Heute, am 6. Juni 2020, ist Tag der Organspende. Aufgrund von Corona beschränken sich Aktionen dieses Jahr auf virtuelle Aktivitäten wie Posts in sozialen Medien. Da Organspende ein Thema ist, welches mir am Herzen liegt, möchte ich auch hier darauf aufmerksam machen und hoffe, dass ich einige Menschen dazu anregen kann sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, in aller Ruhe eine Entscheidung für sich zu treffen und diese auch in Form eines Organspendeausweises festzuhalten. Denn Organspende rettet leben!

Allein in Deutschland warten aktuell über 9.000 Menschen auf ein Spenderorgan. Daraus lässt sich ableiten, dass der Bedarf an Spenderorganen deutlich höher ist als die zur Verfügung stehenden Organe. Das liegt unter anderem daran, dass nur ein kleiner Bruchteil der Patienten, die im Krankenhaus sterben tatsächlich als Spender infrage kommen. Denn ein Spender muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen und die Organe müssen intakt sein. Betroffene Patienten müssen somit meist viele Jahre auf ein Spenderorgan warten. Obwohl jeder von uns in die Situation kommen kann auf ein Spenderorgan angewiesen zu sein, scheint „Organspende“ ein Thema zu sein, welches viele vor sich herschieben.
Die grundlegende Voraussetzung für die Organspende ist der Hirntod. Dies bedeutet, dass die Funktion des Gehirns unumkehrbar ausgefallen ist. Folglich kommt es zum Herz-Kreislauf-Stillstand, da das Gehirn nach dem Hirntod keine Anweisungen mehr an den Körper geben kann, sofern keine lebenserhaltenden Maßnahmen das Herz-Kreislauf-System aufrechterhalten. Mit dem Hirntod ist also die „Steuerzentrale“ des Körpers ausgefallen. Diagnostiziert wird der Hirntod unter anderem durch bildgebende Verfahren wie dem EEG, bei welchem die Hirnaktivität gemessen wird, oder auch der Darstellung der Blutgefäße im Gehirn (Angiographie). Erst, wenn zwei Ärzte unabhängig voneinander den Hirntod mit Überprüfung nach 12 Stunden diagnostiziert haben, kann der potenzielle Spender zur Organspende zugelassen werden.
Da es in Deutschland keine Organspendepflicht gibt und sich ebenfalls gegen die Widerspruchslösung entschieden wurde, bedarf es immer der Zustimmung des Patienten oder der Angehörige oder bevollmächtigten Person, sofern der Patient vorab keine Entscheidung getroffen wurde. Letzteres ist vor allem für Angehörige eine hohe Belastung, da sie während sie trauern, über den Körper und die Organe des verstorbenen Angehörigen entscheiden müssen. Deswegen sollte meiner Meinung nach jeder die Initiative ergreifen und in Ruhe seine Entscheidung treffen.

Wie stehe ich persönlich zu diesem Thema?
Ich war bzw. bin für die Widerspruchslösung, damit jeder Mensch dazu angestoßen wird sich mit dem Thema Organspende auseinanderzusetzen. Zugleich wird niemandem damit die Freiheit der eigenen Entscheidung genommen und meiner Ansicht nach somit auch nicht die Menschenwürde verletzt. Natürlich kann diese Lösung auch als „Zwang“ angesehen werden, doch für mich zählt in erster Linie, dass es aufgrund der bestehenden Entscheidungsfreiheit moralisch vertretbar ist und bestenfalls die Spenderanzahl steigt. Viele Menschen, die keinen Organspendeausweis besitzen, sind pro Organspende. Die kleine bürokratische Hürde würde diesen Personen somit genommen werden und die Angehörigen würden entlastet werden.
Wenn bei mir der Hirntod eintreten sollte, sehe ich keinen Grund, weshalb ich meine Organe unbedingt behalten müsste. Meine Organe sollten lieber jemand anders leben schenken als mit mir verbrannt zu werden. Ich möchte zwar eigentlich gerne unter der Erde verrotten, jedoch wünsche ich mir eine Waldbestattung, sodass die Einäscherung unabdingbar ist. Dazu denke ich, dass ich, falls es mich treffen sollte, ebenfalls ein Spenderorgan annehmen würde, sodass meine eigene Spendenbereitschaft für mich ein absolutes Muss ist, damit ich die Annahme des Organes moralisch vertreten könnte.

Habt ihr einen Organspendeausweis? Und wie steht ihr generell zum Thema Organspende? Schreibt es uns doch in die Kommentare.

Weitere Informationen und Materialen könnt ihr euch beispielsweise unter folgenden Seiten einholen oder auch bei euren Krankenkassen (oft haben diese auch online Informationen dazu verfügbar):
https://www.organspende-info.de/start.html
https://www.bzga.de/infomaterialien/organspende/
https://www.ueber-leben.de/

Autor*in: Dickdarmlos

Tabus sind ein Teil unserer Gesellschaft. Verdauungsorgane, insbesondere der Darm, und die Menstruation sind immer noch Tabuthemen. Es gilt als ekelig oder unrein. Man möchte nicht darüber sprechen und erstrecht nichts darüber hören. Doch was ist, wenn du mit einer Genmutation auf die Welt kommst, der Darm früher oder später in den Mittelpunkt deines Lebens rückt, und das Leben dir obendrauf noch eine gynäkologische Erkrankung schenkt? Hier beim Lebensmutig Blog berichte ich über mein Leben mit Familiärer Adenomatöser Polyposis (FAP), Endometriose und den psychischen Folgen.

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