Bücherwurm: Schwierige Frage. Vermutlich, das es gute und schlechte Phasen geben wird. Das wir viel über uns lernen werden, das wir auch lernen geduldig mit uns zu sein und eine Empathie entwickeln werden, welche wir vorher nicht in der Form kannten. Ich würde meinem jüngeren Ich von den Abenteuern vorschwärmen die uns erwarten und auch ganz viel über die Selbsthilfe erzählen. Einfach damit mein jüngeres Ich weiß, das sich die schwierigen Phasen lohnen werden und wir ganz viel aus der Selbsthilfe ziehen können. Das wir wachsen und das wir vor allem viel, viel Selbstbewusster werden, das wir unsere Meinung vertreten und uns eben nicht mehr alles gefallen lassen. Das wir stärker werden und auch mutiger. Das wir zufriedener werden und das wir einen Hund in unserem Leben haben werden. Das sich alles so entwickeln wird, wie das Schicksal es für uns vorsieht. Und zum Schluss würde ich sagen, „Wir haben nicht aufgegeben, wir haben weiter gekämpft und sind heute froh am Leben zu sein.“ das würde ich meinem 17-jährigen ich, sehr gerne mitteilen, auch das die Verluste unserer Liebsten weniger schmerzen werden. Das aus dem schüchternen, unsicheren Pflänzchen, ein starker Baum mit gutem Wurzelwerk geworden ist.

Mutsammlerin: Die Worte von Bücherwurm haben mich gerade sehr berührt. Richtig stark, diese Entwicklung!
Ich würde meinem jüngeren Ich gerne sagen, dass es auch mit der Angststörung möglich ist, schöne Momente zu erleben und liebe Menschen kennenzulernen. Und ich würde auch sagen: Du bist mutiger als du denkst.

HighHopesInBlueSkys: So schöne Worte von Bücherwurm! Ich würde meinem jüngeren Ich sagen, dass es einen Sinn gibt für alles was passiert und passiert ist, auch wenn dieser nicht immer gleich ersichtlich ist, und dass überhaupt das Leben einen Sinn hat und es sich lohnt diesen zu finden und zu verfolgen. Ich würde ihm sagen, dass es im Leben nicht hauptsächlich um Leistung geht, sondern um Liebe, Glauben, Freude und freundliche, druckfreie Entwicklung. Dass Fehler okay sind und kein Grund zur Härte gegenüber sich selbst, sondern als Treibstoff für neue Entwicklungen und Veränderungen dienen können. Ich würde ihm schon viel früher die Erleichterung der Offenheit im Umgang mit anderen wünschen. Ich würde ihm erzählen, dass für sich kämpfen nicht immer anstrengender wird, sondern mit der Zeit leichter und begleitet von Freudemomenten sein kann. Und dass auf jeden Kummer und Schmerz auch wieder gute Zeiten folgen, die einen mit dem Erlebten versöhnen können. Und dass Weisheit eben etwas ist, was erst wachsen muss und sich mit Fort- und auch Rückschritten immer weiter gestaltet. Dass das nicht nur eine Hilfe für sich selber, sondern auch für andere sein kann. Und dass Geben Freude macht, auch wenn man selber gerade im Mangel ist. Und schlussendlich würde ich ihm sagen, dass man nie allein ist, auch wenn man es manchmal denkt, und dass man die echten Freunde erst finden kann, wenn man selber echt wird.

Buchstabenspielerin: Das ist ein sehr schönes Thema und so tolle Worte wurden bereits gefunden.
Ich würde meinem jüngeren Ich sagen wollen, dass es gut ist wie es ist. Dass es die Anerkennung nicht nur von außen braucht, sondern auch sich selbst geben kann. Ich würde mein jüngeres Ich so oft gern in den Arm nehmen und trösten und sagen wie stolz ich auf es bin. Dass es nie aufgibt, dass es für sich und andere einsteht und trotz allem den eignen Weg geht. Lass dir nicht ausreden, was du tief in dir weißt von Menschen, die noch weniger Ahnung haben. Nimm Hilfe an, wenn es nicht mehr geht und andere mögen dich auch, gerade weil du nicht perfekt bist. Ich würde ihm versichern, dass es ein paar Freunde hat, die bleiben. Dass nicht alles die eigene Schuld ist, sondern Reaktionen immer auch mit dem Gegenüber zu tun hat.
Genieße die Momente, so viele Abenteuer liegen noch vor dir. Du darfst noch so viel lernen, soviel sehen und Menschen kennenlernen. Erlaube dir, dass du noch nicht allen können kannst oder musst. Hör nie auf zu schreiben, zu tanzen – dich auszudrücken.
Hinter dem Kampf, der Unsicherheit wirst du Frieden mit dir finden!

Dickdarmlos: Was ich meinem jüngeren Ich sagen würde? Sei laut und kämpfe. Lass dich von Systemen nicht einschüchtern und such dir Hilfe, auch rechtlich. Vertraue keinem Arzt, egal wie bekannt dieser ist, und höre immer auf dein Bauchgefühl. Die Notbremse darfst du immer ziehen – egal in welchem Kontext. Pass gut auf dich auf und vertrau nur dir selbst!
(Ja… Diese Ansagen sind ziemlich klar, aber das Leben ist nun mal kein Zuckerschlecken. Hätte ich mich an einigen Stellen gewehrt, säß ich nun vermutlich nicht so tief in der Sch***e. Man lernt aus seinen Erfahrungen und würde seine Jüngeres ich bestmöglich beschützen wollen.)

Bossi: Ich merke immer wieder, dass ich nicht vergessen darf, die Dinge, die ich meinem jüngeren Ich raten würde auch in regelmäßigen Abständen, meinem gegenwärtigen Ich zu sagen. Diese beziehen sich auf bestimmte Glaubenssätze, die sich damals etabliert haben und bis heute nachwirken.
“Glaub an dich!”, “Du kannst viel mehr, als du dir zutraust!”, “Du bist stärker, als du denkst!”, “Es werden bessere Zeiten kommen!” und so vieles rufe ich mir immer wieder ins Gedächtnis. Alles Sätze, die mein jüngeres Ich gerne gehört hätte, vielleicht auch gehört hat, aber noch nicht bereit war, anzunehmen.

Autor*in: Alle zusammen

Wir sind die Blogautor*innen von Lebensmutig. Wir schreiben über unsere Erfahrungen mit Selbsthilfe, über unsere Erkrankungen und Themen und über die Herausforderungen, die wir bewältigen. Manchmal diskutieren wir untereinander über Themen, die uns gerade auf den Nägeln brennen. Dann dokumentieren wir das unter diesem Profil in einem besonderen Beitrag.

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