Der Autor im KrankenhausWie ihr vielleicht wisst, bin ich vor mehr als zehn Jahren an einem bösartigen Hirntumor erkrankt und habe schon zwei OPs und verschiedene Chemotherapien hinter mir. Heute möchte ich euch erzählen, warum ich im vergangenen Jahr zum dritten Mal operiert werden musste – und warum auch ich zu der sogenannten #Risikogruppe in Zeiten von Corona gehöre.

Ich war bis zum 23. Juli in Dortmund beim Kirchentag und hatte dort eine tolle Zeit gehabt, Freunde getroffen und so, und ich wusste, dass ich am 24. Juli, also gleich am Montag danach zum MRT musste. Beim Kirchentag konnte ich das ganz gut verdrängen. Aber im Hinterkopf war mir das schon. Doch ich hatte ja schon so oft ein MRT gehabt und immer ist alles gut gegangen und ich dachte, es wird ja nix passieren, deswegen bin ich am Montag dann doch relativ froh und munter hingegangen.

Wir immer im Wartezimmer lief der besch… Mr. Bean-Film und dann ging es los: Der Arzt kam und hat mir ein Anti-Kotz-Mittel gepritzt, weil ich mittlerweile allergisch bin auf das Kontrastmittel. Und dann lag ich eine dreiviertel Stunde lang drin in der Technik-Show, es hat die ganze Zeit gerattert. Dann habe ich mich wieder angezogen, die Pfleger haben nix gesagt und waren irgendwie ein bisschen komisch und da hab ich gefragt, was ist denn los, aber die haben gesagt, sie können nix sagen.

Ich habe wie immer meine CD bekommen und bin dann auch wie immer zur Uniklinik gefahren, zur Neurochirurgischen Ambulanz, wo ich schon einen Termin hatte. Und dort saß ich dann im Wartezimmer, mir war schon aufgefallen, dass die, der ich die CD gegeben habe, auch ein bisschen komisch geguckt hat. Mein behandelnder Arzt, der Professor, zu dem ich sonst gehe, war in einer OP, und deshalb kam ich dieses Mal zu einer Neuen, eine junge Frau. Die hat mich im Wartezimmer abgeholt, was sonst auch nicht so üblich ist.

Sie hat gleich zu mir gesagt: „Bleiben sie ganz ruhig, bleiben Sie ganz ruhig.“ Warum hätte ich ruhig bleiben sollen, wenn nichts weiter ist? Sie hat mich dann in ein Behandlungszimmer gebeten. Die war noch ganz jung und sicherlich noch keiner Erfahrung damit, wie man mit jemand redet, der so eine Diagnose kriegt. Dann hat sie halt gesagt: „Wir haben da was gefunden.“ Sie hat mir das Bild gezeigt und ich hab auch gleich gesehen, dass da überall „Pfeffer und Quark“ ist. Das hätte Narbengewebe sein können – aber auch ein Tumor. Das war zu diesem Zeitpunkt nicht klar. Sie hat mir gesagt, ich soll mich erst einmal nicht aufregen, sie würde das jetzt erst einmal in die Tumor-Konferenz der Ärzte geben, und mich dann wieder anrufen. Aber es müsste unbedingt operiert werden, das war ihr letzter Satz.

Ich war natürlich ein bisschen fertig, weil ich nicht damit gerechnet hatte. Aber aller guten Dinge sind drei, das wäre dann eben die dritte Operation, habe ich mir gesagt.

Und wie es dann weiter ging, erzähle ich euch nächste Woche in einem weiteren Beitrag.

Autor*in: Dresdener

Ich bin Stephan, 39 Jahre alt und komme aus Dresden. 2005 und 2008 bin ich an einen bösartigen Hirntumor erkrankt. Jetzt bin ich erwerbsunfähig und bekomme Rente. Ich habe eine Selbsthilfegruppe für Hirntumorpatienten und Angehörige gegründet und bin auf verschiedene Weise ehrenamtlich aktiv.

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