Wir haben uns gedacht, es wäre doch mal spannend etwas zum Thema Körperbehinderung zu schreiben. Man kann dieses Thema aus zwei Sichten betrachten. Einmal aus der Sicht, des Betroffenen aber auch aus der Sicht der Angehörigen.

Der Maulwurf: Aus der Sicht eines Behinderten: Wenn man so eine Behinderung von Geburt an hat, ist es leichter damit umzugehen, als wenn man diese erst im Laufe seines Lebens eine bekommt. Erst mal muss man akzeptieren, dass man so ein Handicap hat. Zweites sollte man gucken, wie man damit umgeht bzw. was nun zu tun ist. Am besten man holt sich Rat bei Beratungsstellen oder anderen betroffenen, denen es ähnlich geht.
Aus der Sicht eines Angehörigen Es sollte geschaut werden, wie man diesem Menschen am besten helfen kann. Was braucht er/Sie? Erst mal mit den Menschen reden und einfach legen, ohne vorher zu überlegen. Vielleicht die Angehörigen sich auch Beratungsstellen, um im Umgang mit den Behinderten zu Ratschläge zu holen.

Bossi: Was den Umgang mit meiner Behinderung angeht, musste ich mich vielen Herausforderungen stellen. Schule und das damit leider schon fast obligatorische Mobbing war eine dieser Herausforderungen, die definitiv Spuren hinterlassen hat. Wofür ich jedoch dankbar bin, ist, dass ich im grunde wie ein Kind ohne Behinderung aufgezogen wurde. Auch wenn es seitens meiner Mutter die ein oder andere Aktion übertriebener Fürsorge gegeben hat, die ich mir gerne weggewünscht hätte, bin ich froh in der Regel, wie ein Kind ohne Behinderung behandelt worden zu sein. Trotz der Infantile Cerebralparese habe ich regelmäßig an Aktivitäten und Ausflügen teilgenommen und auch wenn ich an meine Grenzen gekommen bin, konnte ich so zumindest erfahren, wo diese liegen. Ich habe dadurch mich besser kennenlernen dürfen und festgestellt, dass die Grenzen meines eigenen Körpers vielleicht gar nicht so eng gesteckt sind, wie man und insbesondere Außenstehende es  auf den ersten Blick vermuten.

Buchstabenspielerin: Ich habe keine Körperbehinderung, noch bin ich Angehörige von Menschen mit Körperbehinderung. Aber ich möchte von meiner außenstehenden Perspektive berichten. Mir fällt als erstes ein, dass mir diese Behinderung sehr oft nicht sofort auffiel z.B. bei einer jungen Frau im Bus. Ich unterhielt mich super mit ihr und merkte erst als sie ausstieg, dass sie eine Beinprothese trug. Ist tragen eigentlich das richtige Wort dafür? Sie habe ich oft wieder getroffen und wir haben über alles mögliche geredet. Ich bin mir auch gerade unsicher, ob mir dies mehr auffallen sollte oder ob das so oke ist. Mir ist wichtig respektvoll zu bleiben. Natürlich sind andere Körperbehinderungen sofort auffällig. Ich merke bei mir noch immer eine Unsicherheit im Umgang. Daher war das Bundestreffen so großartig: Beim Junge Selbsthilfe Bundestreffen z.B. habe ich noch viel mehr Menschen persönlich kennengelernt mit allen möglichen eigenen Herausfrderungen. So viele Unterschiedliche und jeder Mensch an sich wiederrum anders. Ich habe Bezeichnungen für Behinderungen gehört die mir ganz neu waren. Ich bin sehr dankbar in diesem Raum viele Fragen stellen zu dürfen. Gleichzeitig ist mir nach einer ersten Neugier, weil vieles in diesem Zusammenhang eben neu war bzw. noch ist, doch wieder der Mensch an sich viel interessanter geworden. Ohne Flacks. Ich weiß, was für mich mit geistiger Teilleisungstörung Barrieren sind und diese anderen nicht bewusst sind. Daher weiß ich, dass mir Barrieren, Grenzen und Probleme mit körperlichen Behinderungen andersrum nicht so auffallen. Da bin ich sehr froh dazu zu lernen.
Soviel zu meiner Außenperspektive: Neugier, ein wenig Berührungsängste etwas falsch zu machen oder respektlos zu sein, und viel Bereitschaft zu lernen und Menschen und ihre Herausforderungen und auch ohne Fokus auf diesen kennenzulernen.

Autor*in: Alle zusammen

Wir sind die Blogautor*innen von Lebensmutig. Wir schreiben über unsere Erfahrungen mit Selbsthilfe, über unsere Erkrankungen und Themen und über die Herausforderungen, die wir bewältigen. Manchmal diskutieren wir untereinander über Themen, die uns gerade auf den Nägeln brennen. Dann dokumentieren wir das unter diesem Profil in einem besonderen Beitrag.

in Zusammenarbeit mit:

Logo Schon mal an Selbsthilfegruppen gedacht?