Winziger Hund, der "Fuck off" sagt

In unserem Monatsthema zum Start des neuen Jahres geht es um die Dinge, die wir immer schon mal auf unsensible Kommentare erwidern wollten.

Wir beginnen mit einem gemeinsamen Beitrag von Dickdarmlos, Mutsammlerin, Buchstabenspielerin und Rainbow.

Dickdarmlos: „Was passiert, wenn ich bei einer Klausur oder einem Referat plötzlich krank bin und die Prüfungsleistung nicht ablegen kann?“ „Dann müssen Sie sich nachträglich von der Prüfung abmelden“
JA, ihr habt richtig gehört. Man hat bei uns an der Hochschule einfach verkackt, wenn man im Krankenhaus liegt, im Bett o.ä. Gerade im Fall von chronisch kranker Studierenden ein absolutes No-Go, finde ich.
Ob das rechtens ist? Ich glaube wohl kaum…
Dennoch gibt es bei uns keine offizielle Regelung und im Fall des Fall darf ich teils verzweifelt versuchen meine Dozenten zu kontaktieren, um eine Kulanzlösung zu finden. Das bedeutet für mich Stress! Erreich ich den Dozenten? Finden wir eine Lösung? War das komplette Semester nun für die Tonne?
Die meisten meiner Dozenten sind zum Glück sehr menschlich, sodass sich individuelle Lösungen finden – wie beispielsweise eine Hausarbeit oder eine mündliche Prüfung. Doch muss es sein, dass man zusätzlich zu allen kleinen oder größeren Erschwernisse, um Kulanzlösungen betteln muss? Bei jedem Dozent einzeln?

Mutsammlerin: Ich finde es schrecklich, dass es noch so viele Vorurteile gibt und dass viele Menschen viel zu schnell über andere urteilen.
„Die stellt sich doch nur an“, wird über eine Person mit einer Angststörung gesagt. „Die haben bloß keine Lust zu arbeiten“, heißt es über Menschen mit Depressionen. Und Menschen mit einer Essstörung „haben nur zu viel Germanys next Topmodel geschaut“. Was für ein Unsinn! Denn: Niemand sucht sich aus psychisch krank zu sein.
Und gleichzeitig würden viele Menschen wohl am liebsten jede n in die Psychiatrie stecken, der*die eine psychische Erkrankung hat. Denn was ist in den Medien die erste Meldung nach einem Verbrechen? „Der*die Täter*in ist psychisch krank“ – Als wenn man das nach wenigen Minuten sagen könnte und als wenn das etwas aussagen würde. Was für ein Unsinn! Denn: Menschen mit einer psychischen Erkrankung sind keine Verbrecher.

Buchstabenspielerin: „Ich habe eine Lese-Rechtschreib-Störung.“ – „Hä? Du bist doch nicht gestörrt. Du kannst doch lesen und schreiben.“ „Hihi. Bist du blöd? Das wird doch ganz anders geschrieben.“
Halte uns bitte nicht für dumm. Störrung meint hier einfach nur eine Einschränkung, wir sind auch nicht wahnsinnig oder verrückt. Und seit wann wird Intelligenz an Rechtschreibung gemessen? Selbst wenn. Jeder Mensch ist gleich viel Wert und gleich an Würde.
„Warum haben Sie das noch nicht fertig gelesen? Es war genug Zeit. Strengen Sie sich gefälligst mehr an!“
Stell dir vor, jemand mit einem 20kg Rucksack schafft es den Berg hinauf. Sollte man denjenigen anbrüllen, dass er langsamer war als die ohne Gepäck? Oder sollte man denjenigen loben, es geschafft zu haben? Was ist wohl motivierender?
„Ich habe Legasthenie.“ – „Du? Du hast doch keine Legasthenie. Du bist doch so gut.“
Wer Erfolg hat, kann keine Schwäche haben? So ein Blödsinn. Erfolg fällt einem nicht zu, sondern ist meistens harte Arbeit.
Unwissenheit schütz vor blöden Sprüchen nicht. Aufklärung ist der Schlüssel. Du darfst Fehler machen. Ich darf auch mal sagen, was mich nervt. Lass uns gemeinsam an einem respektvolleren Miteinander arbeiten.

Rainbow: Ich wünsche mir eine Gesellschaft ohne Vorurteile, dass man sich gegenseitig ernst nimmt und sich auf Augenhöhe begegnet und ich möchte im neuen Jahr nicht als kleines Kind wahrgenommen werden, wenn ich unterwegs bin, sondern als erwachsene starke Frau. Und dass die Inklusion kein Wort bleibt, sondern wir mehr miteinander bewegen, weil wir sind die Inklusion. Wir müssen uns nur mehr trauen!

Autor*in: Alle zusammen

Wir sind die Blogautor*innen von Lebensmutig. Wir schreiben über unsere Erfahrungen mit Selbsthilfe, über unsere Erkrankungen und Themen und über die Herausforderungen, die wir bewältigen. Manchmal diskutieren wir untereinander über Themen, die uns gerade auf den Nägeln brennen. Dann dokumentieren wir das unter diesem Profil in einem besonderen Beitrag.

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