Gruppenraum der Selbsthilfegruppe. In dem Raum stehen Tische und Stühle.

In der letzten Zeit saß ich jeden Mittwochabend in meinem Zimmer und habe mich über mich selbst geärgert. Denn eigentlich hätte ich zu der Zeit im Gruppenraum der Selbsthilfegruppe sitzen können, aber die Angst war viel zu stark. Seit drei Monaten geht das nun schon so. Und mit jeder Woche wurde die Angst davor, irgendwann wieder zur Gruppe zu gehen, immer stärker.

Ist das wirklich die richtige Gruppe für mich?

Diese Frage stelle ich mir schon seit einem Jahr; seit dem Tag, an dem ich zum allerersten Mal im Gruppenraum saß. Deshalb habe ich meine Gedanken dazu auch beim letzten Stammtisch Junge Selbsthilfe in meiner Stadt mit den anderen geteilt. „Wenn ihr mehr über relevante Themen sprechen würdet, denkst du es würde dir dann helfen, dort hinzugehen?“, fragten sie mich. „Hmm… jaa.. vielleicht schon…“, antwortete ich zögerlich. Denn ich weiß natürlich, dass ich auch selbst Einfluss darauf habe, über welche Themen gesprochen wird und dadurch auch selbst dafür sorgen kann, dass ich endlich mal etwas hilfreiches aus den Treffen mitnehmen kann.

Mit kleinen Tricks zum Gruppenraum

Ich habe mich dann also – mal wieder – dazu entschieden, der Selbsthilfegruppe eine letzte Chance zu geben und mich dann endlich zu entscheiden, ob ich weiterhin hingehen möchte oder nicht. Doch es gab da noch ein anderes großes Problem: Ich muss es irgendwie schaffen, trotz großer Angst den Weg zum und vor allem dann auch in den Gruppenraum zu meistern.

Am Mittwochmorgen habe ich dann all meinen Mut zusammengenommen und einem anderen Gruppenmitglied eine SMS geschrieben. „Hallo K. Irgendwie habe ich mich nach der langen Zeit nicht mehr getraut zur Gruppe zu kommen… heute Abend will ich es endlich mal wieder versuchen. Bist du auch da? Liebe Grüße, M.„, schrieb ich in der Hoffnung, dass es für mich nun einfacher sein wird, dann auch wirklich hinzugehen, wenn schon eine Person von meinem Vorhaben weiß.

Vertraut und fremd

So saß ich also letzten Mittwoch nach vielen Monaten endlich wieder im Gruppenraum und es war irgendwie vertraut und irgendwie auch nicht. Insgesamt war ich positiv überrascht! Denn es wurde die ganze Zeit über relevante Themen gesprochen! Und nicht nur Smalltalk übers Wandern gehalten, wie es im letzten Jahr (viel zu) oft der Fall war.

Trotzdem bin ich mit einem negativen Gefühl nach Hause gegangen. Irgendwie verärgert. Ziemlich doll verärgert. Sich gegenseitig übertrumpfen und Mutmomente kleinreden kann ich nämlich gar nicht leiden! Denn für mich bedeutet Selbsthilfe, dass man gemeinsam kleine und große Mutmomente wertschätzen kann.

Autor*in: Mutsammlerin

An ein Leben ohne Angst kann ich mich nicht erinnern. Aber ich kann davon träumen, die Angst aushalten und für meine Träume kämpfen.

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