Hier kommt ein weiterer Bericht zu den Texten, die beim Virtuellen Schreibgesprächs beim letzten Bundestreffen Junge Selbsthilfe entstanden sind. An dem Virtuellen Schreibgesprächs nahmen damals 8 Menschen teil – die ihr Einverständis gaben, dass ihre Texte in diesem Blog veröffentlicht werden können. In den vergangenen Monaten haben wir hier bereits die dort entstandenen gemeinsamen Texte zum Umgang mit der Corona-Situation und zu den Mutmomenten der beteiligten Leute gepostet. Heute möchten wir euch zeigen, was in der Schreibgruppe für Texte entstanden sind zu der Frage, wie offen jede*r mit seinem Thema umgeht. (Diese Frage ist auch unser aktuelles Monatsthema – vielleicht habt ihr dazu schon den gemeinsamen Beitrag von uns Blogger*innen gelesen.)
- Ich erzähle von meiner Krankheit (Sucht) nur den Leuten, zu denen ich ein Vertrauensverhältnis habe und selbst bei denen auch erst nach längerer Zeit und wohl überlegt, weil Sucht immer noch ein so negatives Bild in der Gesellschaft hat.
- Hätte gar nicht gedacht, dass Sucht und Trisomie 21 so ähnlich sein können 😉
- Oft habe ich Ablehnung durch die Krankheit erfahren, aber auch das Gegenteil. Je nachdem an wen ich geraten bin, aber das wusste ich voher nicht. Viele haben mein Vertrauen erschlichen und dann ausgenutzt.
- Passt für mich ebenfalls, nur das Ausnutzen nicht.
- Ich hatte den Drang, es allen zu erzählen, bis ich gemerkt habe, dass das nicht so gut ankam. Und dann habe ich es gelassen und nur noch ausgewählte Leuten in meinem Leben teilhaben lassen.
- So eine Phase hatte ich auch kurz nach meiner Langzeittherapie. Das Gefühl und den Drang, das allen mitteilen zu müssen. Auch damit ich besser verstanden werde, meine Handlungen, meine Wünsche, meine Ängste und meine Träume.
- Das ist schön, dass ich nicht die Einzige damit war/bin. Wie kommst du jetzt damit klar?
- Ich hatte wenige Probleme mit der Offenheit an sich. Eher schlimm war, wenn mir/dass mir nicht geglaubt wurde(!)
Lasst es uns wissen: Wie offen geht ihr mit euren Beeinträchtigungen um? Schreibt es uns in das Kommentarfeld.
Autor*in: Alle zusammen
Wir sind die Blogautor*innen von Lebensmutig. Wir schreiben über unsere Erfahrungen mit Selbsthilfe, über unsere Erkrankungen und Themen und über die Herausforderungen, die wir bewältigen. Manchmal diskutieren wir untereinander über Themen, die uns gerade auf den Nägeln brennen. Dann dokumentieren wir das unter diesem Profil in einem besonderen Beitrag.
Ich erzähle auch ganz offen und ehrlich jedem der ernsthaft nach meinem Befinden was mich beschäftigt etc. fragt davon.
Mir fällt es auch sehr viel leichter „die anderen“ damit umgehen zu lassen.
Mir hilft dieses „mit offenen Karten spielen“ sehr zu erkennen „woran ich bei anderen bin“. Glücklicherweise haben mir die meisten, denen ich ehrlich von meinen psychischen Erkrankungen und/oder meinen Klinikaufenthalten etc. erzählt habe, ihr ernsthaftes Interesse an meiner Person und Ihre Treue bewiesen. Dadurch sind Beziehungen enger geworden und andere haben sich auch mehr mir geöffnet und sich mir mit ihren Themen anvertraut.
Ich habe aber auch schon die Erfahrung gemacht, dass irritiert „zurückgerudert“ wurde.. „So genau wollte ich das jetzt auch nicht wissen, als ich gefragt habe wie es dir geht“.. Achso. Okay. Naja, selbst Schuld, „wer fragt, kriegt Antworten“ haha. – Ich bin mit der Person natürlich nach wie vor im (losen) Kontakt, aber ich weiß, dass sie an keinem intensiveren Kontakt mit mir Interesse hat und ich jetzt wohl auch nicht mehr.
Für mich wäre soziale Interaktion SO viel schwerer, wenn ich versuchen würde mich zu verstellen oder absichtlich Dinge zu verstecken, die mich in meinem Leben bewegen und beschäftigen. Meine Erkrankungen und die daraus resultierenden Therapien und Behandlungsversuche prägen mein Leben. Wenn ich das nicht offen mit jmd. teilen kann, warum sollte ich daran interessiert sein mit der Person überhaupt (engeren) Kontakt suchen?