Hoffnungslos verplant

Für die Leute die mich kennen oder die welche meine Beiträge verfolgen wissen ja , dass ich einen ausgeklügelten Plan für meine eigene berufliche Wiedereingliederung hatte.
Dafür habe ich einen Minijob angefangen um mich im Arbeitsleben wieder zu erproben.
Ich arbeite jetzt seit August auf geringfügiger Basis und anfangs lief es auch gut.

Der zweite Schritt war wieder eine stationäre Behandlung um im Anschluss einen Teilzeitjob zu machen um mich für eine Ausbildung langsam vom Arbeitspensum zu steigern.
An sich meines Erachtens ein echt guter Plan.
Ich habe 6 Monate lang der Klinik hinterher telefoniert und ich wurde immer wieder vertröstet. „Die leitende Psychologin welche sich um die Aufnahmen kümmert ist leider krank. Aber nächste Woche müsste sie auf jeden Fall wieder da sein“.
Ich kann euch nicht sagen wie oft mir gesagt wurde, dass ich nächste Woche oder in zwei Wochen wieder anrufen soll und wie oft mir versichert wurde, dass sie dann auf jeden Fall wieder da sein soll. Und wie oft ich in den letzten 6 Monaten enttäuscht wurde. Ich meine reicht die Aussage nicht: „Sie ist krank und wir können nicht absehen wann sie wieder kommt“, warum muss man den Leuten Hoffnungen machen und diese Hoffnung immer wieder aufs neue zerschmettern.

Hat es sich ausgezahlt?

Irgendwann im Februar kam dann endlich der Anruf: „Wir haben es geschafft, wir können Ihnen einen Aufnahmetermin am 14.02.23 anbieten, damit sie die Ausbildung dann machen können, wir möchten Sie da unterstützen“.
Natürlich voll euphorisch allen meinen Menschen in meinem Umfeld Bescheid gesagt, ich hab mich in den letzten Wochen auf nichts so sehr gefreut wie auf diesen Aufnahmetermin, diese Behandlung.

Es hat mir bestätigt, das sich alles in den letzten Monaten gelohnt hat. Ich wurde in meinen Plänen bestätigt die ich hatte, das ich alles richtig gemacht habe. So also alles für die Klinik geplant. Mein Koffer war schon eine Woche vorher gepackt. Ich war noch nie so sehr bereit.

Ja… Pustekuchen… Nicht mal 4 Tage vor dem Aufnahmetermin bekomme ich den Anruf, das meine Aufnahme um 9 Tage verschoben werden muss. Ich kann euch kaum beschreiben wie sehr es in mir gebebt hat, wie wütend und sauer ich war, wie enttäuscht. Nach ein paar Tagen konnte ich mich damit irgendwie abfinden. Ich meine 9 Tage sind jetzt nicht die Welt.
Also langsam wieder Vorfreudig auf die Klinik, halb euphorisch. Nur da hab ich die Rechnung nicht mit der Klinik gemacht. Ich habe gestern am 17.02.2023 eine Email bekommen. Zitat: “bei uns verschiebt es sich leider weiter…aber auch Verschiebungen durch Verlängerungen infolge krankheitsbedingter Therapieausfälle…die es leider im großen Stil gegeben hat.“ – somit haben sie meine Aufnahme um einen Monat verschoben.
Bin ich der einzige der sich da denkt, dass es eigentlich absehbar von der Klinik sein musste, das bei so vielen Krankheitsfällen einige Therapien verlängert werden müssen? Das macht mich noch wütender, das da anscheinend niemand dran gedacht hat, bzw. das sie jetzt einen auf überrascht machen.

Decke aus Blei

Nachdem ich diese Email gelesen habe, ist meine Anspannung direkt gestiegen. Ich habe mich an diesem Tag mit einem Freund getroffen, wir hatten noch ein wenig zu erledigen. Immer mehr merkte ich wie ich abstürze. Ich bin in ein so tiefes Loch gefallen, es haben sich direkt alle Glaubenssätze die ich habe gemeldet, alle Probleme haben sich gemeldet, jedes Gefühl das unterschwellig da war ist an die Oberfläche geschwemmt worden.
Die Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit haben sich wieder in mir breit gemacht, ich hatte das Gefühl zu ertrinken und wie jedes mal in einer Downphase fühlte es sich an als würde es nie wieder aufhören.
Zuhause habe ich mich ins Bett gelegt und Musik gehört, habe meine Gedanken kreisen lassen und ich hatte das Gefühl als würde sich eine Decke aus Blei auf mich legen wie eine zweite Haut. Fast 3 Stunden lag ich regungslos da und wusste nicht was ich jetzt tun soll. Ich wusste nicht wie ich mich jetzt aus diesem Loch raus ziehen kann.

Irgendwann habe ich dann versucht mir mit Videos irgendein anderes Gefühl als Hoffnungslosigkeit zu geben, ich wollte irgendein Gefühl aufsaugen mit dem ich besser umgehen kann. Aber es hat nichts gebracht.

Heute morgen wache ich auf und die Hoffnungslosigkeit ist auf einmal weg. Die Einsamkeit verflogen. Mir geht es jetzt nicht gut, aber im Gegensatz zu gestern sind das Welten. Ich habe seit meiner Medikation eigentlich kaum starke Stimmungsschwankungen mehr gehabt aber was in den letzten Wochen wieder los war. Ich bekomme von meinen Stimmungsschwankungen noch ein Schleudertrauma.

Dann eben Plan B

Gestern vor dem Schlafen gehen habe ich mir einige Gedanken gemacht wie es denn jetzt weiter gehen kann und sollte. Und auch in meinen Träumen hat es viel gearbeitet. Nun habe ich einen groben Plan B, diesen muss ich noch mit einigen Stellen absprechen und dann werde ich euch auf dem Laufenden halten. So wie es aktuell läuft kann es nämlich nicht weiter gehen.

Ich könnte fast sagen, mein Plan ist gescheitert, aber ich werde nicht aufgeben, das Alphabet hat so viele Buchstaben, wenn erst Plan Z funktioniert dann ist es eben so. Das ich das so sagen kann wundert mich selbst, aber ich kann besser mit dem Scheitern dieses Plans umgehen als mit allem was zum Scheitern geführt hat, weil ich noch andere  Möglichkeiten habe, auch wenn ich etwas umdisponieren muss.

Autor*in: Blue

Das wird ein Kampf, ein Kampf um meine Gesundheit, ein Kampf um eine glückliche Zukunft und ein zufriedenes Leben. Diesen Kampf kämpfe ich gerne... zumindest die meiste Zeit.

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