Symbolbild Generalisierte Angststörung
Wenn ich erwähne, dass ich eine Angststörung habe, folgt meist die Nachfrage „Wovor hast du denn Angst“? Die Antwort darauf finde ich nicht ganz so einfach. Manchmal antworte ich „Ich habe Angst vor Allem“, aber das stimmt so nicht. Deshalb versuche ich hier mal zu beschreiben, was eigentlich hinter einer Generalisierten Angststörung steckt.

Hinweis: Es handelt sich dabei um meine rein subjektive Beschreibung und bezieht sich auch nur darauf, wie sich die Angststörung bei mir persönlich zeigt. Mir ist klar, dass das bei jedem anderes aussieht und unterschiedlich stark ausgeprägt ist.

4 Charakteristika der Generalisierten Angststörung

Googelt man das Wort „generalisiert“ im Zusammenhang mit einer Angststörung, dann stößt man meist auf die Begriffe „unspezifisch“, „ständig“, „unkontrollierbar“, „überall“. Das trifft es schon ganz gut, deshalb will ich näher darauf eingehen.

„Unspezifisch“

Das Wichtigste zuerst: Bei einer Generalisierten Angststörung hat man nicht vor einer speziellen Sache Angst – Im Gegensatz zu Phobien (Spinnenphobie o.ä.) oder spezifischen Ängsten, wie beispielsweise Höhenangst. Vielmehr sind die Ängste wechselnd und können sich auf alles Mögliche beziehen. Und damit meine ich tatsächlich: ALLES Mögliche. Es können zum Beispiel Ängste vor gravierenden Einschnitten im Leben sein (Tod einer geliebten Person, Kündigung des Jobs, Autounfall etc.), es können aber auch genauso gut Ängste vor ganz banalen, vermeintlich kleinen Dingen sein (Gewichtszunahme, sich im Gespräch mit anderen zu verhaspeln oder die geplante Sporteinheit nicht zu schaffen). Was bei mir häufig auch der Fall ist, ist die Gegensätzlichkeit mancher Ängste. Ich habe beispielsweise nach dem Aufwachen Angst davor, alle anstehenden Aufgaben des Tages nicht rechtzeitig zu schaffen. Wenn ich diese dann aber schon um 14 Uhr erledigt habe, mache ich mir Sorgen, dass ich den Rest des Tages nichts mehr mit mir anzufangen weiß und mich langweile. Also einerseits die Angst davor, zu viel zu tun zu haben und andererseits Angst davor, zu wenig zu tun zu haben. Das beschreibt ganz gut, dass die Angststörung überhaupt keiner Realität folgt und mit Logik nicht wirklich zu erklären ist.

„Ständig“

Dadurch, dass die Ängste sich quasi die Klinke in die Hand geben und oft auch parallel da sind, ist die Generalisierte Angststörung allgegenwärtig. Wenn ich vor einer bestimmten Situation Angst habe (Vortrag oder Arztbesuch zum Beispiel) und diese dann vorbei ist, sucht sich die Angst sofort eine neue Situation. Der Kopf und der Körper kommen also nie zur Ruhe. Überall lauern neue Sorgen. Das Angstgefühl ist ständig da.

„Überall“

An den Punkt „ständig“ schließt sich auch das Merkmal „überall“ an. Leide ich beispielsweise unter Höhenangst, fühle ich die Angst nur, wenn ich mich in (größeren) Höhen aufhalte. Sie ist also lokal begrenzt. Eine Generalisierte Angststörung aber ist nicht an einen Ort gebunden. Sie kann überall auftauchen. Betroffene haben also keinen Ort, an dem sie sicher sein können, dass sie die Angst dort nicht heimsucht.

„Unkontrollierbar“

Zu guter Letzt will ich noch auf den Punkt „unkontrollierbar“ eingehen. Den sehe ich etwas kritisch, da er unterstellt, dass Betroffene ihrer Angst komplett ausgeliefert sind und nichts beeinflussen können. Das stimmt in meinen Augen nicht ganz, denn wie bei vielen anderen psychischen Erkrankungen auch, kann man lernen, wie man die Angst in den Griff bekommt. Man kann Verhaltensmuster erarbeiten, mit denen man der Angst entgegenwirken kann und sie daher doch irgendwie kontrollieren. Unkontrollierbar ist jedoch wovor ich Angst habe. Ich kann mir morgens nicht aussuchen, auf was sich die Angst an dem Tag konzentrieren wird. Manchmal gibt es Wochen, an denen ein Aspekt bzw. eine Sorge im Vordergrund steht und alle anderen dominiert. Es gibt aber auch Wochen, da wechseln die Ängste ständig, manchmal sogar innerhalb eines Tages. Es ist quasi so, als ob in meinem Kopf ein großer Lostopf mit verschiedenen Angstsituationen /- szenarien liegt, aus dem jeden Tag wahllos etwas rausgezogen wird, dass dann mein Denken beherrscht.

Autor*in: kopfstark

Seit ich denken kann begleitet mich die Angst. Nicht so, wie sie jeden Menschen begleitet, sondern ständig und in den meisten Fällen unbegründet (objektiv betrachtet). Seit ich ein kleines Mädchen bin, habe ich Therapieerfahrung gesammelt und durch ständiges An-Mir-Selbst-Arbeiten viel über mich, das Leben und die Psyche gelernt. Hier möchte ich gerne etwas davon teilen.

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