„In diesem Text wird das Thema Drogen und Alkoholkonsum angerissen. Bei manchen Menschen können diese Themen negative Reaktionen auslösen. Bitte sei achtsam, wenn das bei dir der Fall ist.“

 

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Monatelang war ich nun zu Hause und das Leben zog nur so an mir vorbei, keine Therapie mehr, Medikamente die neu angesetzt wurden und nicht mal ansatzweise geholfen haben. Den ganzen Tag kiffen um irgendwie den Tag, meine Gedanken, Emotionen und mich auszuhalten. Bis es irgendwann nicht mehr ging. Als ich dann wieder in die Klinik gehen musste habe ich mich getraut: „Macht bitte regelmäßige Drogentests sonst werde ich weiter kiffen, auch am Wochenende wenn ich nach Hause muss, so wie letztes mal“, wow, in einem Satz mir und der Ärztin beim Aufnahmegespräch zugestanden ein Drogenproblem zu haben, ohne zu wissen das es wohlmöglich eine meiner besten Entscheidungen war.

13 Wochen vergingen und vom Gefühl her hatte sich nicht viel geändert, ich hatte nur am Ende des Aufenthalts einen Geistesblitz: „Ich muss von Zuhause weg, sonst komme ich aus meinem Kreislauf nicht mehr heraus“.

Gesagt, getan, ein Mann, ein WortWide-wide-witt, bum, bum

Warte… falscher Text. (boah ich glaube schlechter geht Humor schon gar nicht mehr :D)

Jedenfalls habe ich dann mit der Sozialarbeiterin ein betreutes Wohnen herausgesucht, in einer Woche in der ich noch in der Klinik war, hatte dort ein Vorgespräch und was soll ich sagen, ich war erstmal sauer! Zitat: „Also in der Klinik abstinent zu bleiben ist ja kein großes Ding, zuhause klappt das ja eh nicht“, „warte was? Will die mich grade provozieren und herausfordern? Der alten zeig ich´s.“ Dummer Gedanke wenn Ihr mich fragt, eigentlich sollte ich es nur mir selbst beweisen, aber es war Ansporn genug, ich meine es hat geklappt 3 Monate war ich zuhause mit Menschen umgeben die non-stop gekifft haben und es hat irgendwie geklappt das ich die Finger davon lassen konnte – es hing ja auch was dran, mein Glück an der Stelle.

Auch wenn ich es noch vor mir sehe, den Grinder in der Hand und sehnsüchtig schnuppernd. Aber ich habe es gelassen 🙂 kaum zu glauben, dass das ganze jetzt schon fast 3,5 Jahre her ist und ich habe seit dem kein Joint mehr geraucht.

– Chapeau! –

Ok das ich fast die ganze Zeit getrunken habe hab ich vielleicht an der Stelle verschwiegen, aber hey: Ich bin Alkoholiker! – mach ich jetzt auch kein Drama mehr draus. Hab es ja wieder im Griff.

Jedenfalls bin ich dann in dieses betreute Wohnen gezogen, schlimm, ehrlich. Nicht an sich die Betreuung, die hat mir echt an mancher Stelle echt den Arsch gerettet, aber das ich einen scheiß Mobber in meiner WG hatte hat es nicht besser gemacht, aber ich bin ja nicht ich wenn ich es nicht schaffe die Person rausschmeißen zu lassen und dann war auch endlich ruhe.

Habe dann relativ zeitnah in einer Montagehalle angefangen zu arbeiten, 2 Stunden – 3 Tage die Woche, fürs erste. Ich muss euch sagen das war das langweiligste das ich in meinem Leben je gemacht habe – ok stimmt nicht 10 EEG´s hintereinander sind noch schlimmer. Aber ich war maximal unterfordert, was es mir dann auch nicht einfach gemacht hat da immer und vor allem gerne hinzugehen.

Dann bin ich irgendwann in ein Restaurant gewechselt, was auch zu arbeitstherapeutischen Maßnahme gehört hat – 70 Cent die Stunde – Verarsche und Ausbeute wenn ihr mich fragt, aber das ist ein Fass das ich an der Stelle nicht aufmachen möchte….

Erster Tag direkt Panikattacken bekommen und somatisch komplett durchgedreht, Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Bauchschmerzen – das volle Programm – ich hatte panische Angst wieder arbeiten zu gehen. War nicht mal 2 Stunden dort und schon habe ich gemerkt: Hey ich kann das ja! – Ja für 2 Wochen weil ich direkt wieder meine Grenzen nicht kenne und übertreibe, wieder in meine Essstörung reinrutsche und so stark somatisiere, dass ich nicht mal mehr sehen konnte. Nach 2 Wochen also direkt wieder Pseudo Burnout – Klinik – dann Reha.

Danach habe ich es dann irgendwie hinbekommen einen geregelten Arbeitsrhythmus zu finden ohne direkt einen Burnout zu bekommen. Irgendwann dann aus Trotz einen Minijob gesucht – „Ich seh es bestimmt nicht ein mich ausbeuten zu lassen“ – war vielleicht bisschen hart ausgedrückt, aber Hey das ist die Realität, vielleicht nur meine, aber irgendeine ist es.

Nach einem Monat den Minijob dann direkt wieder gekündigt, ich meine 14€ die Stunde sind gar nicht so verkehrt gewesen, aber sorry Klamotten sortieren, die nicht mal 2 Minuten später wieder durchwühlt werden? Hab den Sinn dahinter nicht gesehen.

Ok, dann halt die Kasse in einem Supermarkt – was kann da schon schief gehen? Erstmal gar nicht so viel. Aber ständig angerufen zu werden ob ich einspringen kann, weil die Hilde (Name frei erfunden) mal wieder krank ist, ich meine ich kann ja nicht Nein sagen also mache ich mich fertig um 2 Stunden später schon wieder Überstunden zu machen die ich gar nicht darf. Irgendwann konnte ich es dann, Nein sagen, sorry hab echt besseres zu tun als non-stop einzuspringen, nie krank zu sein und nie Urlaub zu nehmen und dann werden noch die Augen gerollt wenn ich Nein sage, Ja ich konnte es förmlich durch den Telefonhörer hören wie die Augen rollen.

Dann geplant wieder in die Klinik weil – 4 mal reicht ja bekanntlich nicht – spaß bei Seite, beste Entscheidung die ich machen konnte. Aber anderes Thema, darüber habe ich schon geschrieben.

Mittlerweile sitze ich, ok gelogen die meiste Zeit liege ich im Bett und schau mir fast depressiv die Stellenanzeigen an und sehe es nicht ein einen Job zu machen der scheiße Langweilig ist. Sorry – aber nein danke. Im selben Moment aber nicht mal eine Hose und Friseurbesuch leisten können weil das ganze Geld für Essen drauf geht – Inflation sei dank.

Ich meine ich könnte halt einfach einen Minijob suchen und arbeiten und mir das Geld was extra bei rumkommt einstecken und glücklich sein, aber ich sehe mich nicht an irgendeiner Kasse sitzen und mich darüber freuen, einer der langweiligsten Jobs zu machen die ich kenne.

Ich habe mich jetzt für eine Ausbildung beworben, die erst in mehr als einem Jahr beginnt – kein Bock zu warten, ehrlich. Ich muss irgendwann unweigerlich einen Minijob extra machen der wahrscheinlich kein spaß macht, weil die Ausbildung Geld kostet und das Bafög nicht ausreicht für Schulgebühren, Miete, Fixkosten und Essen – hab ich alles schon berechnet.

Aber ich habe dann eine Arbeit hauptsächlich – also die Ausbildung – die Spaß macht, dann wird das auch kein Problem sein paar Stunden in der Woche einer gammel Arbeit nachzugehen, aber bis dahin? Ich sehe es nicht.

Ich mache gerade so viel nebenher, ich schreibe hier am Blog was mega viel Spaß macht, ich plane gerade einen eigenen Podcast mit einem anderen Autor von hier, der Podcast vom Blog hier, das macht alles extrem viel Spaß und wenn ich mal rechnen würde wie viel Zeit ich investiere dann könnte man sagen habe ich theoretisch einen Teilzeitjob der so viel Spaß macht – der nicht vergütet wird. Ich meine ich will mich nicht beschweren das auf keinen Fall, ich will nur verdeutlichen, dass alles was es grade so an Angeboten gibt stinkend langweilig für mich wäre und wo ich auf lange Sicht unzufrieden wäre, aber das gibt alles Geld. Ich sehe es aber nicht ein, dann mache ich lieber hier so mein Ding, meine Projekte die extrem viel Spaß machen die nicht vergütet werden, aber mache genau das was ich will, nur um im selben Mment gestresst zu sein weil das Geld nicht reicht. Aber hey, ambivalent kann ich bekanntlich ja.

Autor*in: Blue

Das wird ein Kampf, ein Kampf um meine Gesundheit, ein Kampf um eine glückliche Zukunft und ein zufriedenes Leben. Diesen Kampf kämpfe ich gerne... zumindest die meiste Zeit.

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