltet, ein Leben aufbaut und auch durch schwere Zeiten geht ohne alles aufzugeben, oder die Beziehung nicht in Frage stellt. Eine Vorstellung irgendwann Kinder zu haben, die man formen kann, zu einem guten Menschen. Kinder die lernen Gefühle zu äußern, Grenzen zu setzen und Bedürfnisse zu kommunizieren. Kinder die keine Erwartungen erfüllen müssen die sie vielleicht nicht erfüllen können. Ein Haus in dem ich mit meinem Mann und meinen Kindern glücklich werden kann. Die beste Version von mir zu werden, mich immer weiterentwickeln, einen gesunden Umgang mit mir und meinen Mitmenschen haben. Also alleine meine Hoffnung ein annähernd glückliches Leben zu leben wie ich es mir wünsche, diese Hoffnung gibt mir Kraft.

Mutsammlerin: Mir geben Menschen Kraft, die mich so akzeptieren wie ich bin und auch in dunkleren Zeiten an meiner Seite bleiben. Aber auch wie bei Blue die Hoffnungen und Träume auf ein glückliches Leben. Doch das kann ich nicht immer sehen und dann braucht es wieder die lieben Menschen in meinem Umfeld, die mich daran erinnern, was ich schon alles geschafft habe und wofür es sich zu kämpfen lohnt. 

Bossi: Was mir Kraft gibt, ist für mich persönlich nicht einfach zu beantworten. Zum einen können es die einfachen und banalen Dinge sein, wie ein leckeres Frühstück oder die ersten Sonnenstrahlen nach einem regnerischen Wochenende. Zum anderen sind es die Menschen in meinem Leben. Die guten Gespräche, die ich mit ihnen führen kann. Aber auch die Albereien, die mir den Tag versüßen und meine schlechte Laune in einem Fingerschnipsen wegzaubern. Zu guter Letzt sind es aber auch Herausforderungen, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich diese jemals schaffen werde, die mir Kraft geben, an denen in wachse und an die ich immer dann versuche zu denken, wenn ich Mal einen Tiefpunkt habe, an dem mir die Kraft zu fehlen scheint.

HighHopesInBlueSkys: Mir geht es in vielen Dingen ähnlich wie den anderen, was die Kraftquellen anbelangt. Mein Glaube und der Lebenssinn, den ich daraus ziehe, geben mir seeehr viel Kraft. Die Menschen, die w i r k l i c h zu mir stehen, mich genau so lieben wie ich bin, und mit mir durch die hellen, aber auch dunklen Phasen des Lebens gehen, stärken mich sehr und helfen mir immer wieder neue Kraft zu gewinnen und zu mobilisieren. Es ist schön gemeinsam lachen und weinen zu können und einander auf dem jeweiligen Lebensweg zu begleiten. Und manche Menschen, wie Therapeuten, können wichtige, kräftigende Begleiter – halt leider nur für einen gewissen Lebensabschnitt – sein. Meine Haustiere geben mir Kraft, dadurch, dass ich Verantwortung für sie habe und sie gut versorgen will, und weil sie einfach zum Knuddeln süß sind und ich mich oft über sie freue. Das, was ich in meinem Leben schon gemeistert und überstanden habe, so schwer es zum Teil auch war, zeigt mir, was ich alles schaffen kann und was daraus auch für gute Entwicklungen entstanden sind. Dies lässt mich Kraft schöpfen, hoffen und glauben, dass noch so viel in positivem Sinne möglich ist, was ich entdecken, erobern, entwickeln, ausprobieren und geben darf.

Bücherwurm: Manchmal habe ich das Gefühl, dass mir nichts Kraft gibt, dass mir alles Kraft raubt, aber das stimmt nicht. Die Menschen, die mir gute Kraft geben, wohnen leider alle sehr weit weg, aber zu wissen, das ich mich auskotzen kann, das ich schweigen kann, das wir lachen können und das ich mich nicht verstellen muss, gibt mir Kraft. Dass ich sein kann, wie und wer ich bin. Der Hund gibt mir Kraft und Motivation, aufzustehen. Das nächtliche Kuscheln gibt mir sogar die Ruhe zum Schlafen, die ich oft nicht habe, wenn der Hund nicht mit im Bett liegt. Und war ich am Anfang meiner Krankheit eher Anti-Sonne, merke ich immer mehr, dass ich jeden Sonnenstrahl, den ich einfangen kann, in mir aufsauge und mich in die Richtung der Sonne strecke. Die Helligkeit und die Wärme der Sonne sind einfach unvergleichbar toll. Und während mich das Lesen in andere Welten abtauchen lässt, gibt mir das Stricken die Ruhe zum Abschalten, durchatmen und entspannen. Also auf seine ganz eigene Weise, eine andere Art von Kraft. Und wenn der Kopf keine Ruhe gibt, dann muss ein Zettel her und einfach drauflos geschrieben werden, den Kopf freibekommen, abschalten und wissen, dass die belastenden Dinge aus dem Kopf „raus“ sind, um neue Kraft schöpfen zu können für neue Herausforderungen.

 

Autor*in: Alle zusammen

Wir sind die Blogautor*innen von Lebensmutig. Wir schreiben über unsere Erfahrungen mit Selbsthilfe, über unsere Erkrankungen und Themen und über die Herausforderungen, die wir bewältigen. Manchmal diskutieren wir untereinander über Themen, die uns gerade auf den Nägeln brennen. Dann dokumentieren wir das unter diesem Profil in einem besonderen Beitrag.

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