„In diesem Text wird das Thema Trauma und Tod angerissen. Bei manchen Menschen können diese Themen negative Reaktionen auslösen. Bitte sei achtsam, wenn das bei dir der Fall ist.“

 

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Vor genau 7 Jahren habe ich meine Ausbildung angefangen – ich bin immer wieder erstaunt wie schnell die Zeit doch vergeht. Damals meine erste Arbeit, direkt nach dem Abschluss, mein erstes Vorstellungsgespräch und direkt den Vertrag unterschrieben. Medizinischer Fachangestellter in der Neurologie und Psychiatrie – hört sich heute noch mega nice an. Schon relativ am Anfang meiner Ausbildung hat mein Magen- Darmtrakt wieder komplett Stress gemacht, auch Kopfschmerzen hier und da. Also relativ oft krankgeschrieben. Meine Praxismanagerin damals hat mich dann zu einem Gastroenterologen geschickt –  so ein Magen und Darmarzt, der sich mit Schlauch und Kamera auf die Suche nach irgendwelchen Auslösern gemacht hat – zusammen mit der MFA die mich in der Berufsschule eine Woche später wiedererkannt hat und mir zugewunken hat – komische Situation wenn das erste aufeinandertreffen mit einem Schlauch im Hals und Po stattgefunden hat – aber egal ich schweife ab.

Nach der ganzen Untersuchung hat man dann feststellen können das man nichts hat feststellen können das meine Beschwerden in irgendeiner Weise erklären könnte, außer einer Soor-Ösophagitis die durch zu lange Einnahme von Antibiotika durch entzündete Weisheitszähne ausgelöst wurde war mein Magen und Darmtrakt i.O. .

Allright – nachdem ich das meiner Praxismanagerin erzählt habe gab es ein Gespräch mit einer meiner Chefinnen – welche eine Psychiaterin war. Ich dachte erstmal – kacke jetzt fliege ich raus weil ich ja gar nicht krank bin und trotzdem so oft fehle, so war es aber nicht. Frau Dr. G. hat mir eine Kollegin und auch Freundin von ihr in einer anderen Praxis empfohlen – den Termin bekam ich dadurch relativ schnell.

Ich war trotz meiner Vorgeschichte mit meiner Familie die keinerlei Offenheit dem Thema Psychiatrie oder Psychotherapie an den Tag gelegt hatten relativ unvoreingenommen. Am Ende des Termins kam ich mit einer Dysthemie, einer somatoformen Schmerzstörung und einem rosa Zettel aus der Praxis – einem Rezept auf welchem meine ersten Antidepressiva und schlafunterstützenden Medikamente verschrieben wurden. Um dem ganzen mal vorzugreifen und abzukürzen – die halfen nicht wirklich – Wenn die Nebenwirkungen das Ziel waren hätten sie gewirkt, war leider nicht so.

Ich fing dann ungefähr 6 Monate danach meine erste ambulante Psychotherapie an – oder wie ich sie aus heutiger Sicht nennen würde meine Löschtherapie. Um ehrlich zu sein hätte ich erst gar nicht ambulant behandelt werden sollen, nach den ersten Sitzungen bekam ich täglich mehrmals Panikattacken, Diagnosen häuften sich. Am Ende des Tages hatte ich eine Agoraphobie und eine soziale Phobie, was es mir nicht gerade erleichtert hat mit dem Zug und der Straßenbahn zur Arbeit zu fahren und an der Anmeldung meiner 10 Ärzte großen Arztpraxis zu arbeiten, Patientenbehandlungen ganz zu schweigen.

Nach mehreren Monaten habe ich mich dann überwunden ein schwieriges Thema anzusprechen – naja ansprechen wäre zu viel gesagt, ich habe gemeint es ist was schlimmes passiert und ich habe dann auch einer Liste auf das Wort gezeigt welches ich meine und schwupps die nächste Diagnose – Post traumatische Belastungsstörung, kurz PTBS. Nach langem hin und her habe ich dann entschieden in eine Klinik zu gehen, da ich wusste das eine meiner Chefinnen viele Trauma Patienten hat, bin ich zu ihr und habe sie nach einer Klinik gefragt, diese hat mir dann eine in der Nähe genannt und ich war jetzt auch schon 3 mal mittlerweile dort.

PTBS – kaum noch ein Thema, ich meine ich habe nur noch die „Zustand nach“ Diagnose, was es nicht besser macht, aber ich leide nicht mehr direkt unter dem Erlebnis vielmehr noch unter den „Nachwehen“ – was auch nicht das Thema ist. Ich schweife wieder ab.

Bla bla bla 2.0 – Jedenfalls musste ich wegen des Klinikaufenthaltes meine Ausbildung verlängern – zu viele Fehltage – wer hätte es gedacht, gar nicht so verkehrt, ich habe 10 Wochen am Stück gefehlt und an lernen für die Abschlussprüfung war gar nicht zu denken.

Um das Ausbildungskapitel abzukürzen, hier ein Speedrun:

Nach der Therapie die ich abgebrochen habe weil es mir Zitat: „Noch nie so gut in meinem Leben ging“ (ich lache heute noch darüber), habe ich 3 Monate später wieder Panikattacken bekommen, so schlimme hatte ich noch nie, getriggert im Zug durch eine versehentliche Berührung an meinem Bein – musste ich eine Station später aussteigen und habe mir fast den Magen rausgekotzt. ich dachte das wäre eine Einmalige Geschichte, aber nein – so sahen jetzt meine Panikattacken die nächste 2 Monate aus. Zusätzlich starb dann noch meine Oma, was mich in eine Essstörung reinrutschen ließ weil ich so gar nicht damit umgehen konnte, dumm nur, dass ich auch impulsiv alle Medikamente abgesetzt und meine ambulante Therapie abgebrochen habe.

Ende vom Lied: mit einem Nervenzusammenbruch im Praxismanagement gekündigt – ich sehe es noch vor mir: Wie einer meiner Chefs reinkam, Ich am heulen und innerlich sterben und er mit einem Blick wie ein Auto (verstehe heute noch nicht was das bedeuten soll aber bildlich sprechen fühlt sich gut an), geht wieder raus – nicht sehr empathisch für einen Psychiater wenn ihr mich fragt – er war generell nicht die Quelle sprudelnder Emotionen – aber tut auch nichts zur Sache.

Autor*in: Blue

Das wird ein Kampf, ein Kampf um meine Gesundheit, ein Kampf um eine glückliche Zukunft und ein zufriedenes Leben. Diesen Kampf kämpfe ich gerne... zumindest die meiste Zeit.

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