Immer wieder kämpfen müssen – Nachteilsausgleich im Studium

Ich bin so sauer, enttäuscht und traurig.
Zum Glück hab ich Freunde.

Grade habe ich mit meiner Legasthenie einen Bachelor of Arts in Germanistik, Politikwissenschaft und Soziologie abgeschlossen.
Jetzt bin ich in derselben Stadt auf einer Hochschule für meinen Master und beantrage denselben Nachteilsausgleich (25% mehr Zeit für Klausuren, zwei Tage für kleine Abgabrn oder vier Wochen mehr für zB die Masterarbeit) mit denselben Attesten wie im Bachelor, lege den bewilligen Nachteilsausgleich aus dem Bachelor bei und der Antrag wird abgelehnt.

Abgesehen von einem anstrengenden hin und her, Stunden voller Recherschieren, Ausfüllen und Einscannen von Unterlagen, ist das absolut frustierend und unverständlich für mich.
Das Ergebnis ist leider zur Zeit nur, dass ich auf einer neuen depressiven Welle wieder mich hinterfrage statt diese Fehlentscheidung.

Zum Glück habe ich Freunde und Familie, die mir sagen, was ich damals in der Schule sagte, die an mich und meinrn Kämpferwillen glauben. Zum Glück habe ich Freunde aus der Selbsthilfe, die einfach unvergleichlich gut verstehen, was in mir vorgeht.

Ich habe leider nicht die Kraft von vor 8 Jahren, Entschuldigung die Hochschule wegen dem ganzen Bums zu verklagen. Für dieses Semester ist es zu spät.

Ein Stück gehe ich die irrsinnigen Anforderungen mit und suche eine neue Testungsstelle. Abgesehen davon, dass wissenschaftlich annerkannt und bekegt eine Lese-Rechtschreibstörung nicht mit der Zeit verschwindet, spiele ich das Spiel mit.

Zum Glück habe ich Kontake aus der Selbsthilfe, wodurch ich weiß wohin ich gehen kann, um mich zu testen.
Vielleicht übernimmt meine Krankenkasse die Kosten von 200-400€, wegen meiner Depression. Danke?!?
Schließlich hängt das ganze zusammen und ich ertappe mich bei der Angst, selbst die Betrügerin zu sein, wie die ich mich nach der Ablehnung fühle. Vielleicht hab ich ja doch keine Legasthenie?

Zum Glück weiß ich was es bedeutet, zum Glück werde ich bei unseren Selbsthilfe Treffen immer wieder darauf gestoßen, dass ich meine Legasthenie jeden Tag merke auch wenn man sie nicht sieht.

Wieder denke ich mir, was ist mit denjenigen, die nicht so viel Glück haben?
Selbsthilfe ist eine tolle Sache, auch für einen erfahrenen Hasen wie mich.
Dazu wozu ich andere beraten habe, muss ich mir selbst jetzt ganz viel Mut zu sprechen.

Ich werde Mails schreiben, telefonieren, Anträge ausfüllen, durch Deutschland fahren und eine neue Diagnose machen lassen (und hoffentlich zahlt meine Krankenkasse).
Als Erwachsener dich testen zu lassen ist übrigens nicht einfach! Nur wenige Pychologen, Psychotherapeuten oder Psychater machen das.
Doch leider ist es nicht nur in der Schule ein Problem. Es begleitet mich und wird es immer.
Die tiefgegrabenen Ängste und Unsicherheiten leider auch. Nur habe ich heute umso mehr ein megastarkes Supportnetz.

Ich will mich immer daran erinnern: Ich bin nicht allein und Aufgeben war verdammt nochmal, nie der Plan.

Man schreibt sich

Eure Buchstabenspielerin