Uhu: Beim Bundestreffen Junge Selbsthilfe 2019 und den vielen Gesprächen, die danach noch stattgefunden haben, ging es auch immer wieder um die Frage, was „junge Selbsthilfe“ für uns eigentlich meint. Auch im Unterschied zu „anderer“ („herkömmlicher“? „alter“?) Selbsthilfe). Auch hier im Blog haben wir uns dazu Gedanken gemacht, die wir jetzt mit euch teilen möchten.

Mutsammlerin: Ich habe das Gefühl, dass die junge Selbsthilfe sehr aktiv und engagiert ist und sich verstärkt dafür einsetzt, das Thema Selbsthilfe in die Öffentlichkeit zu bringen, um Vorurteile abzubauen.

Dickdarmlos: In erster Linie unterscheiden sich für mich junge und „normale“ Selbsthilfe durch verschiedene Lebensaufgaben. Relevante Themen sind für junge Menschen oft Schule/Ausbildung/Studium, Beruf oder Berufseinstieg, Partnerschaft und Familiengründung oder je nach dem vielleicht auch eigenständiges und selbstbestimmtes Leben. Im mittleren bis späten Erwachsenenalter sind diese Themen meiner Empfindung nach oft weniger relevant oder gar irrelevant, da die Phase des „Erwachsenwerdens“ bereits abgeschlossen wurde und das Leben evtl. geordneter oder gefestigter ist. Darüber hinaus denke ich, dass junge Menschen noch mehr erleben wollen und eine andere Energie versprühen. Sprich, sie sind unternehmenslustig und häufig sehr aufgeschlossen. Eventuell sind jüngere Menschen auch noch offener in ihren Ideen, da sie noch kein „festes Selbsthilfemuster“ entwickelt haben? 🤔

Rainbow: Was bedeutet mir eigentlich junge Selbsthilfe? Akzeptanz und miteinander in die Zukunft gucken und auf die Gesellschaft im Allgemeinen. Und füreinander da sein, was auch heißt, nicht nur über meine Behinderung zu reden, sondern wir reden über alles in der jungen Selbsthilfe, es gibt keine Tabus. Also kurz gesagt, junge Selbsthilfe ist für mich wie nach Hause kommen in einen Familienkreis. Ich habe jetzt mit der jungen Selbsthilfe einen Platz in der Welt gefunden, ja!

Buchstabenspielerin: Junge Selbsthilfe ist für mich, die nie andere Selbsthilfe erlebte eine Bewegung, Gemeinschaft in Gesellschaft zu finden. Ich erlebe, dass man sich oft nicht oder nicht sofort mit dem Begriff Selbsthilfe identifiziert. Sondern einfach eine Gruppe junger Leute ist.
Ich glaube (ohne anderes zu kennen!), dass die Menschen junger Selbsthilfe diverser sind in ihren Lebensabschnitten.
So hat man mit 15 noch ganz anderes im Sinn als mit 23 oder gar mit 35. In unserer Gruppe ist der Rahmen so weit gefasst, was aber bisher positiv sich gegenseitig befruchtend wirkt. Man hat jemanden, den man fragen kann, der viel schon erlebt hat. Und Ältere bekommen neue Ansichten gespiegelt. Ich behaupte einfach, dass so ab 35 das Leben wie mit 43 wie mit 55 sich ähnelt. Relativ zu 15 vs 23. Ich glaube, wir sind diverser, bunter, weil wir jünger sind. Aber in meinem Kopf sind wir als Junge Selbsthilfe auch diffuser, weniger gefestigt, weniger definiert als Selbsthilfe / was gehört überhaupt dazu? In meinem Kopf herscht diese Vorstellung, ob sie stimmt, weiß ich nicht. Am Ende ist andere Selbsthilfe tendenziell älter und anders. Ich würd sie gern später kennenlernen und weiter Gemeinschaft pflegen statt “nur” -beraten- zu werden zu meinen Problemen.

to be continued …

Autor*in: Alle zusammen

Wir sind die Blogautor*innen von Lebensmutig. Wir schreiben über unsere Erfahrungen mit Selbsthilfe, über unsere Erkrankungen und Themen und über die Herausforderungen, die wir bewältigen. Manchmal diskutieren wir untereinander über Themen, die uns gerade auf den Nägeln brennen. Dann dokumentieren wir das unter diesem Profil in einem besonderen Beitrag.

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