Da ich in meinem Leben immer wieder auf Fragen zum Stoma stoße, werde ich nun eine kleine ‚Erklär-Reihe‘ machen. Falls bei euch Fragen oder Anregungen aufkommen, lasst sie mir gerne als Kommentar da. 

Als Stoma bezeichnet man eine künstlich erschaffene Körperöffnung. In meinem Fall handelt es sich im ein Dünndarmstoma, also eine künstlicher Darmausgang am Bauch, über welches der Stuhlgang abgesetzt wird. Es passiert unwillkürlich und ist somit nicht kontrollierbar. Das Stoma fördert einfach, wenn der Darm gerade arbeitet und sich Nahrungsbrei/Stuhlgang im letzten Abschnitt des Darms befindet. Aufgefangen wird der Stuhlgang dann von der Stomaversorgung, umgangssprachlich meist Beutel genannt.

Wie kann man sich das ganze nun vorstellen? 
Der Darm schaut ein Stück weit aus meinem Bauch raus. Er ist rosarot wie Zahnfleisch – sieht also nicht schlimm aus. Es ist gewöhnungsbedürftig seinen Darm an dieser Stelle ‚Hallo‘ sagen zu können, seine Scheiße buchstäblich unter der Nase zu tragen und einen Beutel am Bauch kleben zu haben. Dank meiner eleganten Ausdrucksweise hört sich das jetzt aber definitiv schlimmer an als es ist, denn man stinkt nicht, man sieht es in aller Regel auch nicht und man lebt nahezu uneingeschränkt weiter – oder hat durchs Stoma Lebensqualität gewonnen. Der Beutel klebt einfach auf dem Bauch. Ganz eng ums Stoma herum.

Bild zeigt meinen Bauch mit StomaversorgungEs ist wie ein hautfreundliches Pflaster. Oft eine runde oder ovale Platte, in deren Mitte ein Loch für das Stoma geschnitten wird. Diese Platte kommt dann wie ein Pflaster auf die Haut. An dieser Platte ist der Beutel befestigt. (Es gibt unterschiedliche Stomaversorgungen und ganz viele weitere Hilfsmittel, aber das würde den Rahmen sprengen.) So schnell ist das Auffangbehältnis für den Stuhlgang am Bauch fixiert.

Was muss ich mit Stoma beachten?
Das ist eine Frage, die man pauschal nicht beantworten kann, da jeder Körper anders ist. Ein paar Punkte gibt es jedoch, die jeder Neu-Stomaträger im Blick haben sollte: Die Ernährung und die Belastung des Bauches.
Ein Stoma bringt nämlich einen kleinen Nachteil: Es ist nicht so flexibel wie der natürliche Darmausgang des Menschen. Der After ist nämlich super flexibel: dicker, dünner, fester und flüssiger Stuhlgang kommt da immer irgendwie raus, da sich der After sich individuell weiten kann. Das ist beim Stoma anders. Die Größe ist vom eigenen Körper fest vorgegeben. Es kann sich nicht einfach weiten, sodass ein Stoma auch schneller mal verstopfen kann. Daher heißt es Obacht bei der Ernährung. Viel beobachten, bestenfalls bei potentiellen Problemlebensmitteln erstmal geringe Mengen probieren. Was Probleme machen kann – keinesfalls muss(!) – ist ganz einfach: Unverdauliche Lebensmittel bzw. Bestandteile. Also Fasern (bspw. bei weißem Spargel), Nüsse, Schalen (bspw. Tomatenschalen)…. Was ebenfalls nicht schadet, wenn man darmkrank ist oder mit Stoma lebt: Zu wissen welche Lebensmittel eher stopfend sind und welche eher zu flüssigerem Stuhlgang führen.
Bei der Belastbarkeit des Bauches ist einfach zu bedenken, dass – genau so wie frisch nach Operationen – das Gewebe instabiler geworden ist bzw. eine Art „Soll-Bruch-Stelle“ entstanden ist. Das heißt nicht, dass man als Stomaträger nie wieder Heben darf oder keinen Kraftsport mehr machen darf – es gibt nämlich viele wundervolle Beispiele, dass alles möglich ist – aber auch hier sollte man seine Schwachpunkte im Blick haben. Schwachpunkte bedeutet in dem Fall auch nicht nur die Bauchdecke, sondern ebenso andere Muskelpartien, die allgemeine Fitness etc. Ein gutes Training ist für eine stärkere Belastung einfach Grundvoraussetzung und noch wichtiger als bei gesunden Menschen, die nicht voroperiert sind und kein Stoma haben.

 

Autor*in: Dickdarmlos

Tabus sind ein Teil unserer Gesellschaft. Verdauungsorgane, insbesondere der Darm, und die Menstruation sind immer noch Tabuthemen. Es gilt als ekelig oder unrein. Man möchte nicht darüber sprechen und erstrecht nichts darüber hören. Doch was ist, wenn du mit einer Genmutation auf die Welt kommst, der Darm früher oder später in den Mittelpunkt deines Lebens rückt, und das Leben dir obendrauf noch eine gynäkologische Erkrankung schenkt? Hier beim Lebensmutig Blog berichte ich über mein Leben mit Familiärer Adenomatöser Polyposis (FAP), Endometriose und den psychischen Folgen.

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