Rettungswagen

„Es ist immer so. Die chronisch kranken Patienten schleppen sich selbst in die Notaufnahme, die weniger kranken holen öfter den RTW.“

Ein RTW (Rettungswagen) ist kein Taxi. Es sollte nur gerufen werden, wenn der Transport in diesem notwendig ist. Sprich, der Zustand schlecht, evtl. schlimmere Verletzungen vorliegen, Medikamente sofort notwendig sind (je nachdem kommt dann zusätzlich ein Notarzt), um einen Patienten transportfähig zu machen o.ä. Ich verurteile auch niemanden, der lieber einmal mehr als einmal weniger den Rettungsdienst gerufen hat. Manchmal sind Situationen eben nicht gut abzuschätzen und dann ist einmal mehr besser als einmal zu wenig! Kritisch sehe ich den Mythos „mit RTW Einlieferung muss man nicht lange warten, wenn man selbst in die ZNA (Zentrale Notaufnahme) kommt, muss man immer ewig warte!“. Denn das ist schlichtweg falsch! Die Notaufnahmen arbeiten mit Systemen der Priorisierung und stufen somit ein, wer sofort drankommen muss – akuter Notfall, das Leben steht auf dem Spiel – und wer noch etwas oder lange warten kann. Echte Notfälle gehen immer vor, egal wie sie eingeliefert werden. Lappalien müssen immer warten, egal wie sie eingeliefert werden! (Trifft natürlich nur zu, wenn Notfälle auch als solche erkannt werden.)

Ich persönlich rufe oder lasse den RTW für mich nur rufen, wenn es nicht anders geht. Öfter ist es schon passiert, dass mich jemand fahren konnte, doch mein Zustand unterwegs so schlecht wurde, dass man kurz vorm Krankenhaus doch einen RTW inkl. Notarzt rufen musste. Das liegt bei mir einfach daran, dass jede Bewegung meine Schmerzen im Akutfall verschlimmert bis ich irgendwo zusammengekrampft kaure. So bin ich zum Beispiel vom Auto schon mal auf den Boden einer Tankstelle geplumpst und habe gewartet bis Hilfe kam.

Den einleitenden Spruch habe ich neulich von einem Mitarbeiter im Krankenhaus gesagt bekommen. Irgendwie ist da einiges Wahres dran. Der Satz kam ihm im Gespräch über die Lippen als er mich in der ZNA abholte, um mich auf Station zu bringen.
Ich fluchte über die ZNA der Klinik ziemlich, da ich mich nach einer Stunde Autofahrt mit Schmerzen und Gleichgewichtsproblemen durch die Klinik in die ZNA schleppen musste. Keiner hat mir Hilfe angeboten, obwohl ich schwankte und langsam vor mich hin stelzte. Den Weg nur mit größter Mühe schaffte. Anschließend durfte ich in der ZNA diskutieren. „Warum sind Sie in diese Klinik gekommen?“ „Prof. X arbeitet aber nur prästationär. Sie wird nicht zu Ihnen auf Station kommen!“ „Haben Sie wenigstens die Berichte dabei?“ „Subileus? Wer hat Ihnen denn diese Diagnose gestellt?“ „Also ein Subileus ist ein Begriff der in der Medizin…“
Ich dachte mir… Es kann echt nicht wahr sein. Ich klammerte mich an einer Stange fest, konnte nur mit Mühe sprechen. Hatte Schwierigkeiten überhaupt Sätze zu bilden. Und dann? Darf ich erstmal mit dem Pfleger diskutieren und anschließend mit dem Assistenzarzt. Gedankt!
So traurig es ist, aber für mich steht fest: In diese ZNA – was leider die ZNA der Wahl sein muss, aufgrund spezialisierter, wirklich guter, Ärzte – werde ich nur noch via RTW reingehen. Es ist einfach nur traurig, weil ich den Rettungsdienst nicht unnötig belasten will und nach Möglichkeit immer versuche alleine zum Krankenhaus zu kommen. Aber wenn der Ablauf so katastrophal ist, möchte ich mir den Stress sparen und hoffe, dass mit dem Rettungsdienst weniger diskutiert wird….

Autor*in: Dickdarmlos

Tabus sind ein Teil unserer Gesellschaft. Verdauungsorgane, insbesondere der Darm, und die Menstruation sind immer noch Tabuthemen. Es gilt als ekelig oder unrein. Man möchte nicht darüber sprechen und erstrecht nichts darüber hören. Doch was ist, wenn du mit einer Genmutation auf die Welt kommst, der Darm früher oder später in den Mittelpunkt deines Lebens rückt, und das Leben dir obendrauf noch eine gynäkologische Erkrankung schenkt? Hier beim Lebensmutig Blog berichte ich über mein Leben mit Familiärer Adenomatöser Polyposis (FAP), Endometriose und den psychischen Folgen.

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