Triggerwarnung: In diesem Beitrag geht es um meine Essstörung.

Momentan nimmt das Thema Essen und Nichtessen wieder einen größeren Raum in meinem Alltag ein. Jede Mahlzeit ist wieder zu einer kleineren oder größeren Herausforderung geworden. Ständig kreisen meine Gedanken um Fragen wie: Was soll ich essen? Wann soll ich essen? Soll ich es nicht doch lieber noch ein bisschen aufschieben? Und war es heute nicht doch etwas viel.

Es ist anstrengend. Ich weiß, dass ich (genug) essen muss. Und dass es auch schon mal besser geklappt hat. Das ist noch gar nicht so lange her. Doch irgendwie ist es wieder schwieriger geworden. Es war ein ziemlich schwieriger Schritt, das meiner Therapeutin zu gestehen. Aber auch ein ziemlich wichtiger. 

Ich schäme mich dafür, dass ich wieder in alte Verhaltensweisen zurückgefallen bin. Und gleichzeitig macht es mir Angst, wie schnell das geht. Es fühlt sich so sehr nach Versagen an – auch wenn meine Therapeutin meint, dass es aktuell kein Wunder ist, dass ich mir wieder Sicherheit in der Essstörung suche. 

„Ich weiß, das ist unangenehm, aber wir müssen darüber sprechen”, sagte meine Therapeutin in der letzten Therapiestunde. Das weiß ich auch. Aber es ist trotzdem unheimlich unangenehm, über Essensmengen und mein Gewicht zu sprechen. Ich schäme mich dabei – in zweierlei Hinsicht. Zum einen ist da Scham, weil ich weiß, dass beides zu wenig ist und weil ich es momentan einfach nicht schaffe, sowas vermeintlich Normales wie Essen vernünftig hinzubekommen. Zum anderen ist da Scham, weil sich beides trotzdem gleichzeitig so viel anfühlt. Zu viel. 

In wenigen Wochen werde ich einen Termin bei einer Ernährungsberaterin wahrnehmen. In der Hoffnung, dass sie mir zumindest ein bisschen Sicherheit an die Hand geben kann. Denn neben der Essstörung haben auch mein Rheuma und diverse Allergien einen Einfluss auf meine Überforderung mit dem Essen. Ich bin gespannt auf den Termin. Und gleichzeitig habe ich große Angst. Mich dabei intensiv mit dem Thema Ernährung auseinandersetzen zu müssen, wird sicherlich nicht leicht. Und sicherlich werde ich über mein aktuelles Essverhalten sprechen müssen sowie konkret über Lebensmittel, die ich momentan esse oder halt auch nicht. Es ist immer ziemlich schambesetzt für mich, wenn andere Menschen mitbekommen, was ich an einem Tag insgesamt esse. Weil ich immer Angst habe, dafür dann auch negativ bewertet zu werden. 

Trotzdem weiß ich, dass die Ernährungsberatung ein sinnvoller Schritt ist. Und bis dahin trinke ich noch ein paar Tassen Mutschokolade, um mich dieser Herausforderung zu stellen. 

Autor*in: Mutsammlerin

An ein Leben ohne Angst kann ich mich nicht erinnern. Aber ich kann davon träumen, die Angst aushalten und für meine Träume kämpfen.

in Zusammenarbeit mit:

Logo Schon mal an Selbsthilfegruppen gedacht?