Bossi: Langeweile ist für mich ähnlich wie das Warten (Link) ein Zustand, mit dem ich nur sehr schlecht umgehen kann. Wenn ich tief in mein Inneres höre, kenne ich den Zustand der Langeweile auch schon sehr lange nicht mehr wirklich. Die Möglichkeiten sich abzulenken und seine Aufmerksamkeit einem Reel auf Instagramm oder ein Short auf Yutube zu schenken und sich damit den kurzen Dopaminkick zu holen, ist viel zu verführerisch. Ich glaube, mir würde ein bisschen Langeweile dahingehend gut tun, als dass ich dadurch wieder lernen könnte, unangenehme bzw. dopaminfreie Zustände auszuhalten.

Der Maulwurf: Wie komme ich aus der Langeweile wieder heraus?
In dem man sich selber irgendwelche Aufgaben sucht. Oder kann es auch ein neues Hobby sein? Einfach irgendetwas suchen was man machen kann. Von zu Hause herum sitzen wird es garantiert nicht besser. Es könnte auch eine ehrenamtliche Tätigkeit sein. Hauptsache man fühlt sich gebraucht und wertgeschätzt.
Ist Fernsehen gucken eine sinnvolle Lösung? Ist essen eine sinnvolle Lösung? Den ganzen Tag vorm PC sitzen und irgendwelche Spiele spielen ist das denn eine Lösung? Diese Fragen kann jeder nur für sich selbst beantworten. Für mich ist es auf keinen Fall eine passende Lösung meiner Langeweile! Also das Problem angehen und nach einer Lösung suchen. Aber wie finden? Ich würde gerne eine ehrenamtliche Tätigkeit ausüben. So eine Tätigkeit zu finden, ist sehr kompliziert für mich, mit all meinen Behinderungen und Einschränkungen. Wenn man Langeweile hat überlegt man viel. Bei diesen Überlegungen kommen einem kluge aber auch dämliche Ideen. Diese möchte man am liebsten sofort umsetzen. Nur leider ist dieses nicht immer möglich. Da meistens andere Personen mit involviert sind. Zum Beispiel habe ich bei meiner alten Schule angefragt, ob ich dort einmal einen Vortrag über allgemeine Behinderung übergehend auf Sehbehinderung bis hin zu Inklusion halten darf. Diese hat natürlich auch noch zu gesagt. Jetzt muss ich diesen Vortrag erst mal ordentlich vorbereiten. In diesem Moment ist mein Problem gelöst. Aber war das eine gute Idee nach so einem Vortrag zu fragen. Ich weiß es noch nicht. Vielleicht wird mein Referat ja so gut, dass ich diesen jedes Jahr halten darf. In diesem Fall war es doch eine gute Idee. Durch irgendeinen (dummen) Zufall ergab es sich, dass ich mich bei der Selbsthilfe engagiere ins besondere bei der jungen. So bin ich an diesen wunderbaren Blog gekommen. Für dieses Tagebuch schreibe ich diesen schönen Text. Ab und an schreibe ich noch einige Beiträge mehr hierfür. Momentan überlege ich, ob man die von mir geschrieben Texte nicht noch wo anders einsetzen kann. Mir ist allerdings nichts dazu eingefallen. Dieses sind leider immer nur einzelne kurzfristige Bausteine. Also nichts Nachhaltiges.
Irgendwann kommt dann wieder die scheiß Langeweile durch. Diese zu bekämpfen ist sehr schwer. Man muss also unterschiedliche Module zusammen bringen, um dieses Problem zu besiegen. Dieses ist leichter gesagt als getan.

Bücherwurm: Mir geht es da wie Bossi, Instagram ist immer eine gute Ablenkung oder auch irgendein dämliches Handyspiel. Manchmal, gerade wenn ich viel zu Hause bin, geht mir die Langeweile auch mal auf den Keks. Ich mag dann nichts produktives machen und werde richtig unruhig. Will raus, was anderes sehen. Manchmal hilft da schon einfaches einkaufen. Oder aber ich schnappe mir den Hund und gehe zur Morgenrunde noch eine weitere große Runde und wenn mir mein Dorf auf den Keks geht, fahren wir halt irgendwo hin und laufen da. Tja und wenn das alles nichts hilft und ich neben der Unruhe auch immer unkonzentrierter werde, hilft oft nur weißes Rauschen anmachen (vorzugweise Regen oder Flug Geräusche) und runter kommen und ggf. einfach ein Stündchen schlafen.

Buchstabenspielerin: Langeweile kenne ich selten. Meistens ist mein Kopf überbeschäftigt mit Grübeln, Sorgen machen, nachdenken, träumen oder die letzten Buchstaben müde verdauen.
Wenn dann mal Langeweile aufkommt werden Freunde angerufen oder doch mal wieder Bücher aufgeschlagen und sich darin vertieft. Ansonsten verschlingt auch mich viel YouTube mit seinem Überangebot. Langeweile kann toll sein, Schreiben, kreativität, ausruhen oder viel Unruhe bedeuten und muss „weggearbeitet“ werden.

Blue: Langeweile ist manchmal echt schwer für mich auszuhalten und müdet oft in einem Kreislauf fast nicht endend wollender Lustlosigkeit. Ich schaffe es dann auch oft nicht mich für banale Dinge zu motivieren, da die Langeweile oft einer depressiven Dynamik gleicht.

HighHopesInBlueSkys: Ich würde mir tatsächlich beinah mal wieder Langeweile wünschen… Wie war das Gefühl nochmal? Ich kann mich gar nicht mehr richtig erinnern, wann ich das Gefühl von Langeweile zuletzt hatte… Sogar, wenn ich im Krankenstand bin, schaffe ich es irgendwie eine lange To-Do-Liste zu haben, auch wenn es dann natürlich weniger anspruchsvolle Aufgaben sind, sondern eher Folgendes betreffend: Alltagstätigkeiten (die dann einfach oft schwerer zu bewältigen sind), nötige organisatorische Aufgaben, Freizeittätigkeiten (die Freude machen sollen oder zumindest ablenken) und als grobe Kategorie Tätigkeiten, bei denen mein Ziel wäre, dass sie kurz- oder langfristig meine Situation verbessern (z.B. soziales Umfeld erweitern, Neues ausprobieren, auf Therapie vorbereiten und reflektieren, usw.). Außerdem komme ich durch die PTBS-Symptomatik viel zu wenig innerlich zur Ruhe, um Langeweile empfinden zu können. Vielleicht ist dem Gefühl von Langeweile der Zustand noch am nächsten, wenn ich gleichzeitig unter innerem Stress stehe, aber mich so „gelähmt“ fühle, dass ich (fast) nichts tun kann…

Autor*in: Alle zusammen

Wir sind die Blogautor*innen von Lebensmutig. Wir schreiben über unsere Erfahrungen mit Selbsthilfe, über unsere Erkrankungen und Themen und über die Herausforderungen, die wir bewältigen. Manchmal diskutieren wir untereinander über Themen, die uns gerade auf den Nägeln brennen. Dann dokumentieren wir das unter diesem Profil in einem besonderen Beitrag.

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