Die letzten Wochen waren wieder sehr anstrengend, die berufliche Reha wurde verschoben, da mein Klinikaufenthalt so kurz davor erst beendet wurde und da ich noch keine ambulante Therapie habe, die stabilisierend wirken soll.

Mir ist das natürlich auch bewusst, ohne Therapie geht bei mir gar nichts langfristig, das ist ok für mich. Dennoch stellte sich das Verschieben meiner beruflichen Reha als Rückschlag für mich heraus.

Die Reha sollte mir Struktur geben, welche mir fehlt, welche eigentlich ausschlaggebend für mein langfristiges Wohlbefinden ist, denn zuhause alleine mit Zeit die einfach unendlich lange ist und gefüllt werden mag ist es relativ schwierig eine Struktur aufzubauen.

Ich mache seit jetzt etwas mehr als 6 oder 7 Jahren Therapie, hier und da natürlich wegen der falschen Diagnosen und vieles auch als Löschtherapie einzuordnen. Das größte Ziel das ich seitdem habe und welches für mich immer schwierig ist einzuhalten oder umzusetzen, sodass sich endlich mal eine Routine einstellen kann ist nun mal eben Tagesstruktur.

Ich strauchle so durch den Alltag, es gibt Tage oder Wochen in denen ich viel zu tun habe und jeden Tag etwas erledigt werden muss, da geht es mir gut, natürlich – ich habe Struktur.

In anderen Zeitabschnitten sieht es dann eben so aus, dass ich eben nichts externes zu tun habe, abgesehen von meinem wöchentlichen Betreuer Termin und alle zwei Wochen meine Gruppe in die ich sehr gerne gehe. Da fällt es dann sehr schwer meine Zeit gesund und vor allem auch strukturiert zu planen.

Die meisten Tage sehen leider so aus, dass ich morgens ewig brauche um aufzustehen, weil sich die Frage stellt wofür ich denn eigentlich aufstehen soll, ich meine was ist denn zu tun? Ich habe keine Mission. Auch wenn Dinge erledigt werden müssen wie beispielsweise der Haushalt und Wäsche die gerne mal gewaschen werden will, aber sind wir mal ehrlich, selbst wenn ich alles schleifen lasse und meine 1 Zimmer Wohnung zu müllt und meine Wäsche sich dem Gipfel des Mount Everest nähert, in ein paar Stunden ist das dann natürlich auch erledigt.

Wo liegt das Problem? Ganz einfach, sagen wir mal die Pflichten des Ordnungsschaffens sind in 2 – 3 Stunden erledigt, es bleiben also noch über 100 Stunden in der Woche übrig die gefüllt werden müssen wenn wir davon ausgehen, dass ich von 8-23h wach sein sollte.

Vielleicht kennen andere das Problem ja auch, ich kann es nicht genau einschätzen, da ich schon oft den Spruch gehört habe „Du hast es ja gut“, wenn ich manchen Menschen davon erzähle das ich zur Zeit nicht arbeiten bin. Gut? Naja 100 Stunden potentielle Langeweile, alleine schon 100 Stunden klingen extrem lange und dann nichts zu tun zu haben, naja Langeweile pur.

Was macht also mein Kopf mit Langeweile? Er spinnt sich Sachen zusammen die echt nicht feierlich sind. Ein kurzer Gedanke wirft mich schon an manchen Tagen aus der Bahn, ein kurzer intensiver Gedanke und ich werfe mich in die Flut. Das Surfbrett nur ein Schneidebrett, also untergehen ist schon mal vorprogrammiert.

Ich kann nicht mal genau aufzählen welche Gedanken sich da zusammenbrauen, aber ich nehme jede Welle mit. Gedanken, Gefühle, Handlung, ein Kreislauf der jedem von uns der Therapie macht mehr als bekannt sein sollte.

Ich habe die letzten Tage wieder so viel geschlafen, weil ich nichts zu tun habe. Ich mache hier und da meine Sachen die eben dazu gehören, Podcast Aufnahme, Podcast schnitt, Social Media Management, Haushalt, einkaufen und wenn diese Sachen, die nur einen Bruchteil meiner Zeit beanspruchen und nach dem Erledigen dieser Aufgaben wobei manche schöner sind als andere, lege ich mich ins Bett und schlafe. Ich meine ich habe ja alles getan was erledigt werden will.

Ich habe Schwierigkeiten die ganzen Dinge die eben anstehen so zu planen, dass sie meine Wochen angenehm füllen, ich erledige gefühlt alles an einem Tag und den Rest der Woche schaffe ich mir einen Kreislauf in dem ich mich von Wellen umher schleudern lasse. An manchen Tagen schlucke ich so viel Wasser, dass es mir unweigerlich noch schlechter gehen muss, wir erinnern und an den Kreislauf, Gedanke, Gefühl, Handlung, was davon an erster Stelle steht ist natürlich immer variabel.

Also liege ich im Bett, weil ich keine Mission habe und lasse mich vom Nichtstun überschütten, schaufle mir Süßigkeiten rein, während meine Tiefkühlpizza im Ofen vor sich hin bäckt, nur um mich schon räudig zu fühlen bevor die Pizza überhaupt ansatzweise fertig ist. Aber gegessen werden muss sie ja dennoch, ich meine sie ist ja dafür gebacken worden.

Meine letzten Wochen bestanden tatsächlich aus essen (wobei ich nicht das reguläre essen meine) und schlafen.

In diesem Kreislauf, kommen natürlich auch unweigerlich Gedanken und Gefühle hoch die mich einsam zurücklassen die den Kreislauf noch weiter befeuern, weil Essen oder Schlafen in diesen Momenten die erstbeste Möglichkeit sind. Dysfunktional und kurzfristig versteht sich und mit kurzfristig meine ich nicht mal ein Bruchteil von Minuten, ich lasse mich mitreißen von Wellen aus Hoffnungslosigkeit, Perspektivlosigkeit und Einsamkeit und klammere mich an mein Küchenbrett, Holz schwimmt immerhin.

In manchen Momenten aber kommt es rein Intuitiv, ich schreibe mit einer Freundin und erzähle was los ist, es dauert manchmal weil natürlich Glaubenssätze und Grundannahmen auf mich einprügeln die mir weiß machen wollen, dass ich eine Last bin und anderen nur etwas zumute wenn ich mich mitteile, was Schwachsinnig ist.

Je nachdem wie schwerwiegend dieser Kreislauf ist reicht es mir manchmal schon alleine zu sagen, dass ich gerade keine Ahnung habe was ich machen soll, dass mein Bett mich wie magisch anzieht und ich schon das Zweite mal geschlafen habe obwohl wir gerade mal 12 Uhr haben und es verändert sich etwas und ich schaffe es etwas anderes zu tun.

Entgegengesetztes handeln schafft Handlungsfähigkeit und manchmal braucht es echt nicht viel, manchmal natürlich bedarf es noch einem kleinen Gespräch in dem ich mir etwas von Freunden oder der Gruppe abholen muss um wieder ins handeln zu kommen und immer wieder komme ich aus dieser Phase heraus als wäre ich der Erkenntnisse Freund. Erkenntnisse die mir eigentlich schon bewusst sind. Allerdings muss man manche Dinge einfach nochmal hören, damit sie sich im Bewusstsein reaktivieren.

Ein Puzzleteil das womöglich unters Kissen gespült wurde als eine Welle hoch und stark genug war.

Autor*in: Blue

Das wird ein Kampf, ein Kampf um meine Gesundheit, ein Kampf um eine glückliche Zukunft und ein zufriedenes Leben. Diesen Kampf kämpfe ich gerne... zumindest die meiste Zeit.

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