Blue: Alleine Sein war für mich nie direkt schwer, ich hab mich früher schon gern als introvertiert bezeichnet und habe meine Batterien alleine sehr gut aufladen können. Ich habe mich selten einsam gefühlt wenn ich alleine war. Weil ich mich in meinen Welten verlieren konnte, z.B. in meiner Lieblingsserie. Ich habe aber oft das Problem mich in Gesellschaft anderer einsam zu fühlen. Das hatte ich jahrelang mit meinen vermeintlichen Freunden die rückblickend nicht zu mir gepasst haben und ich mich wahrscheinlich einsam gefühlt habe weil ich keine Menschen um mich herum hatte die mich als Person und mein Wesen wahrgenommen haben. Vor allem in der Zeit in der es mir sehr schlecht ging und ich das Gefühl hatte eine Belastung zu sein weil es mir nicht besser geht auch nach einem Klinikaufenthalt, hatte ich vermehrt das Gefühl einsam zu sein, nicht vollständig zu sein.

Mittlerweile habe ich eine beste Freundin und einen sehr guten Freund bei denen ich mich nie einsam fühle, weil die Mechanik und Energie hinter unserer Beziehung eine ganz andere ist. Wir sehen uns und nehmen uns wahr.
Dennoch bin ich in gewisser Weise manchmal einsam. Weil ich gerne mehr Freunde hätte mit denen ich meine verschiedenen Interessen teilen möchte.

Aber auch fühle ich mich in der Liebe einsam. Die Angst niemals den richtigen Menschen für mich zu finden macht mich traurig. Es wird immer gesagt man sucht die Liebe nicht, die Liebe findet einen. Ja aber wenn du nicht suchst, wie sollst du dann merken das sie an der Tür klingelt?
Vielleicht mache ich mir da auch wieder viel zu viel Druck, was typisch für mich wäre.

Aber um das nochmal klar zu benennen, alleine sein kann ich ganz gut ohne mich einsam zu fühlen.

 

HighHopesInBlueSkys: Ich kann auf diese Frage gar keine feste Antwort geben, da es nicht immer gleich ist. Generell bin ich ein Mensch, der sehr gerne andere Menschen um sich herum hat. Da muss auch nicht immer geredet werden, es ist einfach ein „miteinander da sein“ und zwischendrin immer wieder im Austausch sein. Allerdings kann ich in meinem Leben die Menschen an einer Hand abzählen, mit denen ein solches Zusammensein ganz natürlich, unkompliziert und angenehm ist. Denn es gibt auch Menschen, die ich mag, aber die mich nach einer gewissen Zeitspanne anstrengen. Manchmal ist es auch so, dass die innere Anspannung so groß ist, dass mir alle Reize zu viel sind. Dann bin ich oft lieber allein. Es tut mir gut, gewisse Zeiten am Tag allein zu sein, manchmal sogar einige Tage lang. Besonders auch dann, wenn ich für mich selbst ein volles Programm habe, also viel zu tun, und das gerne in Angriff nehmen möchte. Doch dauert das Alleinsein „zu lange“, kann durchaus ein Gefühl von Einsamkeit in mir entstehen. Auch ist das immer wieder so, wenn es mir nicht gut geht. Dann ist mir oft alles zu viel und gleichzeitig fühle ich mich total einsam – obwohl sich das irgendwie widerspricht.

 

Mutsammlerin: Ich brauche immer auch Zeit alleine, um zur Ruhe zu kommen und um wieder Kraft zu tanken. Wenn ich dann allerdings merke, dass meine Freund*innen ständig unterwegs sind und was unternehmen, fühle ich mich schon einsam. Doch das schlimmste Gefühl von Einsamkeit ist für mich, mich in einer Gruppe einsam zu fühlen. Und das kommt leider sehr oft vor.

 

Bossi: Wenn ich alleine bin, fühle ich mich nur sehr selten einsam. Früher war das häufiger der Fall. Jede Party musste mitgenommen und möglichst viele Bekanntschaften geschlossen werden, damit nach außen hin ja nicht der Eindruck entsteht, dass ich alleine und damit einsam sein könnte bzw. tief im Inneren auch irgendwie einsam bin. Alles, nur damit ich nicht in das Gefühl komme, mich einsam zu fühlen. Viele Menschen um einen herum können so schon ganz hilfreich sein, um sowohl die anderen als auch sich selbst etwas vorzumachen.
Mit der Zeit bin ich froh, die richtigen Menschen getroffen zu haben, sodass dieser kräftezehrende Akt irgendwann ein Ende gefunden hat und ich das Alleinsein auch wieder genießen und zum Tanken von Energie nutzen kann. Klar gibt es immer mal wieder Momente und Phasen, in denen der Kopf Amok läuft und mir das Gefühl der Einsamkeit überzustülpen versucht, jedoch weiß ich heute, alleine schon durch und aufgrund von meinen Mitmenschen, dass ich mich niemals wieder einsam fühlen brauche und muss, wenn ich alleine bin.

 

Bücherwurm: Der introvertierte Teil in mir genießt es wenn wir (Hund und ich) alleine sind. Wobei ich schon alleine bin, wenn ich in meiner Einliegerwohnung im Haus bin. Ganz alleine sein, mag ich auch. Das geht auch gut ne Woche richtig in Ordnung, dann kommt langsam die Einsamkeit. Dadurch das meine Eltern seit Corona ein Wohnmobil haben, sind sie auch oft unterwegs. Zum Glück haben sie aber festgestellt, das Kurztrips eher ihr Ding sind. Aber auch wenn sie mal länger weg sind, habe ich zum einen meine Selbsthilfegruppen oder ich gehe einkaufen. Das reicht mir schon, um andere Menschen zu sehen und zu hören. Oder wenn ich Redebedarf habe, kann ich auch einfach eine gute Freundin anrufen und wir telefonieren eine Zeit.

Früher in der Schule hingegen, habe ich mich selbst in der Klasse ziemlich oft einsam gefühlt. Ruhig, schüchtern und unauffällig sein war immer mein Ziel. Auch in Gruppenarbeiten war ich eher der Einzelgänger. Ob das nun durchs Mobbing kam? Oder durch das damalige Gefühl des anders seins? Das weiß ich nicht, was ich aber weiß, das ich mit der Krankheit viele Jahre später, selbstbewusster geworden bin und auch lauter. Ich bin immer noch still, kann mich mittlerweile aber relativ gut in Gruppen einbringen.

Autor*in: Alle zusammen

Wir sind die Blogautor*innen von Lebensmutig. Wir schreiben über unsere Erfahrungen mit Selbsthilfe, über unsere Erkrankungen und Themen und über die Herausforderungen, die wir bewältigen. Manchmal diskutieren wir untereinander über Themen, die uns gerade auf den Nägeln brennen. Dann dokumentieren wir das unter diesem Profil in einem besonderen Beitrag.

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