Ich habe nie darüber nachgedacht, dass ich ein toxischer Mensch in zwischenmenschlichen Beziehungen sein kann. 

Ich war oft der Meinung, dass ich mein bestes gebe und konnte dann oft nicht verstehen warum es Menschen gibt die mich ausnutzen.

Im laufe meines Klinikaufenthaltes ist mein Opa verstorben, abgesehen davon, dass es mir schwer viel die Trauer zuzulassen war ich ziemlich instabil. Am folgenden Wochenende sollte ich dann nach Hause gehen, wie es üblich ist. Alleine nur der Gedanke in eine leere Wohnung zu gehen bereitete mir furchtbare Angst, ich meine meine Wohnung ist immer leer, weil ich alleine lebe, aber nun habe ich eine andere Assoziation dazu bekommen.

Ich war irgendwie zwischen Verdrängung und Absturz gefangen und wusste nicht genau was ich tun soll und ob ich jemanden am Wochenende ertragen könnte.

Genauso habe ich es einem Freund von mir erzählt. Daraufhin folgte leider keine Antwort seinerseits, was mich in einer Welle von Enttäuschung und Wut ertrinken ließ.

Sofort merkte ich wie ich die gesamte Freundschaft in Frage stelle. Ich hatte alles auf einmal negativ betrachtet, unsere ganze Freundschaft hinterfragt und mir eingeredet ich würde nur ausgenutzt werden. Jetzt machte natürlich alles auf einmal Sinn. Ich war natürlich ein leichtes Opfer!

Ich bin in eine Abwertungsspirale abgerutscht und haderte mit mir den Kontakt abzubrechen.

ACHTUNG MUSTER!!!!!!!

Auf einmal habe ich nur noch Dinge gesehen die mir bestätigt haben, dass es das richtige ist diesen Kontakt in die Tonne zu hauen, schließlich werde ich ja die ganze Zeit nur ausgenutzt und wenn es um mich geht interessiert es natürlich mal wieder niemanden!

Wie oft ich in diesen 2 Wochen in eine Einsamkeit und Verlassenheit verschluckt wurde kann ich gar nicht mehr aufzählen, das tragische daran war tatsächlich, dass ich mich so einsam gefühlt habe alleine nur wegen der Überlegung den Kontakt abzubrechen, dass ich niemanden von meinen anderen sozialen Kontakten mehr im Kopf hatte. Ich war mir sicher zu 100% allein zu sein. Obwohl das nicht so wirklich stimmt.

Geblendet von Quantität

Da ich mit diesem Freund am meisten Kontakt hatte als zu meinen anderen Kontakten war das natürlich ein krasses Beispiel dafür, dass mir mein Verstand dann einreden wollte das ich dann niemanden mehr habe wenn er weg ist. Ich konnte nur die anderen vergessen, weil ich diese nicht in so einer Häufigkeit sehe wie diesen Freund. Ich bin so abhängig von dieser Quantität, weil es mir das Gefühl gibt gemocht und akzeptiert zu werden, ich bekomme die Aufmerksamkeit die ich brauche und ich fühle mich weniger alleine.

Auch wenn das bei den anderen auch so ist verliere ich dennoch oft die Verbindung dazu weil sie weniger aktiv in meinem Kopf präsent sind.

WO liegt jetzt der Fehler

Ich habe viel mit der Pflege gesprochen, als die Einsamkeit mich von innen aufgefressen hat, Einsamkeit fühl sich bei mir so an wie sterben. Ich kann es nicht anders beschreiben, aber es verdeutlich vielleicht wie stark dieses Gefühl bei mir sein kann.

In diesen ganzen Gesprächen ist mir dann tatsächlich bewusst geworden, dass ich einige Fehler in meinen Beziehungen zu anderen Menschen mache.

Auch ist es mir im Zusammenhang mit dem Schema Modus Modell einfacher gefallen das zu reflektieren.

Wenn Menschen Interesse an mir und meiner Person zeigen, mir das Gefühl geben wertvoll, liebenswert und wichtig zu sein, widersprechen sie meinen Glaubenssätzen was per se ja gar nicht schlecht ist, sondern eigentlich ziemlich gut. Aber leider komme ich dann in eine Überkompensation weil ich natürlich nicht möchte, dass das aufhört.

Ich übergehe meine eigenen Grenzen, mache es den anderen Recht und überschütte sie mit allem was ich habe. Im Prinzip erkaufe ich mir meine Freunde immer wieder mit den Dingen die ich gebe, obwohl ich als Person genügen müsste, ich aber leider aufgrund vieler negativer Erfahrungen gelernt habe, dass ich eben nicht ausreichend bin.

Menschen mögen mich nur für Dinge die ich habe oder für das was ich ihnen geben kann. Und mit meinem Verhalten bestätige ich sogar noch meine Glaubenssätze was mega dumm ist.

Um das ein wenig zu veranschaulichen werde ich etwas konkreter….

Der Freund von dem ich oben schon berichtet habe hat von mir viel Geld ausgelegt bekommen, für die Miete und für andere Dinge, sogar einen Vertrag habe ich über meinen Namen laufen lassen, obwohl ich ein ungutes Gefühl dabei hatte. 

Warum fragt sich wohl der ein oder andere…. Ganz einfach, ich hatte Angst wenn ich ihm sage das ich ihm kein Geld auslegen kann oder diesen Vertrag nicht mache das er mich nicht mehr mögen könnte und ich einen Freund verliere, dass ich tatsächlich alleine bin. 

Alleine sein führt bei mir schnell zu Einsamkeit und Einsamkeit fühlt sich an wie sterben. Also gebe ich alles dafür nicht verlassen zu werden auch wenn es teuer wird und ich es bereuen könnte……..

Der typische nächste Schritt in meinem Muster ist dann das es eine Sache braucht die negativ auffällt und ich stelle alles in Frage und ich breche den Kontakt ab oder lasse ihn auslaufen. 

Moment…. Ich habe Angst davor verlassen zu werden und alleine zu sein und breche dann Kontakte ab? Exakt das ist das Problem. Wenn ich den Kontakt abbreche habe ich die Kontrolle darüber.

Ich finde es selbst höchst suspekt und für mich klingt es tatsächlich ziemlich dumm. Aber mir ist auch bewusst, dass das auch nur ein Bewältigungsmodus ist der mir auf lange Sicht nicht weiterhelfen wird.

Schließlich bin ich ein gesunder Erwachsener….

Reden schafft Verständnis

Das waren so chaotische und überwältigende 2 Wochen…. Ich bin tatsächlich dankbar das ich in dieser Zeit in der Klinik war und darüber sprechen konnte.. Die Möglichkeit hatte zu reflektieren und das nicht alleine, sondern mit Menschen die einen anderen neutralen Blick darauf werfen konnten. Mir ist nun bewusst was ich alles mache aus der Angst alleine zu sein.

Ich habe mich nun beschlossen ein erwachsener Mensch zu sein, anstatt das ängstliche, einsame, verlassene und trotzige Kind. Ich werde mit diesem Freund sprechen. Ihm klarmachen wie ich in unserer Freundschaft gehandelt habe. Was ich besser machen möchte und möchte auch klären wie wir unsere Freundschaft in Zukunft gestalten wollen, bzw sollten.

Auch habe ich gelernt das Geld für mich in einer Freundschaft nichts zu suchen hat. 

Und wenn ich Geld verleihe dann auch erst wieder wenn das Geld zurückgezahlt ist.

Meine Grenzen sind auch wichtig, MERKE DIR DAS BLUE!

Autor*in: Blue

Das wird ein Kampf, ein Kampf um meine Gesundheit, ein Kampf um eine glückliche Zukunft und ein zufriedenes Leben. Diesen Kampf kämpfe ich gerne... zumindest die meiste Zeit.

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