Es heißt, dass in den skandinavischen Ländern die glücklichsten Menschen leben. Das mag am guten Schulsystem, am Reichtum der Länder oder dem guten Wohlfahrtsystem liegen. Neben dieser Gründe könnte auch das Jedermannsrecht für das Glück der Skandinavier mit verantwortlich sein. Nach dem Jedermannsrecht darf jede Person sich frei in der Natur bewegen und sich darin aufhalten, was auch das Übernachten unter freiem Himmel mit einschließt.

Auch wenn ich keine Studie dazu gelesen oder über eine wissenschaftliche Untersuchung darüber gestolpert bin, finde ich den Gedanken daran einfach schön, dass das sich frei Bewegen und Übernachten in der Natur für eine höhere Glücksbilanz der Menschen mit verantwortlich ist.

Warum ich überhaupt darauf komme, ist zum einen, ein kleiner Traum, der sich in diesem Jahr für mich erfüllt hat und zum anderen das in unser aller Leben einschneidende Thema Corona. In diesem Sommer ließen sich diese beiden wunderbar miteinander verbinden.

Seit dem Sommer 2015 habe ich den Urlaub auf zwei Rädern für mich entdeckt. Für mich bedeutet es ein Stück Freiheit, mit der eigenen Muskelkraft bis zu 100km täglich zurückzulegen und die Umgebung des Landes, in dem ich lebe, entschleunigt und nicht wie bei einer Auto- oder Zugfahrt nur im Zeitraffer kennenzulernen.

Während der letzten Jahre gehörte der Sommerurlaub auf dem Drahtesel nun zur Tradition. In diesem Jahr kam eben dieser eine kleine erfüllte Traum dazu. Das Schlafen unter freiem Himmel. Leider ist es in Deutschland nicht so einfach, sein Zelt in der Natur aufzuschlagen und eben dort zu schlafen, wohin die zwei Räder einen tragen. Ein bisschen mulmig ist mir bei jeder Übernachtung immer noch. Was wenn ich erwischt werde, was wenn sich Personen dem Zelt nähern, die nichts guten im Schilde führen und erst diese vielen Geräusche aus den Wäldern und Feldern. War das jetzt der Ruf eines Tieres oder doch ein weinendes Kind? Wie soll man bei dieser Geräuschkulisse nur durchschlafen können. Alles Gedanken, die mich die ersten Übernachtungen begleitet haben und die sich mit der Zeit auflösten bzw. immer weiter in den Hintergrund rückten.

Natürlich ist es kein gutes Gefühl zu wissen, dass ich mit dem Aufschlagen meines Zeltes eine Ordnungswidrigkeit begehe, das Gefühl der Freiheit, Ungebundenheit und Unabhängigkeit, das ich damit erkaufe, ist jedoch nicht mit Geld aufzuwiegen. Die Angst erwischt zu werden, ist dabei ein kleiner Preis, den ich dafür bereit bin zu zahlen. Besonders in diesem Jahr, in dem ich versuche großen Menschenansammlungen aus dem Weg zu gehen und bereits schlechte Erfahrungen mit dem Einhalten von Infektionsschutzmaßnahmen gemacht habe, ist das Gefühl der Freiheit, Ungebundenheit und Unabhängigkeit, das ich durch das Wildcampen gewinne, umso größer. Keine Unterkunft, die noch schnell erreicht werden muss, keine Herberge, die ausgebucht ist, keine große Planung im Hinblick auf die Schlafgelegenheiten mehr im Voraus. Nur das Gefühl auf zwei Rädern die Straßen und Wege zu erkunden, einfach Mal eine Schleife mehr fahren, gerne auch einen Umweg in Kauf nehmen. Kein festes Ziel haben, das unbedingt noch heute erreicht werden muss. Das Aufgehen im Hier und Jetzt. Das Vergessen des Alltags, was ein wichtiges Kriterium für meine Definition von Urlaub ist, fällt mir dann auch nicht sonderlich schwer. Besonders dann, wenn man die Nacht im Hof einer verlassenen Burg auf einem hohen Berg verbringt und sich fast schon wie ein Abenteurer vorkommt und sich regelrecht in seine Kindheit zurückversetzt fühlt. Ich würde mir wünschen, dass es dieses Jedermannsrecht auch bei uns in Deutschland gäbe, so dass sich jeder, der den Wunsch hat, sich in der Natur aufzuhalten und diese auch zum Schlafen zu nutzen, diesem auch nachkommen kann.

Leider bin ich noch nicht in Finnland, Norwegen, Schweden gewesen, aber ich habe es geschafft, mir diesen einen kleinen Traum in diesem Sommer zu erfüllen und ich weiß, dass es in naher Zukunft einen Sommer geben wird, in dem ich auf meinem Rad auch die skandinavische Natur kennenlernen werde. Hautnah, unberührt und vor allem Frei von der Angst, etwas verbotenes zu tun.

Wie ist es bei euch? Habt ihr schonmal unter freiem Himmel geschlafen? Was für Erfahrungen habt ihr dabei gemacht? Kommt ein solcher Urlaub für euch überhaupt in Frage? Lasst es uns in den Kommentaren wissen 😊

 

Autor*in: Bossi

Ich möchte meine eigene Gruppe etwas anders angehen und die üblichen Runden einer Selbsthilfegruppe mit ein paar innovativen Methoden etwas beleben. Über eben diesen Einsatz von Methoden in der Selbsthilfe, meine Erfahrungen damit und meine persönliche Suchtgeschichte möchte ich im Blog berichten und mich darüber austauschen.

in Zusammenarbeit mit:

Logo Schon mal an Selbsthilfegruppen gedacht?