kopfstark: Ich war schon immer ein sehr ehrgeiziger Mensch. Als Kind schon habe ich akribisch Schuhe zubinden und Fahrrad fahren geübt und nicht aufgegeben, bis ich es konnte. Das zieht sich bis heute so durch. Einerseits gehört der Ehrgeiz einfach zu meiner Persönlichkeit dazu und ist mir quasi in die Wiege gelegt worden, andererseits wird er durch Leistungsdruck natürlich gefördert. Um ein gutes Abitur nach 8 Jahren Gymnasium zu machen (was dem System der Leistungsgesellschaft zu Grunde liegt), mit den gleichen Inhalten, die ursprünglich mal für 9 Jahre angelegt waren, braucht es eben ein gewisses Maß an Ehrgeiz- um nur ein Besipiel zu nennen. Ich konnte von meiner ehrgeizigen Art in vielen Lebenslagen profiteren. Allerdings hat sie mich auch oft schon an meine Grenzen gebracht und lag zwischenzeitlich über dem gesunden Maß. Es war Bestandteil meiner Therapien, ein für mich geeignetes Maß an Ehrgeiz herauszufinden und zu erkennen, wo Schluss ist. Genauer gesagt, ist dies eine Aufgabe, die niemals abgeschlossen ist, sondern die ich in jeder neuen Lebenslage angehen muss.

HighHopesInBlueSkys: Ich war auch schon immer ein sehr ehrgeiziger Mensch. Wie es so ist im Leben, kam das nicht von ungefähr. Einen gewissen Perfektionismus habe ich mir als Kind von meiner Mum abgeschaut. Außerdem wurden gute schulische Leistungen durch Belohnungen stark gefördert. Meine Gewissenhaftigkeit und mein Wille meine Sache gut zu machen und mir einen guten Weg für die Zukunft zu ebnen verselbstständigten sich. Leider bremsten meine Eltern mich nicht. Ich begann eine ungesunde Lebensweise und arbeitete nach der Schule noch bis spät abends weiter. Für Freizeit war eigentlich keine Zeit mehr. Dann absolvierte ich mein Studium in der Mindeststudienzeit und stürzte mich danach in die Arbeitswelt. Ich hatte gelernt alles in Leistung zu investieren und verlernte mir Raum für mich und meine Bedürfnisse zu nehmen. Ich funktionierte bis ich mich in einer schweren Depression wiederfand. Nun versuche ich all das wiederzufinden und für mich zu erobern, was noch so zum Leben gehört. Ich will lernen zu leben statt zu funktionieren. Und ich lerne, dass Leben nicht nur Leistung bedeutet. Ehrgeiz ist gut, aber es sollte nicht die Freude verloren gehen.

Bossi: Wenn ich etwas erreichen will, dann schaffe ich das auch. Das habe ich mir schon sehr oft bewiesen. Das Problem dabei ist, dass ich immer sehr hohe Ansprüche an mich selbst habe und gerne alles perfekt machen möchte. Genau hier liegt auch mein Problem. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich etwas nicht mit einem 120% Grad an Perfektion schaffe, dann neige ich dazu, es sein zu lassen oder alles um mich herum inkl. mir selbst zu vergessen und regelrecht zu verbrennen.

Autor*in: Alle zusammen

Wir sind die Blogautor*innen von Lebensmutig. Wir schreiben über unsere Erfahrungen mit Selbsthilfe, über unsere Erkrankungen und Themen und über die Herausforderungen, die wir bewältigen. Manchmal diskutieren wir untereinander über Themen, die uns gerade auf den Nägeln brennen. Dann dokumentieren wir das unter diesem Profil in einem besonderen Beitrag.

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