Ich frage mich manchmal, ob der Vergleich und das Vergleichen mit anderen Menschen der Tod des Glücks sein können. Zum Tod meines Glücks führt diese Art von Vergleich häufig, obwohl es eigentlich nicht der Fall sein müsste.
In letzter Zeit werde ich ständig mit Vergleichen konfrontiert. Ich weiß, dass ich überdurchschnittlich lange für mein Studium benötige. Dennoch fühlt es sich unglaublich unangenehm und immer wieder aufs Neue verletzend an, wenn ich im abschätzigen Ton, garniert mit einem zynischen Lacher, danach gefragt werde, wann ich denn endlich fertig bin.
Ich glaube, dass mir diese Frage an sich nichts ausmachen würde, wenn dieser abfällige Unterton nicht dabei wäre. Ein Ton, der einem das Gefühl gibt, weniger wert und damit ein weniger wertvoller Mensch zu sein. Ist ja nicht so, dass ich mich in Nächten, in denen der Kopf Amok läuft und das Gedankenkarussell laut und in voller Geschwindigkeit seine Runden dreht, nicht schon schlecht genug fühlen würde. Zu tief internalisiert ist das Gefühl in mir, dass ich nur etwas wert sei, wenn ich etwas leiste und wenn ich etwas habe.
Besonders auf Familienfesten ist dies häufig der Fall. Immer dann, wenn sich die Verwandtschaft trifft und das Vergleichen losgeht. Wer hat sich das neueste Auto gekauft, wie war die letzte Kreuzfahrt, wie steht es um die Renovierung des Eigenheimes, wann wird die nächste Investition in ein materielles Zukunftsprojekt getätigt? Alles Fragen, mit denen ich konfrontiert werde und zu denen ich keinen Anschluss habe. Wenn ich ehrlich mit mir bin, auch nicht haben will. Dennoch wird beim Aufkommen dieser Fragen ein tiefes Unbehagen in mir ausgelöst, wodurch alles an Glück und Zufriedenheit in mir augenblicklich zu ersticken droht.
Dabei habe ich so viel, auf das ich wirklich stolz sein kann und es auch bin. Nicht jeder kann von sich behaupten, seine Substanzgebrauchsstörung so weit im Griff zu haben, dass man nun seit mehr als zehn Jahren abstinent ist. Nicht jeder kann von sich behaupten, dass man als Migrantenkind im Alter von neun Jahren eine neue Sprache lernt, diese akzentfrei sprechen kann und ein Studium der Germanistik anfängt. Nicht jeder kann von sich behaupten, trotz der eigenen körperlichen Behinderung sportlich aktiv zu sein und es zu lieben, Sport zu treiben.
Ich habe wirklich so viel, auf das ich stolz sein kann, und während ich diese Zeilen schreibe, ich auch stolz bin. Warum sollte ich mir dann durch diese doofen Vergleiche mein eigenes Glück nehmen lassen?
Vielleicht, weil ich es nie anders gelernt habe?
Weil ich es nie anders gelernt habe!“

Autor*in: Bossi
Ich möchte meine eigene Gruppe etwas anders angehen und die üblichen Runden einer Selbsthilfegruppe mit ein paar innovativen Methoden etwas beleben. Über eben diesen Einsatz von Methoden in der Selbsthilfe, meine Erfahrungen damit und meine persönliche Suchtgeschichte möchte ich im Blog berichten und mich darüber austauschen.
Hey Bossi,
ist ein wirklich großes Thema was du da aufmachst. Vergleiche spielen in unserer Gesellschaft leider eine so große Rolle und auch ich erwische mich viel zu oft dabei, meine Leistung, meinen „Besitz“, quasi mein ganzes Leben mit anderen Menschen zu vergleichen. Meistens „verliere“ ich dabei, weil meine ausgesuchten Referenzpunkte bei allem mindestens zwei, drei Etagen weiter oben liegen… Schon absurd irgendwie, weil meine innere Haltung eigentlich eine andere ist: der Wert eines Menschen hat ja mal gar nix damit zu tun, wie schnell er/sie sein/ihr Studium beendet hat, wie viel Kohle jemand verdient, welche Karre man gerade fährt oder welchen ach so coolen neuen Fummel man gerade geshoppt hat. Trotzdem hat man diese und andere Aspekte immer im Auge.
Der einzige wirklich lohnenswerte Vergleich ist der zwischen meinem gegenwärtigen Ich und meinem vergangenen Ich. Wie du schon sagst: es gibt so viel Anlass stolz zu sein. Trotz Hürden, Hindernisse und diverser Schwierigkeiten seinen Weg auch durch steinige dunkle Täler zu gehen, macht das Leben unbezahlbar – auch, weil man hier und da einer Abzweigung folgt, die einem viel mehr inneren Reichtum bescheren kann, als der „einfache“ Weg geradeaus. Es lohnt sich im jedem Fall, manche Dinge wieder zu verlernen – auch wenn es seine Zeit dauert und oft schwerfällt.
Hallo Bossi :),
Wie du für dich schon erkennen konntest, sind diese Fragen, bzw diese Themen die deine „Verwandschaft“ verfolgt nicht deine!
Ich weiß wie schwer es ist sich von internalisierten Gedanken, Ängsten, Gefühlen der „Nichtsnutz“ in der Familie zu sein, weil man es irgendwie immer auf sonderbar deutlich unterschwellige Art gesagt bekommt, loszulassen.
Du gehst DEINEN Weg, für DEIN Leben. Du hast Ziele an die du dich anpirschst und die du angehst, welche du mit einer Gewissenhaftigkeit verfolgst die sie nicht jeder hat.
Vielleicht hilft es dir, in solchen Momenten dir die „Ideen der anderen“ mal vorzustellen und dich als Hauptperson in dem ganzen zu sehen. Schnell wirst du merken, dass es auf viel mehr ankommt, auf wichtigere Dinge im Leben. Dinge und Werte die du mitbringst und Ziele die Du erreichen willst, weil sie dein Glück sein werden, nicht das der anderen.
Würdest du ihren Weg auch gehen, würden sie dennoch solche Fragen stellen, sich mit dir messen wollen und sich über Alle Maße „erhaben fühlen, wenn sie einen Euro mehr auf dem Konto haben.
Also das Problem liegt nicht an dem Weg den DU gehst, sondern das Problem liegt bei jenen die sich mit Nichtigkeiten profilieren wollen um allen und vor Allem sich Selbst zu beweisen was für „Macher“ sie sind, obwohl sie tief im Inneren leer und orientierungslos und einsam sind. (reinste Mutmaßung)
liebe Grüße 😉
Bis Sonntag 🙂
-Blue