Romantische Vorstellung vom Leben

Jeder Mensch hat irgendwann in seinem Leben eine ungefähre Vorstellung wie man das Leben verbringen möchte, angefangen bei einem Traumberuf, evtl. einer Partnerschaft, einer Familie und wie man seine Freizeit gestaltet zum Beispiel mit einem Hobby für das man brennt, oder eben Reisen um die Welt zu sehen.

Ich hatte auch eine Vorstellung, rückblickend eine romantische und naive Vorstellung, aber das war mir damals nicht bewusst. Ich hatte schon in meiner Kindheit und Jugend schwierige Momente und hatte kein einfaches Leben. So war es wohl für mich am einfachsten mir vorzustellen wie sich in der Zukunft alles zum besten wendet und ich glücklich werde bis an mein Lebensende.

Arzt werden das wärs ja voll, ich wollte schon immer Menschen helfen und die Medizin hat mich schon immer fasziniert. Einen Menschen der mich liebt so wie ich bin und der mich nie verlassen wird, eine Familie zu gründen, ein Haus mit Garten und Tieren. Beruf und Familie unter einen Hut bekommen. Die Welt und andere Kulturen sehen und wunderbare Momente sammeln, an welche ich mich gerne zurück erinnere, einfach ein glückliches für mich zufriedenes Leben führen und nichts bereuen.

Alles anders

Ich habe mir immer vorgestellt, wenn ich endlich arbeite und mein eigenes Geld verdiene und von zuhause ausziehe dann wird mein Leben besser werden und alle meine Träume werden sich erfüllen und ich werde der glücklichste Mensch auf Erden.

So kam es leider nicht. Durch meine Erfahrungen in meiner Kindheit und Jugend wurde ich geprägt und verändert. Ich sage immer und denke das es zu 100% stimmt, das jeder nur der Mensch ist, der er aufgrund seiner Erfahrungen geworden ist. Was man denkt, wie man sich verhält und was man fühlt, hat mit vergangenen Erfahrungen zu tun die den Menschen im Jetzt geformt haben.

Viele sagen mir, das man sein Leben selbst in der Hand hat. „Mach doch einfach das worauf du Lust hast“ oder „genieße die schönen Momente und lebe nicht in der Vergangenheit“.

Das „einfach machen“ oder schöne Momente genießen fällt mir leider nicht immer einfach. Ich muss für alles in meinem Alltag Motivation und Energie aufbringen die nicht da ist. Ich habe viele Interessen, habe aber Angst zu scheitern. Beides auf einmal sorgt leider immer wieder dafür, dass ich am Ende des Tages das gemacht habe was einfach von der Hand geht, weil es Routine geworden ist oder keine geistige oder körperliche Energie verbraucht.

Vor allem wenn man erstmal lernen muss was denn „Gutes für sich tun“ heißt, kann das ganz schön zermürbend sein. Ich habe Impulse die sich am Ende des Tages als destruktiv herausstellen, oder nur kurzfristig Hilfe verschaffen. Diese Impulse sind so routiniert, dass es schwer fällt zu gesunden Mechanismen zu greifen.

Aktueller Stand

Seit fast 3 Monaten arbeite ich wieder. Ich habe langsam angefangen. Ich möchte mich nicht direkt wieder in einem Burnout wiederfinden. Ich muss sagen aktuell läuft alles gut bei der Arbeit, meine anfänglichen Bedenken wieder in den ersten Arbeitsmarkt zurück zu kommen haben sich mit der Zeit immer mehr gelegt. Ich bin viel sicherer auf der Arbeit und meine sozialen Ängste sind auch sehr zurück gegangen, was meinen Einstieg in die Arbeit auf alle Fälle erleichtert hat.

Wenn ich merke, dass die Arbeit mich weniger stresst bzw. wenn ich merke, dass mehr Arbeit kein großes Problem darstellt werde ich meine Arbeitszeiten erhöhen, damit ich irgendwann wieder Vollzeit arbeiten kann um mir wieder einen gewissen Lebensstandard aufzubauen.

Ich hoffe ich werde irgendwann nicht jeden Cent mehr umdrehen müssen, dass es an allen Ecken reicht.

Ich habe mir ein gut strukturierten Budgetplan überlegt. In diesem plane ich jeden Monat meine Ausgaben um das Geld gut strukturiert nutzen zu können. Motivation dafür war eine Youtuberin, welche monatlich ihren Budgetplan offenlegt um anderen Menschen zu zeigen wie man Geld einsparen kann. Und wenn man am Anfang des Monats schon alles verplant und diesen Plan auch gewissenhaft verfolgt geht weniger Geld durch unnötige Ausgaben verloren. Klar hier und da kommen unvorhergesehene Kosten damit ich hier und da manchmal was abzweigen muss, da ich keine großen Rücklagen anhäufen kann. Aber im großen und ganzen funktioniert das alles ganz gut.

Ich habe mir in den letzten Monaten mit meinen Rücklagen aus der Ausbildungszeit, Wünsche erfüllen können und das ist ein sehr schönes Gefühl, wenn man die Möglichkeit hat sich etwas das man wirklich will leisten zu können.

Ich habe die Möglichkeit mir jeden Monat ein gewisses „Luxusbudget“ zurückzulegen, damit ich es mir auch mal erlauben kann beim Bäcker einen Kaffee zu trinken, oder mal eine Pizza zu bestellen ohne direkt rechnen zu müssen ob ich am Ende des Monats noch Geld für Lebensmittel habe.

Klar man kann sich den ganzen Luxus auch verwehren, um sich den größtmöglichen Betrag bei Seite legen zu können, aber Verzicht auch Lebensqualität hat noch keinem auf Dauer gut getan.

Für mich waren Skills schon immer recht schwierig umzusetzen, weil ich mich manchmal schnell von meinen Impulsen leiten lasse. Aber es hat hier und da doch ganz gut geklappt in letzter Zeit. Es erfordert sehr viel mehr Energie als den destruktiven Impulsen zu folgen und es dauert auch länger bis es mir wieder besser geht, aber ich bin auch stolz, dass ich es an machen Stellen doch geschafft habe.

Hobbies, Träume und die Angst zu scheitern

Jetzt muss ich nur noch lernen auch meine Freizeit aktiv zu nutzen. Meinen Interessenschwankungen stand zu halten und mich durchzubeißen und meine Angst hinter mir zu lassen um ein zufriedenes und einfacheres Leben zu leben.

Ich habe viele Interessen, mich interessiert Musik, Film und Fernsehen, die Natur und ihre Tiere, Geschichte und Kulturen anderer Länder, mich interessiert das Weltall und seine unendliche Weite, mich interessiert Medizin und Psychologie, ich Schreibe gerne. Ich kann mich für fast alles begeistern. Ich habe immer und immer wieder immense Interessenschwankungen, wie oft wollte ich schon einen Podcast machen, ein Buch schreiben, studieren, Sport machen, Menschen kennenlernen, einen Film drehen, mit der Kamera in die Natur gehen und tolle Bilder machen, die Welt entdecken?

Aber ich stehe mir da leider immer wieder selbst im Weg. Ich verbrauche so viel Energie damit diese Interessenschübe kaputt zu denken damit ich keine Energie mehr fürs umsetzen oder „einfach“ machen habe. Es scheint fast so als rede ich mir diese Interessen bewusst aus, aus Angst zu scheitern. Ich lasse mich lähmen von der Angst und schaffe es nicht ins machen zu kommen. Manchmal sind die Impulse so stark, das ich von einem Impulskauf nicht weg komme.

„Piano spielen und Musik machen, das wäre so schön“ und dann wurde das Piano beim Umzug in einen Karton gepackt und fungierte Monate lang als Fernsehtisch.

„Fotograf werden das wäre doch mega cool, schöne Momente mit der Kamera festhalten und somit in Erinnerung behalten“, jetzt liegt die Kamera nach paar mal benutzen wieder im Schrank und wird vielleicht alle Schaltjahre mal heraus gekramt, es wird ein Bild gemacht und dann liegt sie wieder im Schrank.

„Einen Podcast aufnehmen und über Mental Health aufklären, das wärs doch“, jetzt steht mein Mikrofon auf meinem Schreibtisch und wird nicht mehr benutzt.

Hier und da sind meine Impulse so stark das ich mich nicht davon abhalten kann Geld auszugeben nur um eine Woche später – oder zwei- nicht mehr darüber nachzudenken oder die Energie, die Lust und Laune am umsetzen abgeflacht ist.

Vielleicht spielt dort überall eine tiefliegende Angst zu scheitern eine Rolle. Ich kanns nicht immer genau benennen. Aber es hat doch schon irgendwie den Charakter. Aber scheitere ich nicht eigentlich genau dann wenn ich nicht anfange?

Autor*in: Blue

Das wird ein Kampf, ein Kampf um meine Gesundheit, ein Kampf um eine glückliche Zukunft und ein zufriedenes Leben. Diesen Kampf kämpfe ich gerne... zumindest die meiste Zeit.

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