Gastbeitrag von: Cunchy-Zebra

Da ich selbst auf einen Rollstuhl angewiesen bin, benötige ich natürlich auch einen Einkaufswagen der Rolli gerecht ist. Leider hat nicht jeder Supermarkt diese Einkaufswagen, was mich gerade zu Koronazeiten ziemlich in Schwierigkeiten bringt.

So auch die Situation am vergangenen Samstag vor Ostern.

Ich wollte meinen Einkauf erledigen und hatte auch ausschau nach einem der gerechten Rolli freundlichen Einkaufswagen gehalten. Leider hatte die Filliale  von Lidl keinen, also entschied ich mich so rein zu gehen um schnell meinen Einkauf zu erledigen. (Wie man ja weis, darf man aktuell nur in einen Markt, wenn man einen Einkaufswagen pro Person hat. Gilt aber nicht für Rollifahrer, wenn keiner dieserr Rolligerechten Wagen zur Verfügung steht). Kaum war ich drinne, wurde ich auch von einer leicht ungehaltenen Angestellten wieder hinaus begleitet, mit den Worten „Nehmen Sie einen Einkaufswagen, dann dürfen sie auch wieder rein“, war sie schon wieder dabei zu gehen. Als ich ihr darauf hin entgegnete, dass sie keine Rolligerechten Wagen haben meinte die Dame „Ja dann sind die wohl wieder geklaut worden! Nehmen sie sich halt einfach einen normalen Wagen, das werden sie ja wohl schaffen, dann dürfen sie auch wieder rein und einkaufen“. Gesagt getan… ich hatte mir einen normalen Einkaufswagen geschnappt. Zu dem Zeitpunkt war ich so sauer von ihrem respektlosen Verhalten, dass es mir auch egal war ob ich jetzt die ganze Gangbreite beanspruchen musste um vorwärts zu kommen oder auch das ein oder andere aus dem Regal abgeräumt habe.

Leider habe ich nicht alles bekommen, was ich brauchte also auf, auf zum REWE. Das sich dort ein ähnliches Szenario abspielen sollte war mir in dem Moment noch nicht bewusst.

Vorab sollte ich erwähnen, dass ich noch kein Behinderten-Parkausweis besitze, weil mein Behindertenausweis mit den benötigten Merkzeichen und dem notwendigen GDB auf sich warten lässt. (Seltener Erkrankung seidank )

Also musste ich auf einem normalen Parkplatz parken. Ich parke meist ganz hinten da die Wahrscheinlichkeit, dass jemand neben mir parkt ziemlich gering bleibt. Leider war es an diesem Tag sehr voll. Nunja ich wusste, dass diese REWE Filliale die besagten Einkaufswagen hat, also dachte ich mir das ich wieder schnell draußen sein würde. Leider weit gefehlt…. die Wagen waren zwar da aber mit einer dicken Kette abgeschlossen. Der Herr der Security Firma war zwar bemüht jemanden zu finden der mir den Wagen aufschließen konnte, aber nachdem jemand nach 20 vollen Minuten erst kam, der mir ermöglichte meinen Einkauf fortzusetzen, war ich dann entgültig Stock sauer. Nach dem dieser arme Kerl meine geballte verbale Wut abbekommen hatte kam schließlich die Wende, die mich auch zu dem Entschluss gebracht hat, lieber ein paar Euro mehr auszugeben und zukünftig nur noch bei REWE einkaufen zu gehen. Innerhalb weniger Minuten standen der Marktleiter und der Geschäftsführer vor mir und haben sich persönlich bei mir für die Unannehmlichkeiten entschuldigt. Der Marktleiter persönlich ist mit mir einkaufen gegangen,  um mir zu helfen. Auch als die Frage von ihm kam, wo ich denn mit meinem Auto stehen würde und ich ihm sagte warum ich ganz hinten stehen würde, kam die nächste Überraschung. Natürlich wurde ich eingeparkt  und kam mit meinem Rolli nicht mehr eigenständig ins Auto. Kein Problem für den Marktleiter, er parkte mein Auto aus, machte ein Foto von meinem Auto mit Nummernschild und versicherte mir das ich ab sofort, bis mein Parkausweis kommt, mit der Sondergenehmigung von Ihm persönlich nun die Erlaubnis hatte auf einem der Behindertenparkplätze  zu parken wenn ich in der Filliale einkaufen gehen wollte.

Resümee aus der ganzen Geschichte: es ist momentan ein Unding was zu Zeiten von Corona los ist und man bekommt gerade als Mensch mit Behinderung wieder arg zu spüren das Deutschland Inklusion noch nicht ganz in der Bevölkerung verstanden hat. Aber da muss man manchmal einfach selbst Hand anlegen, erklären, klar machen, Barrieren in den Köpfen beseitigen und manchmal auch ein großes Dankeschön an die verständnisvollen Menschen in die Welt rausschreiben  🙂

Autor*in: Gastautor*in

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