Urlaub am Meer

Ein Spaziergang am Strand, die Füße im Wasser baumeln lassen, in der Sonne ein Eis genießen – eine Reise ist wohl für die meisten die perfekte Auszeit, um sich von dem stressigen Alltag zu erholen und einfach nur zu entspannen. Auch mich reizt es zu verreisen: neue Orte, Länder und Kulturen kennenlernen oder auch einfach nur am Meer spazieren gehen. Trotzdem fällt es mir oft schwer, mich für eine Reise zu entscheiden. Woran das liegt? Weil ich weiß, dass diese fünf Herausforderungen bei jeder Reise auf mich warten.

1. Entscheidung

Wenn ich mich dazu entscheide zu verreisen, dann entscheide ich mich gleichzeitig auch dafür, dass ich starke Angstgefühle aushalten muss. Denn auch wenn ich mir wünsche und manchmal die Hoffnung habe, die Ängste einfach Zuhause lassen zu können, weiß ich, dass das leider nicht möglich ist.

2. Tickets kaufen

Habe ich mich dann doch dazu entschieden zu verreisen, müssen Bustickets gekauft werden. Das kann man hier in Bulgarien leider nicht online machen – nur Reservierungen. Also habe ich zwei Optionen: Entweder ich gehe zum Busbahnhof und kaufe die Tickets am Schalter oder ich mache online nur eine Reservierung und muss mich dann am Abfahrtstag frühzeitig zum Busbahnhof begeben und das Ticket am Schalter abholen. Da ich bei der zweiten Variante nur meine Reservierungsbestätigung hinhalten muss und dann hoffentlich nichts weiter sagen muss, entscheide ich mich meistens dafür.

3. Losfahren

Ist der Reisetag gekommen, liegt meistens eine schlaflose Nacht hinter mir. Auf dem Weg zum Busbahnhof merke ich, wie mit jedem Schritt die Aufregung steigt und sich auch die Ängste immer weiter in mir ausbreiten. Ich gebe meine Reservierungsbestätigung ab und wenn ich Glück habe, sagt mir die Frau am Schalter, während sie mir mein Ticket in die Hand drückt, auch noch die Plattform des Busses dazu. Das ist bisher leider nur selten vorgekommen. Meistens bleibt mir dann nichts anderes übrig, als irgendjemanden anzusprechen und zu fragen. Eine riesige Herausforderung, die mich so viel Kraft kostet, dass ich die gesamte Busfahrt über schlafen kann.

4. Im Hostel ankommen

Irgendwann komme ich dann im Hostel an. Schweißgebadet – vor Angst – was die Ängste nur noch mehr verstärkt. Wenn mir mein Bett gezeigt wird hoffe ich, dass alle anderen aus dem Zimmer gerade unterwegs sind, sodass ich mir etwas Zeit nehmen kann, um zu verschnaufen und wieder ein bisschen Energie zu sammeln. Es wundert mich immer wieder, dass ich trotz der Ängste immer noch in ein Hostel gehe und mich dort so vielen Menschen und somit auch so vielen Ängsten aussetze. Smalltalk macht mir Angst. Das Gefühl als ruhiger Mensch nicht in die Hostelwelt zu passen, fühlt sich blöd an. Jede Bewegung, jedes Wenden von einer Seite auf die andere in der Nacht löst Ängste in mir aus, irgendwie (negativ) aufzufallen.

5. Alleine in der fremden Stadt

Manchmal mag ich es ganz gerne, alleine eine Stadt zu erkunden. Nur ich und meine Kamera. Und mein Notizblock und ein Stift. Kleinigkeiten wahrnehmen, die man im Gespräch vielleicht übersehen hätte. Und trotzdem fühle ich mich oft nicht wirklich wohl. Ich fühle mich sehr einsam. Überall sind Menschengruppen; nur ich selbst bin ganz allein. Mittags würde ich mich gerne in ein nettes Café setzen und ein Sandwich essen, aber alleine irgendwo etwas essen oder trinken zu gehen, erscheint mir nicht machbar. Allein die Vorstellung löst Angstgefühle in mir aus.

Während ich reise versuche ich mich auf die Besonderheiten des Ortes zu konzentrieren, um den Ängsten weniger Platz zu lassen. Das Fotografieren hilft mir dabei manchmal ganz gut. Trotzdem komme ich meistens mehr erschöpft als erholt wieder Zuhause an. Das finde ich sehr schade, denn die Ängste erschweren mir so viel Schönes…

P.S.: Vor ein paar Tagen habe ich trotzdem Urlaub gebucht: fünf Tage ans schwarze Meer – wohl leider trotzdem mit Ängsten im Gepäck.

Autor*in: Mutsammlerin

An ein Leben ohne Angst kann ich mich nicht erinnern. Aber ich kann davon träumen, die Angst aushalten und für meine Träume kämpfen.

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