Visionärin: Ich gehe relativ offen mit meinen Beeinträchtigungen um, was nicht bedeutet, dass ich die jedem auf die Nase binde oder jedem meine Biographie erzähle. Ich gehe offen damit um, weil meine Beeinträchtigung zu mir gehört. Ich möchte mich nicht verstecken müssen, um gemocht oder akzeptiert zu werden. Aber auch weil ich mir wünsche, dass die Gesellschaft Menschen so annimmt, wie sie sind. Egal mit welcher Beeinträchtigung. Es ist ein Traum von mir, dass alle Menschen das machen können. Das sich niemand aus Sorge vor bestimmten Reaktionen oder Konsequenzen verstellen muss.

Bossi: Da es sich bei Sucht immer noch um eine sehr stark stigmatisierte Krankheit handelt, bei der die Mitmenschen gleich viele Bilder aus Literatur, Funk und Fernsehen im Kopf haben und da ich durch die Sucht nicht selten hätte mit dem Gesetz in Konflikt kommen können, bin ich sehr vorsichtig, was den offenen Umgang mit der eigenen Krankheit angeht.

Kopfstark: Mich begleitet meine Angststörung von klein auf. Bis ich 12/13 Jahre alt war, hab ich so gut wie niemandem davon erzählt. Nur meine engste Familie wusste Bescheid. Dann habe ich mich einer meiner besten Freundinnen anvertraut, da sie ähnliche Symptome gezeigt hat und ich ihr mit meinen Erfaherungen helfen wollte. In den Jahren danach sind nach und nach mehr Leute dazu gekommen, die Bescheid wissen. Dennoch wissen längst nicht alle Freunde und Bekannte davon. Wenn sie mich fragen würden, würde ich ehrlich antworten, aber ich gehe nicht in die Offensive. Ich weiß noch nicht mal, wieso das so ist. Mittlerweile weiß ich nämlich, dass mir das nicht peinlich sein muss. Aber der Öffnungsprozess geht bei mir scheinbar recht langsam voran.

Dickdarmlos: Meine Beeinträchtigungen gehören zu meinem Leben dazu, sodass das Verschweigen es meist komplizierter machen würde. Sowohl im privaten als auch beruflichen Leben sind meine Beeinträchtigung spürbar, sodass ich entweder die Initiative ergreife oder abwarte bis mich Fragen anderer erreichen. Durch mein gestörtes familiäres Umfeld, spreche ich über die psychischen Folgen und Probleme dort überhaupt nicht, da dies lediglich zur Abwertung führt. Meine körperliche Erkrankung hingegen wird dort immer akzeptiert. In diversen anderen Bereichen erlebe ich gleichermaßen Akzeptanz sowie Unverständnis für die verschiedenen Beeinträchtigungen, da nicht sichtbare Erkrankungen für viele schwer zu begreifen sind. Da ich aber generell ein sehr offener Mensch bin, gebe ich Menschen, die etwas wissen und verstehen wollen, auch den Raum nachzufragen und in den Austausch zu kommen.

Giraffe: Ich habe sowohl positive als auch negative Erfahrungen mit dem offenen Umgang meiner Beeinträchtigungen gemacht. Und es ist sehr schwer vorherzusehen, wie die Umwelt reagiert. So bin ich schon positiv überrascht worden als andere mehr Verständnis gezeigt hatten als ich erwartet habe, aber leider auch schon schwer enttäuscht worden, als totale Ablehnung nach Offenbarung von Krankheiten folgte. Es wird einfach meist ein „normales“ Verhalten erwartet, auch wenn man dazu vielleicht manchmal gar nicht in der Lage ist.

Autor*in: Alle zusammen

Wir sind die Blogautor*innen von Lebensmutig. Wir schreiben über unsere Erfahrungen mit Selbsthilfe, über unsere Erkrankungen und Themen und über die Herausforderungen, die wir bewältigen. Manchmal diskutieren wir untereinander über Themen, die uns gerade auf den Nägeln brennen. Dann dokumentieren wir das unter diesem Profil in einem besonderen Beitrag.

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