Ohne Kontext. Ohne Grund. Ohne Anlass.
Abstrakt und irgendwie doch konkret.

Wir begegnen uns, obwohl wir nichts zu reden haben und trotzdem verbringen wir Stunden damit, Luft in Schwingung zu versetzen. Obwohl es nichts zu sagen gibt, sprechen wir. Irgendwie muss die Zeit ja rumgehen. Wenn wir uns schon überwunden haben, das Haus zu verlassen, dann muss diese Überwindung doch irgendeinen Wert haben. Darf doch nicht umsonst gewesen sein. Hat doch so viel Kraft gekostet. Also los, irgendein Thema gibt es doch immer, Arbeit, Wetter, Fußball, Politik. Irgendwas wird uns schon einfallen, um die Leere um uns und in uns zu füllen. 

Wir begegnen uns, weil wir viel zu reden haben und deswegen auch gerne Zeit miteinander verbringen. Weil wir uns so viel zu erzählen haben, sprechen wir. Kaum haben wir mit dem Reden begonnen, ist die Zeit auch schon wieder verflogen. Wir können es kaum abwarten, das Haus zu verlassen, um endlich einander zu sehen. Kein Hindernis ist uns zu groß, um einander zu begegnen. Es gibt immer ein Thema, über das wir sprechen können. Sei es nun die Arbeit, das Wetter, Fußball, Politik oder einfach darüber, wie es uns geht. Niemals gehen uns die Gesprächsthemen aus. Selbst wenn wir Schweigen, schweigen wir gerne. Gemeinsam.

Wir begegnen uns, obwohl wir keine Gemeinsamkeiten haben. Warum eigentlich? Wahrscheinlich damit wir nicht einsam sind. Doch lieber zweisam einsam, als gemeinsam allein. Was macht es denn für einen Eindruck, wenn wir uns nicht begegnen. Was sollen denn die anderen von uns denken. Dann doch lieber einander begegnen, auch wenn es keinen wirklichen Grund dafür gibt.

Wir begegnen uns, weil wir so viele Gemeinsamkeiten haben. Genau deshalb begegnen wir uns gerne. Weil wir nicht einsam sind. Weil wir uns haben, sind wir auch niemals einsam, auch wenn wir Mal allein sind. Was für ein Bild die anderen wohl von uns haben? Wahrscheinlich sind sie neidisch. Neidisch, weil wir und allen Hindernissen zum trotz gerne sehen.

Wir begegnen uns, weil wir es müssen. Weil wir keine Wahl haben. Weil die Arbeit das verlangt. Weil wir eine Familie sind. Keiner von uns beiden hat Lust auf den anderen. Das wissen wir. Das spüren wir. Das lassen wir unser Gegenüber auch deutlich spüren, nicht dass es noch Missverständnisse gibt, dass wir uns leiden können. Jeden Tag aufs neue, immer wieder.

Wir haben das Glück uns zu begegnen, obwohl wir es müssen. Obwohl wir keine Wahl haben. Wir haben das Glück uns auch bei der Arbeit zu begegnen. Wir haben Glück eine Familie zu sein. Wir mögen uns. Das wissen wir. Das spüren wir. Das lassen wir unser Gegenüber auch deutlich spüren, auch wenn wir das nicht müssen, weil wir es wissen. Jeden Tag aufs neue, immer wieder. Vom Herzen. Gerne.

Autor*in: Bossi

Ich möchte meine eigene Gruppe etwas anders angehen und die üblichen Runden einer Selbsthilfegruppe mit ein paar innovativen Methoden etwas beleben. Über eben diesen Einsatz von Methoden in der Selbsthilfe, meine Erfahrungen damit und meine persönliche Suchtgeschichte möchte ich im Blog berichten und mich darüber austauschen.

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