In diesem Beitrag wird das Thema Tod thematisiert. Falls du mit diesem Thema Schwierigkeiten haben solltest dann empfehle ich dir diesen Beitrag nicht zu lesen.
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Arbeitsunfähig auf unbestimmte Zeit

Ein halbes Jahr später starb dann leider meine Großmutter nach jahrelanger Krankheit. Wir haben immer wieder die Angst gehabt es würde bald zu Ende gehen,  aber meine Großmutter hat immer gekämpft und hat lange durchgehalten. Sie wurde an dem Tag noch operiert, es war eine kleine OP wegen einer schlimmen Verstopfung. Die Narkose war dann aber zu viel für sie.

Wir wurden ins Krankenhaus gerufen um uns zu verabschieden. Ich war wie gelähmt als ich sie da so liegen sah. In ihren letzten Stunden waren wir bei ihr und ganz langsam merkte man das es vorbei geht. Es hat mir komplett den Boden unter den Füßen weggerissen, einen Menschen zu verlieren der mir so Nahe stand und der mir die Welt bedeutet. Ich hatte das Gefühl die Kontrolle zu verlieren und so verschlimmerte sich auch meine Essstörungsproblematik, denn wenn ich mir Essen verweigere oder zu viel genehmige damit es mir für einen Moment lang gut geht, dann habe ich wenigstens das unter Kontrolle… dachte ich, aber das war natürlich zu keinem Zeitpunkt ein Zeichen von Kontrolle.

2 Tage später ging ich wieder Vollzeit arbeiten was der nächste Fehler meinerseits für mein Wohlbefinden und vor allem für den Trauerprozess war, dass merkte ich dann als ich 2 Monate später komplett abgestürzt bin und der Weg in eine Klinik für mich der einzige Weg war. Ich ließ mich wieder krank schreiben und nicht mal 3 Monate später habe ich gekündigt.

Ich war bereits dabei meine Ausbildung zu verlängern, da mir die Abschlussprüfung verweigert wurde wegen meines langen Klinikaufenthalts. Ich wusste das dass jetzt erst mal nichts mehr wird mit der Ausbildung.

In meinem zweiten Klinikaufenthalt muss ich ehrlich zugeben habe ich keine Ahnung voran da gearbeitet wurde… Ich hatte das Gefühl es war eine reine Krisenintervention in einem geplanten Intervall. Es wurde an mehreren Themen gearbeitet, aber so richtig konnte ich damals keine Fortschritte sehen. Obwohl, ich hatte es damals geschafft meinem Drogenkonsum zu beenden (bis heute erfolgreich). Ich wusste aber auch, zuhause kann ich nicht mehr bleiben, es gab immer wieder Streitthemen, ich hatte das Gefühl ich bin der einzige der ansatzweise versucht an sich zu arbeiten und meine Familie tritt auf der Stelle. In dieser Umgebung zu bleiben, war toxisch für mich und ich wusste das auf Dauer ein Rückfall vorprogrammiert ist.

So Setzte ich mich mit dem Sozialdienst der Klinik auseinander, 3 Wochen vor meiner Entlassung. Dort wurde mir eine betreute Wohnform für Junge Menschen empfohlen. Dort hatte ich auch recht schnell ein Vorgespräch bekommen und ich und die Sozialarbeiterin ließen der Leitung der Einrichtung die Dringlichkeit spüren. Nach der Klinik war ich dann noch knapp 3 Monate zuhause, ständig im Austausch mit der Leitung der Einrichtung und konnte ihr beweisen, dass ich für meine Ziele auch abstinent bleiben kann. Das war die Voraussetzung.

Im Dezember 2020 zog ich dann in eine betreute WG. Auf das WG Leben werde ich hier nicht eingehen, da ich das in anderen Beiträgen bereits erläutert habe. Im Januar 2021 begann ich dann in einer (ich kann es nicht anders nennen) Werkstätte für beeinträchtigte Menschen meine arbeitstherapeutische Maßnahme. Mehr als Luftpolsterfolie zuschneiden, falten und rollen, Kabelbinder wiegen und bündeln und noch weitere niederschwellige Arbeiten gab es dort nicht. Klar ich bin dankbar, dass ich etwas zu tun hatte um wieder mehr Struktur in mein Leben zu bekommen und es gibt dort bestimmt Menschen die auf jeden Fall davon profitieren, da sie nicht in der Lage sind anspruchsvollere Aufgaben zu machen. Eine Daseinsberechtigung hat diese Arbeit auf alle Fälle.

Im Juli begann ich dann in einem Restaurant meine weitere arbeitstherapeutische Maßnahme und ich muss sagen das ist auf jeden Fall der erste Arbeitsmarkt auch wenn die Leitung das so niemals betiteln würde. Klar wir sind in gewisser weise in einem geschützten Rahmen, es wurde von einer Arbeitstherapeutin individuell auf unsere Schwierigkeiten eingegangen und wir haben davon alle profitiert.

Autor*in: Blue

Das wird ein Kampf, ein Kampf um meine Gesundheit, ein Kampf um eine glückliche Zukunft und ein zufriedenes Leben. Diesen Kampf kämpfe ich gerne... zumindest die meiste Zeit.

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