Als ich in der Grundschule war, sollte ich einmal bei einem Elternabend ein Gedicht vorlesen. Ich hatte panische Angst davor und war mir sicher, dass ich vor lauter Aufgeregtheit nur rumstottern würde. Meine Mutter hat mir gut zugeredet und mich daran erinnert, dass ich zu Hause meinen Geschwistern doch so gerne etwas vorlesen würde und alle es immer ganz toll fänden. So hat sie mir Selbstvertrauen gegeben und mich dazu gebracht, diese Aufgabe zu meistern.

Laut Wikipedia bezieht sich Selbstvertrauen auf die Überzeugung, bestimmte Kompetenzen, Fähigkeiten und Erfahrungen zu haben. Es ist damit eine Teilkomponente des Selbstwertes. Selbstvertrauen entsteht, wenn wir merken, dass wir bestimmte Dinge gut können. Fehlt dieses Vertrauen in uns selbst, werden wir unsicher, gehemmt und voller Zweifel. Oft hat ein geringes  Selbstvertrauen seinen Ursprung in den Erfahrungen als Kind. Wenn wir keine Erfolgserlebnisse hatten oder unsere Eltern nicht an uns geglaubt und uns nicht ermutigt haben, dann glauben wir, dass mit uns etwas nicht in Ordnung ist. Und dann ist es schwer, das nötige Vertrauen in uns selbst zu gewinnen.

Mangelndes Selbstvertrauen kann aber in jedem Alter auftauchen. Oft hat es auch etwas damit zu tun, dass wir das Gefühl haben, anders als die Menschen zu sein, denen wir in diesem oder jenem Lebensabschnitt begegnen. Weil wir nicht so taff sind, oder zu sensibel, weil wir ein Handicap haben, oder durch Krankheit nicht alles machen können, was andere machen. Wir fühlen uns dann blöd, dumm, hässlich, unfähig oder schwach. Diese Gefühle abzulegen, fällt unheimlich schwer.

Soweit die Theorie. Aber was bedeutet das nun in der Praxis? Wie gelingt es uns, uns selbst und unseren Fähigkeiten zu vertrauen? Müssen wir dafür so werden wie die anderen oder können wir nicht versuchen, auch mit unseren vermeintlichen Fehlern oder Schwächen zu leben und trotzdem Selbstvertrauen gewinnen? Wie überzeugen wir uns selbst davon, dass wir was können, dass wir liebenswert sind, dass wir uns selbst vertrauen können – so wie wir sind? Oder müssen wir uns dafür selbst optimieren, schlaue Ratgeber lesen und Selbsterfahrungs-Seminare besuchen?

In diesem Monat wollen wir in unserem Blog davon erzählen, wie wir es schaffen, Selbstvertrauen zu gewinnen. Oder davon, wie es ist, wenn das Selbstvertrauen sich immer wieder plötzlich davonschleicht. Und wir berichten davon, welche Rolle andere dabei spielen, mehr Selbstvertrauen zu gewinnen: Freunde, Kolleg*innen, Angehörige oder unsere Selbsthilfegruppe. Lest selbst und erzählt uns in euren Kommentaren von euren eigenen Erfahrungen.

Autor*in: Ruth von der NAKOS (2018-2020)

als Mitarbeiterin der NAKOS für alles rund um das Thema Junge Selbsthilfe zuständig.

in Zusammenarbeit mit:

Logo Schon mal an Selbsthilfegruppen gedacht?