Die Nahrungsaufnahme ist für mich aktuell wieder ein verdammt belastendes Thema. Ich habe manchmal gar keine Motivation irgendetwas zu essen, zöger das Frühstück teilweise bis in den Nachmittag hinaus und wenn ich koche endet das oft in Übelkeit und Abneigung ab dem ersten Bissen.
Folglich zwinge ich mir oft nur irgendetwas rein, kaufe und koche worauf ich gerade Lust habe. Vollkommen unabhängig davon, ob ich etwas gut vertrage oder nicht. Ich bin einfach froh über alles was ich runter bekomme. Natürlich feiert mein Darm das überhaupt nicht. Tagelang ernähre ich mich nur von Kakao und Pudding, dann pfeif ich mir ne Pizza rein oder zwing mir ein paar Löffel Suppe rein. Immer wieder habe ich starke Durchfälle und laufe aktuell sowieso mindestens 12x täglich aufs Klo. Ätzend… Selbst auf der Arbeit bleibt mir keine Ruhe, sodass ich mich immer wieder raus ziehen muss und versuche möglichst viel Zeit unauffällig auf dem Klo oder spazierend zu verbringen. Da ich neue Gruppen habe, möchte ich auch nicht vor ihnen Medikamente aus der Tasche holen müssen. Ich möchte nicht, dass die Aufmerksamkeit auf mich fällt und Fragen entstehen. Die Zwickmühle zwischen Arbeit, Klo und Medikamenten ist einfach unangenehm.
Auch in meinen Blutwerten zeigt sich meine Essensproblematik aktuell: Meine Nierenwerte sind schlecht. Diese waren noch nie auffällig! Ich hoffe einfach, dass sich das alles wieder einpendelt und meine Nieren nicht geschädigt werden. Ich versuche nun noch mehr auf eine ausreichende Trinkmenge zu achten, da ich ab und an Tage beobachtet habe, wo ich erschreckend wenig getrunken habe. Manchmal vielleicht ein bis anderthalb Liter. Für mich ist diese Menge selbst ohne Durchfallproblematik grenzwertig gering.

Aber zumindest habe ich eine große Hürde gemeistert: Ich habe es endlich geschafft mir einen neuen Hausarzt in meiner Nähe zu suchen.
Ärzte sind für mich ja ein riesen Problemthema. Ich bin sehr kritisch und angstbesetzt. Über Social Media habe ich mir Empfehlungen eingeholt. Eine Praxis im Nachbarort überzeugte mich bzw. die Berichte einer Dame, die dort ebenfalls Patientin ist. Kriterien waren für mich vor allem Offenheit des Arztes gegenüber seltener Erkrankungen, geringe Wartezeiten (zumindest was meine Spritzen betrifft) und gute Erreichbarkeit ohne lange Fußwege oder häufigem Umsteigen.
Im Januar habe ich dann eine sehr schlechte Phase genutzt, um der Praxis eine Mail zu schreiben. Ich wusste, dass ich dies nicht schaffen würde, wenn es mir nicht gerade schlecht geht. An Anrufen wäre auch überhaupt nicht zu denken gewesen. Schnell bekam ich eine Rückmeldung mit einem Termin. Matt, mein kleiner Hund, durfte sogar wegen meiner Ängst mitkommen. Es war sehr schwer für mich diesen Termin wahrzunehmen, aber Matt mit zu haben half mir tatsächlich, da es meine Aufmerksamkeit umleitet und ich somit ruhiger bleibe. Ich hatte ein recht langes Gespräch mit dem Arzt und fühlte mich auf Anhieb „wohl“, wenn man das so sagen kann. Ich hatte einfach sofort das Gefühl, dass ich in der Praxis als Mensch angesehen werde und nicht als Mittel zum Zweck. Er zeigte sich als sehr bemüht. Ohne zu Murren stellte er mir ein Rezept für meine Vitamine aus und erkundigte sich, ob noch irgendwelche anderen Mängel vorhanden wären bzw. ich irgendetwas brauche. Als Standardprozedere für neue Patienten sollten dann zeitnah Blut, Urin und mein Herzkreislaufsystem (Blutdruck & EKG) durchgescheckt werden. Also vereinbarten wird zwei neue Termine für die Untersuchungen sowie die Besprechung. In der Besprechung erfuhr ich dann auch das mit den schlechten Nierenwerten.
Matt darf dort nun immer mitkommen. Das ganze Praxisteam freut sich immer ihn zu sehen und mir erleichtert es meine Arztbesuche wirklich ungemein! Vielleicht hilft er mir ja dabei meine Ängste ein wenig abzubauen.

Autor*in: Dickdarmlos

Tabus sind ein Teil unserer Gesellschaft. Verdauungsorgane, insbesondere der Darm, und die Menstruation sind immer noch Tabuthemen. Es gilt als ekelig oder unrein. Man möchte nicht darüber sprechen und erstrecht nichts darüber hören. Doch was ist, wenn du mit einer Genmutation auf die Welt kommst, der Darm früher oder später in den Mittelpunkt deines Lebens rückt, und das Leben dir obendrauf noch eine gynäkologische Erkrankung schenkt? Hier beim Lebensmutig Blog berichte ich über mein Leben mit Familiärer Adenomatöser Polyposis (FAP), Endometriose und den psychischen Folgen.

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