Ich habe hier einen Text für euch, den ich damals über mein Praktikum in Neuseeland geschrieben habe. Ich denke, er spricht für sich 🙂

Mein Name ist Inken. Ich bin 30 Jahre alt und wurde im Alter von 11 Jahren mit Morbus Crohn diagnostiziert. Ich studiere Gesundheitsmanagement in Fulda (Hessen) und bin ehrenamtlich seit mehreren Jahren für die DCCV tätig.

Mit meiner Diagnose im Alter von 11 Jahren änderte sich mein Leben plötzlich, aber die Welt um mich herum drehte sich trotzdem weiter. Ich hatte Morbus Crohn und musste mit allem fertig werden – starke Schmerzen, Durchfall, permanente Müdigkeit. Die folgenden Jahre waren sehr unberechenbar und ich war nie für längere Zeit in Remission.

Meine Faszination, in ein fremdes Land zu reisen und dort eine längere Zeit zu verbringen, begann während des Erlernens von Englisch und Französisch in der Schule – und später dann auch Spanisch. Obwohl ich immer noch Probleme mit meinem Darm hatte, hörte ich nie auf davon zu träumen.
Mit Hilfe der Stiftung Darmerkrankungen, von der ich ein Stipendium für ein Auslandspraktikum bekam, und der Unterstützung der DCCV, hatte ich nun 2017 die Möglichkeit nach Dunedin (Neuseeland) zu reisen.

Ich habe für 15 Wochen ein Auslandspraktikum in der medizinischen Abteilung der Universität von Otago gemacht, wo ich an einer Vergleichsstudie über chronisch-entzündliche Darmerkrankungen mitgearbeitet habe. Außerdem lernte ich das neuseeländische Gesundheitssystem kennen, insbesondere die Selbsthilfeorganisation Crohn’s und Colitis New Zealand (CCNZ).

Trotz großer Unterstützung, hatte ich auch trotzdem noch viel Arbeit und Vorbereitungen vor meiner geplanten Abreise nach Neuseeland:
• Buchung von Flügen, Beantragung eines Visums und Suche nach einer geeigneten Unterkunft
• Sammeln aller Medikamente, die ich mitnehmen musste (viele Rezepte für jedes Medikament notwendig)
• Suche nach einer Auslandskrankenversicherung, die auch Leistungen für Patienten mit chronischen Erkrankungen übernimmt
• Gespräch mit meinem Hausarzt über benötigte Dokumente, die meine laufende Medikation bestätigen
• Anfrage an die Firma Abbvie (Hersteller von Humira) für einen sogenannten Humira ID Pass/Ausweis, viele Kühlpacks und zwei spezielle Humira-Kühltaschen
• Terminplanung mit meinen Fachärzten (Gastroenterologen, Urologen, …) in der Heimat, um vor der Abreise jeweils einen umfassendes Check-up durchführen lassen zu können
• Durchführung von Routine-Blutuntersuchungen sowie das Erhalten von B12-Injektionen

Das größte Problem, das ich bis dahin hatte: Wie transportiere ich meine 10 gekühlten Humira-Spritzen für einen Zeitraum von mehr als 40 Stunden? Ich bekam viele Kühlpacks von der Firma Abbvie als ersten Schritt, aber in den Flugzeugen war es den Flugbegleitern nicht gestattet, diese wieder einzufrieren. Stattdessen gab es nur Eiswürfel.

Ich musste diese jedoch alle paar Stunden wechseln, da die Temperatur in den beiden Kühltaschen zwischen +2 und +8 Grad Celsius liegen musste. Um noch besser nach außen zu isolieren und die Kälte halten zu können, habe ich mir zusätzlich eine größere Kühltasche gekauft und die beiden kleinen dort hineingepackt.

Aber wie überprüft man die Temperatur? Jedes Mal die Taschen öffnen und riskieren, dass es innen wärmer wird? Mein Freund schlug mir deshalb vor, ein Bluetooth-Thermometer zu benutzen. Zuerst bestellte ich sowohl ein Bluetooth- als auch ein normales Thermometer, um zu sehen, ob die Messwerte zuverlässig waren, machte mir Notizen und registrierte Ergebnisse. Ich bestellte daraufhin ein zweites Paar und machte ein paar neue Tests und war schließlich zufrieden.

Vor meiner Abreise war ich trotzdem noch ein wenig ängstlich und nervös, ob alles mit kontrollierter Temperatur funktionieren und regelmäßig neue Kühlpacks bzw. Eiswürfel bekommen würde. Sehr teure Spritzen und ein sehr langer Flug – nicht wirklich die beste Kombination…
… aber am Ende lief alles reibungslos und selbst die Sicherheitsüberprüfung war keine große Sache.

Nach meinem sehr langen Flug plagte mich für 2-3 Wochen ein Jetlag und ich war dauerhaft müde, aber danach hatte ich mich daran gewöhnt. Während meiner gesamten Reisezeit und der Zeit des Praktikums habe ich beständig Ausschau nach sanitären Anlagen gehalten. Alles in allem hat mich mein Darm ein wenig gestresst, aber es ist nichts wirklich „Schlimmes“ passiert (die Flüge waren gut, aber als ich einmal zur Pinguinbeobachtung am Strand war und auch einmal mitten in meinem Christchurch-Städtetrip hatte ich einige sehr schwierige „Crohn-Momente“, für die sich glücklicherweise jeweils eine gute Lösung finden ließ). Auf der Nordinsel wollte mein Crohn das WC in einem Bus testen – nicht sehr bequem aber es hat geklappt. Im Allgemeinen gab es immer eine Lösung für jedes Problem von Crohn.

Ich habe überall in der Stadt bzw. im ganzen Land und vor allem speziell in meinem engeren Umfeld sehr freundliche Menschen kennengelernt. Zum Beispiel ging ich zu einem lokalen CCNZ-Selbsthilfegruppentreffen in Dunedin und hatte zudem die Möglichkeit, an einer Vorstandssitzung in der Hauptstadt Wellington teilzunehmen. Meiner Meinung nach ist es ein sehr wichtiger Punkt, die Förderung der Kommunikation zwischen uns als CED-Patienten, auch im internationalen Kontext!

Obwohl innerhalb meines gesamten Aufenthaltes ein Bluttest notwendig war, weil ich mich müde und erschöpft fühlte, und ein wenig Darmschmerzen hatte, verringerte das nicht im Geringsten meine Freude über meinen Aufenthalt.

Ich bin immer noch begeistert von dem tollen Praktikum, den vielen wundervollen Menschen und einfach einer unbeschreiblich herausragenden Zeit in Neuseeland. Das Praktikum und Reisen durch Neuseeland haben mir geholfen und mein Leben auf viele Arten verändert, die ich vorher nicht bedacht hatte. Ich werde auf jeden Fall eines Tages einen neuen Besuch wagen! Ich möchte es jedem empfehlen, unabhängig von Krankheit oder Geld. Probiert es aus – es gibt immer einen Weg.

Autor*in: Travelgirl

Das bin ich - Travelgirl. Ich bin 32 Jahre alt und wurde im Alter von 11 Jahren mit Morbus Crohn diagnostiziert. Ich studiere Public Health in Fulda und bin ehrenamtlich seit mehreren Jahren für die DCCV tätig.

in Zusammenarbeit mit:

Logo Schon mal an Selbsthilfegruppen gedacht?