Bossi: Früher konnte ich es kaum erwarten, Erwachsen zu werden. Endlich das erste Mal legal Alkohol trinken, meinen Führerschein machen und nicht mehr zuhause wohnen müssen. Die pure Freiheit! Endlich jeglicher elterlicher Kontrollinstanz entzogen. Nur ich für mich sein, ohne Verpflichtungen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich das Erwachsenwerden irgendwie noch nicht richtig verstanden. Zumindest was den Teil mit den Verpflichtungen angeht. Auch den Teil mit der Freiheit hatte ich für mich nicht so richtig begriffen. Klar genieße ich es, erwachsen zu sein und die Freiheiten zu haben, zu jeder Tag und Nachtzeit unterwegs sein zu können oder ein Auto zu fahren. Gleichzeitig merke ich aber immer wieder…ganz besonders dann am stärksten, wenn der bürokratische Wulst mich zu erschlagen droht, dass ich die richtige Freiheit in meiner Kindheit und Jugend gehabt habe.

Mutsammlerin: Ich finde es generell schwierig, Entscheidungen zu treffen. Als Erwachsene*r muss man das irgendwie noch viel häufiger machen. Es wird von einem erwartet, dass man sich mit allen möglichen Themen auskennt, von denen man keine Ahnung hat und auch nicht weiß, wen man am besten fragen kann. Das überfordert mich oft sehr.

Gastautorin Zimtstern: Am Erwachsensein stört mich schon alleine die Haltung bzw. das Gefühl, ab einem bestimmten Zeitpunkt ein sinnvoller (oder wenigstens nicht störender) Teil der Gesellschaft sein zu müssen. Ständig hängt das Gefühl in der Luft, doch jetzt endlich mal wissen zu müssen, was zu tun ist, wann es zu tun ist und das dann auch noch mit Leichtigkeit nebenbei zu erleben. Dass man dabei von einem Brandherd zum nächsten rennt, um diesen dann jeweils mit gefühlt so viel Wasser zu löschen, das selbst auf einem Teelöffel verloren wäre, hat dabei nicht zu interessieren. Wie schief muss denn bei einem das Leben gelaufen sein, wenn man sich nach 8 Stunden Arbeit beklagt, noch den Haushalt, putzen, aufräumen und Rechnungen bezahlen zu müssen und keine Zeit für ein Hobby oder atmen zu haben. “Selber Schuld, wenn man seiner Psyche so viel Raum gibt, sich noch beklagen zu können.”, schwingt da bei mir nur durch 😄
An sich ist es ja cool, was man so als Kind alles dachte machen zu können. Das kann man ja dann auch als Erwachsener wirklich. Aber will man das dann noch, wenn man weiß, dass man sich daran gar nicht mehr erfreut, sondern das eben nebenbei so macht, ansonsten aber nur am Aufholen ist? Wenn man das als Kind wüsste, wohl eher nicht. Vermutlich wird das aber schwer zu vermitteln sein, man erinnert sich ja bestimmt auch noch zu gut an die alten langweiligen Onkels und Tanten, die einem eingebläut haben, ja die Schulzeit zu genießen. Das ist aber wahrscheinlich auch das Problem. Wer will schon etwas genießen, wenn einem vorgeschrieben wird, das jetzt tun zu müssen? Naja, abgesehen davon wäre das Erwachsensein denke ich ganz cool. Leider überwiegen nur die Pflichten, der Alltag und die Tatsache/Gewissheit, dass es den Freunden genauso geht und niemand etwas dagegen tun kann, ohne seine Zukunft aufs Spiel zu setzen. Aber wenn wir mal ehrlich sind, macht man das doch sowieso jeden Tag, warum also nicht ab und zu mal auf andere Weise, die das Kind in sich selbst stolz und glücklich machen würde?

Gastautor NoName: Eigentlich hab ich mich schon als Kind nie wirklich auf das Erwachsen sein gefreut oder darauf hingefiebert. Ich hatte aber auch keine Angst davor, ich habe nur nicht darüber nachgedacht. Jedoch war als Kind zumindest in der Hinsicht alles easy, dass ich genau wusste was zu tun war und es auch nie hinterfragt habe. Schule, Freunde treffen, zocken. Schule ist mir immer leicht gefallen. Erst seit dem Zivildienst, dem Studium und vor allem seit meiner Arbeit fühle ich mich hingegen massiv überfordert und sehe auch oft keinerlei Sinn darin und weiß oft auch nichts mit mir anzufangen.
Neben den beruflichen Schwierigkeiten nehme ich einen starken Druck wahr, zu heiraten und Kinder zu haben, möchte das aber eigentlich nicht – wobei dann die Frage entsteht, was man sonst machen sollte.

Buchstabenspielerin: Sich selbst beeltern müssen und in meinem Fall das erst lernen. Ich muss mich stoppen zuviel zu machen, mich selbst loben und motivieren ggf. mich selbst mit Schokolade bestechen, aber auch aufs Zähne putzen achten. Ich muss selbst stolz auf mich sein. Gleichzeitig ist das eine Chance, aber auch wahnsinnig anstrengend.
Wie Mutsammlerin machen mir Entscheidung Probleme, bor Allem das Wissen, jegliche Grundlage zur Entscheidung umd auch Verantwortung liegt bei mir. Es gibt kaum eine Rückfallebene. Ich darf nun alles füt mich entscheiden, ich muss aber auch und muss alle Konsequenzen tragen. Müssen ist anstrengend.

Blue: Abseits meiner depressiven Episode habe ich gerade das Gefühl, dass ich es genieße, als erwachsener Mensch so viele Möglichkeiten zu haben.
Ich muss nur lernen meine Wünsche und Träume umzusetzen und meine Möglichkeiten die ich als erwachsener Mensch habe auszuschöpfen

(Das Beitragsbild wurde mithilfe der KI Midjourney erstellt)

Autor*in: Alle zusammen

Wir sind die Blogautor*innen von Lebensmutig. Wir schreiben über unsere Erfahrungen mit Selbsthilfe, über unsere Erkrankungen und Themen und über die Herausforderungen, die wir bewältigen. Manchmal diskutieren wir untereinander über Themen, die uns gerade auf den Nägeln brennen. Dann dokumentieren wir das unter diesem Profil in einem besonderen Beitrag.

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