Letzt ist mir aufgefallen, dass ich, obwohl ich gerne für mich alleine bin und auch meine Zeit für mich brauche, abgesehen von längeren Tagestouren mit dem Rad, recht wenig alleine mache. Alleine ins Kino oder Theater gehen? Unvorstellbar! Und das, obwohl ich mir Aufführungen und Filme gerne anschaue. Alleine in den Urlaub gehen? Niemals! Obwohl ich mir die Erfahrung sehr interessant vorstelle. Alleine Essen gehen und sich Mal was gönnen? Das geht! Mache ich zwar selten, aber wenn der Hunger kommt und ich unterwegs bin, gibt es Mal eine Mahlzeit „to go“. Sich alleine eine Stadt, einfach nur so anschauen? Schon lange nicht mehr gemacht! Aber warum eigentlich nicht? Spricht doch nichts dagegen?

Ich glaube, dass ich die Befürchtung habe, mich zu langweilen, mich alleine und vielleicht sogar einsam zu fühlen. All die vielen Menschen, die in Gruppen unterwegs sind. Dazwischen ich. Alleine. Ohne Begleitung. Was wenn die mich komisch anschauen? Was wenn die sich was denken? Und was, wenn das alles überhaupt nicht zutrifft und ich einfach Spaß habe? Den Tag genieße? Eine tolle Erfahrung habe?

Anstatt sich zu viele Gedanken zu machen und sich in endlosen Gedankenschleifen zu verlieren, einfach Mal ausprobieren und machen. Als wir uns als Blogger*innen-Team im letzten Jahr in Berlin getroffen haben, bereute ich es, meinen Zug so früh gebucht zu haben und letzten Endes nichts von der Stadt mitbekommen zu haben. Irgendwie schade, wenn man als Süddeutscher seit langem wieder in Berlin ist und abgesehen vom Tagungsort nicht wirklich was sieht. Bei der diesjährigen DAG-SHG Jahrestagung, zu der ich eingeladen worden bin, wollte ich es anders machen. Diesmal in Bremen.

Bereits beim Buchen des Zugtickets habe ich mich dabei erwischt, wie die Versuchung mich heimsucht, einen frühen Zug zu nehmen, damit ich früher zuhause bin. Warum eigentlich? Damit ich zeitig ins Bett komme? Damit ich früher in den heimischen Gefilden bin? Damit ich mir noch zum Abschluss des Tages eine Folge meiner Lieblingsserie reinziehen kann? Nein! Diesmal nicht! Nicht mit mir! Wie oft war ich nochmal in Bremen? Bisher noch nie! Knallhart bleiben und dem Impuls wiederstehen. Einfach Mal eine späte Verbindung buchen. Sich nicht von den Ausreden hinreißen lassen.

Gesagt getan. Das Ticket so gebucht, dass ich noch gute 8 Stunden Zeit habe, mir ein bisschen von Bremen anzuschauen. Nachdem die Veranstaltung gegen 11 Uhr zu ende war und mir unsere liebe Autorin Bücherwurm ein paar schöne Ecken der Stadt gezeigt hat, so dass ich mich, mit meinem mehr schlecht als recht ausgeprägtem Orientierungssinn, halbwegs zurechtfinden konnte, begann mein kleines Abenteuer.

Was soll ich sagen. Alle Gedanken, die ich mir im Vorfeld gemacht habe, waren völlig unbegründet. Natürlich hätte ich die Stadt gerne mit Menschen genossen, mit denen ich viel Zeit verbringe. Das schließt aber nicht aus, dass ich für mich alleine meinen Spaß in der Stadt haben kann. Ich habe angefangen mir verschiedene Dinge anzuschauen. Nur für mich. In meinem eigenen Tempo. Ohne mich mit jemandem absprechen und koordinieren zu müssen. Und es war toll und irgendwie auch befreiend.

Ich finde es schade, dass ich mich in meinem Alltag häufig dagegen wehre, was alleine nur für mich zu unternehmen. Besonders im Hinblick auf Aktivitäten, die normalerweise von Menschen gemeinsam unternommen werden. Gleichzeitig bin ich stolz auf mich, dass ich mich getraut habe, über meinen Schatten gesprungen bin und etwas nur für mich unternommen habe. Ich bin froh, mich nicht auf die negativen Gedanken eingelassen zu haben. Ich habe durch diese kleine Erfahrung den Mut gefasst, es in Zukunft weiter so zu handhaben und mir diese Erfahrungen von meinen ollen Gedankenschleifen nicht mehr nehmen zu lassen!

 

Autor*in: Bossi

Ich möchte meine eigene Gruppe etwas anders angehen und die üblichen Runden einer Selbsthilfegruppe mit ein paar innovativen Methoden etwas beleben. Über eben diesen Einsatz von Methoden in der Selbsthilfe, meine Erfahrungen damit und meine persönliche Suchtgeschichte möchte ich im Blog berichten und mich darüber austauschen.

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