Ich habe schon des Öfteren mir und auch meiner Selbsthilfegruppe gesagt, ich werde das Haus nicht verlassen, wenn ich das Verlangen danach habe, dass Alkohol einen Zweck erfüllt. Zum Beispiel dass wenn es mir schlecht geht und ich trinken will, damit es mir besser geht, damit es eine Leere in meinem Leben füllt.

Das hat auch einige Monate genau so funktioniert. Allerdings habe ich es in den letzten Wochen vermehrt geschafft mir in diesen Momenten Ausreden einfallen zu lassen, warum ich das Haus jetzt verlassen muss. „Johnny (das Kaninchen einer Freundin) braucht frischen Salat“ und schon waren die Schuhe angezogen und ich bin los. So einfach ist das also? So einfach kann ich mich selbst sabotieren, mir selbst ein Bein stellen und die Verantwortung vermeintlich abgeben.

Bei dem Salat ist es natürlich nicht geblieben. Immer öfter hat sich eine Weinflasche in meinen Einkaufswagen verirrt und es sich dort gemütlich gemacht wissend einen Zweck zu erfüllen und jemanden etwas „gutes“ zu tun.

Irgendwie habe ich es nicht mehr so richtig geschafft standhaft zu bleiben, wenn der Suchtdruck wieder greifen wollte, sich in meinen Gedanken festsetzen und sein Willen durchzusetzen.

Um dem ganzen irgendwie die Ernsthaftigkeit zu nehmen und um es zu vertuschen habe ich angefangen die Flaschen zu verstecken. Also ganz feinsäublerlich in der Pfannenschublade versteckt, wer schaut da schon rein? „Es gibt kein Problem wenn man nichts sieht“.

Aus den Augen aus dem Sinn also. Naja so einfach ist das leider nicht. Irgendwann ist die Schublade für die Pfannen auch voll und dann muss man sich andere Verstecke suchen oder sich selbst eingestehen, dass man ein Problem hat und das es einem seit Wochen ja eigentlich schon nicht mehr so gut gehen kann, wenn man sogar schon die leeren Flaschen verstecken muss um sich auch selbst zu verarschen und um nicht aufzufliegen.

So Feinsäublerlich ich die Flaschen auch einsortiert haben mag, es hat dann doch einen ziemlich bitteren Nachgeschmack, wenn man insgesamt 8 Flaschen in der Wohnung verteilt aus den Verstecken holen muss um diese dann endlich zu entsorgen.

Voller Scham also die Flaschen in einen Sack und den Sack noch in eine Einkaufstasche, damit das ganze etwas getarnt ist. Tarnfarbe Papiertüte also. (Klischee?) So, also ganz leise zum Müll bringen und bloß kein Aufsehen erregen. Dann fängt die Scheiß Tüte auch noch an zu klappern während ich versuche ganz unauffällig hinterm Haus zu verschwinden. Und natürlich begegnen mir noch gefühlt sämtliche Nachbarn die schon ganz misstrauisch schauen, Tarntüte alleine reicht wohl nicht um ganz unauffällig zu sein.

Reden ist die beste Medizin (oder so ähnlich?)

Ganz spontan zu einem Freund gefahren. Und auch ganz spontan habe ich meine Rückfallperiode angesprochen. So einiges mehr das mir dann irgendwie einfach so rausgepurzelt ist das wohl schon länger irgendwie in meinem Kopf hinter der letzten Synapse versteckt war.

Sein Freund kam dann auch irgendwann nach Hause und dann haben wir auch noch miteinander gesprochen. Ein Glück sind wir in der selben Selbsthilfegruppe und so konnte er mir auch ein wenig weiter helfen. Mir den Ratschlag geben, an wen ich mich wenden kann. Selbst kommt man in so einer schlechten Phase ja oft nicht drauf, auch wenn es eigentlich mega logisch wäre.

Ich werde morgen wieder mit meiner Suchtberatung in Kontakt treten und mir helfen lassen. So vieles was mich gerade beschäftigt kann ich aktuell nur bedingt beeinflussen. Aber mich meiner Sucht der ich nachgegeben habe zu stellen kann ich jetzt bearbeiten. Und das tue ich auch.

Autor*in: Blue

Das wird ein Kampf, ein Kampf um meine Gesundheit, ein Kampf um eine glückliche Zukunft und ein zufriedenes Leben. Diesen Kampf kämpfe ich gerne... zumindest die meiste Zeit.

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