Zusammenfassung

Ich habe schon relativ früh damit angefangen, mich zu vergleichen. Mit einem großen Bruder, der ungeniert vor allen anderen “Nummer 1” genannt wurde, war es natürlich ein Leichtes, in die Rolle eines Vergleichers zu schlüpfen.

In diesem Text wird das Thema der Objektifizierung im sexuellen Kontext und Themen wie sexueller Missbrauch angedeutet. Bei manchen Menschen kann dieses Thema negative Reaktionen auslösen. Bitte sei achtsam, wenn das bei dir der Fall ist.

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Ich habe schon relativ früh damit angefangen, mich zu vergleichen. Mit einem großen Bruder, der ungeniert vor allen anderen “Nummer 1” genannt wurde, war es natürlich ein Leichtes, in die Rolle eines Vergleichers zu schlüpfen.

Ich konnte es rückblickend nie richtig machen, auch wenn vielleicht vieles durch meinen schwarz gefärbten Blick in die Vergangenheit eingefärbt ist und vermutlich vieles bisschen über dramatisiert wurde in meinen Gehirnwindungen, die dafür verantwortlich sind, die Vergangenheit abzuspeichern. Aber seis drum.

In der Schule hat es natürlich nicht nachgelassen, als Opfer abgestempelt wächst man nicht gerade aus der Rolle heraus, sich mit anderen zu vergleichen.

Mir mit 10 Jahren schon Gedanken machen müssen, wieso andere dünner sind als ich, warum andere bessere Klamotten haben, cooler sind und wenn dann irgendwann noch die Hormone der Pubertät meinen komplett den Streuselkuchen raushängen zu lassen, natürlich auch noch damit.

Habe immer versucht wie andere zu sein, nein nicht wie alle anderen, wie die Menschen, die gemocht werden. Menschen, die nicht wegen des Aussehens oder der familiären Lage der Eltern in irgendeine niedere Schublade gestopft werden.

Vor allem das Vergleichen mit anderen Jungs hat es sehr schwer gemacht für mich eine gesunde “Männlichkeit” zu entwickeln… Was auch immer das heißen soll. Alles was ich getan habe war “schwul” oder “Mädchenzeugs” wie soll man da in der Phase seiner Entwicklung einen gesunden Selbstwert zu seinem Geschlecht oder der Sexualität entwickeln, wenn dann noch mit Hass umhergeworfen wird weil ich Schwul sein könnte?.

Auch in meiner toxischen Dating Zeit war das Vergleichen ein wichtiger Bestandteil. Wie auf dem Fischmarkt haben sich die Männer angeboten (tun sie heute zum Teil auch noch) und ich habe mich eingereiht. Auf einmal dünn und für andere Männer interessant… Mir wird schlecht wenn ich darüber nachdenke wie ich mich verhalten habe, welche Dinge ich gesagt und getan habe um „ausgewählt“ zu werden… Es ist maximal toxisch und ekelhaft. Von fremden Männern als Objekt wahrgenommen zu werden und es noch toll zu finden, weil ich einen „Wert“ hatte… Weil ich unter den ganzen Möglichkeiten herausgepickt wurde, ich habe „gewonnen“. Nur um am Ende jedes Tages wie Dreck weggeworfen zu werden.

Ein Typ mit dem ich mal was hatte hat mir gesagt, dass er nicht bereit für eine Beziehung sei, das ist halt einfach nicht sein „Ding“ und er traue sich nicht öffentlich mit einem Mann zusammen zu sein – komisch das er zwei Wochen später einen Partner hatte den er sogar auf den sozialen Medien teilte. Den genauen Wortlaut von ihm erspare ich euch lieber, oder besser gesagt mir. Aber um deutlich zu werden, es hat sich nicht ohne Grund zusätzlich noch der Glaubenssatz manifestiert, dass ich nur ein Objekt bin. – Wow, danke auch dafür.

Die Frage, was ER hat, dass ich nicht habe – die musste ich mir im Laufe meines jungen Lebens schon des Öfteren stellen. „Eine gesunde Psyche“ war dann natürlich die von meinen Glaubenssätzen perfekte Antwort. Ich meine, Entschuldigung, ich kann nicht mal aufzählen wie oft ich in Dating Profilen lese: „Bitte nur normale Menschen ohne Drama“. Ok läuft bei dir, würde ich mal sagen. Entweder bist „du“ ein Arschloch oder schon mit deinem eigenen Drama mehr als überfordert, dass du einen Menschen brauchst der das ganze wieder neutralisiert?

 

Meine Güte, ich merke wie ich sauer werde und eigentlich komplett nur am abschweifen bin…. Ja – Vergleichen ist ein Thema von mir.

 

Auch wenn das alles viele Jahre her ist. schon über 10 Jahre… krass, ich bin in einem Alter, in dem ich sagen kann “vor 10 Jahren” – mega cool. Ich kann bestimmte Dinge nicht loslassen. Als hätten sich diese Menschen von früher in meinen Kopf hineingesetzt und eine Dauerkarte zu der Abendveranstaltung bekommen, die den Titel „Selbstwert Zerstörung“ trägt – wobei das Skript von ihnen stammt. 

Ich schaffe es mittlerweile, mich immer weniger mit anderen Menschen zu vergleichen. Aber die Vergangenheit holt mich immer noch ein – sodass ich mich wegen Dingen vergleiche, die heute eigentlich kein Thema mehr sind.

Ich bin eigentlich mit mir zufrieden, weiß das ich meinen Weg gehe und dass sich einige Dinge auch schon gewandelt haben oder ich noch dabei bin manche Dinge so zu verändern, damit ich zufrieden bin , oder mit einer gesunden Haltung an bestimmte Dinge zu gehen und diese für mich anzunehmen. Wie Beispielsweise meine Nase, ich weiß würde ich sie operieren, damit sie gerade ist, würde mein Selbstwert nicht besser sein und im schlimmsten Fall erkenne ich mich nicht wieder. Also auch zu lernen, mich mit meinen Makeln anzunehmen, wenn es welche sein sollten, die man nicht zwangsläufig ändern kann oder muss ist ein großes Ziel von mir.

Autor*in: Blue

Das wird ein Kampf, ein Kampf um meine Gesundheit, ein Kampf um eine glückliche Zukunft und ein zufriedenes Leben. Diesen Kampf kämpfe ich gerne... zumindest die meiste Zeit.

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