Mensch haltlos in Spirale

Verspätet zum Monatsthema vom August, aber für mich aktuell ein wichtiges Thema, das ich gerne hier teilen möchte. So möchte ich gerne in diesem Beitrag über meine aktuellen Erlebnisse mit dieser Thematik berichten – in allen Facetten, d.h. allem Schmerz genauso wie aller Stärke, allem Mut und den kleinen und großen Erfolgen.

Ich musste in meinem Leben leider mehrmals Erfahrungen mit Mobbing machen. Eine solche Erfahrung liegt in meiner Zeit als Studentin und eine habe ich gerade erst „hinter“ mir. Beiden ist interessanterweise gemeinsam, dass die Mobber jeweils zuvor gute Freundinnen von mir waren und eigene schmerzvolle oder traumatische Erfahrungen ihrer Vergangenheit sie dazu antrieben.

Ich habe hier im Blog schon länger nichts mehr Ausführlicheres geschrieben, aber wer mich kennt weiß, dass ich dazu neige unverblümt, vollkommen ehrlich und gefühlsintensiv zu schreiben. Deswegen ist es mir wichtig, dass wer auch immer diesen Beitrag liest, währenddessen gut auf sich achtet und prüft, ob es gerade förderlich oder innerlich zu aufwühlend ist weiterzulesen.

Hier sitze ich nun, freigestellt von der Arbeit für den Rest des Monats, habe gekündigt auf Ende des Monats. Eine Arbeit gekündigt, die ich liebe, ein Team verlassen, indem ich mich äußerst wohl gefühlt habe, eine Chefin, die meine Freundin war und mir in schwierigen Episoden meines Lebens beigestanden hat, und einen Betrieb, mit dem ich mich sehr loyal verbunden gefühlt habe. Wie es dazu gekommen ist, das erzähle ich jetzt.

Es fing so an, dass ich es zu Beginn selbst nicht einordnen und begreifen konnte. War das jetzt ein Zufall? Ist sie einfach nur gerade gestresst? Habe ich sie einfach zum falschen Zeitpunkt angesprochen und darum hat es mich getroffen – die falsche Person, einfach als Ventil, um Druck und Frust – oder wie auch immer – abzulassen?
Sie kann doch nicht mich meinen, wir sind doch befreundet. Es ist doch alles gut zwischen uns, oder!? Es läuft doch auch bei der Arbeit alles super, oder!?
So bewegte sich diese Situation bei der Arbeit mit meiner Abteilungsleitung wie in Wellenbewegungen auf und ab, immer wieder meinte ich mich zu täuschen… da ist doch gar nichts, oder!?

Als ich nach meinem Urlaub Anfang August zurückkam, wurde es jedoch sehr deutlich, dass da sehr wohl was sein muss. Meine Abteilungsleitung und eigentlich auch Freundin schnauzte mich immer öfters vor dem ganzen Team und auch alleine laut, heftig, giftig an – und zwar jeweils ohne ersichtlichen Grund. Erst mal war ich baff, „schluckte“ es, reflektierte es innerlich, versuchte Gründe zu finden, wurde stiller… Aber es wurde immer schlimmer statt besser.

Ich war nun beinahe vier Jahre an dieser Arbeitsstelle tätig, bis auf zweimalige Ausfallzeiten aufgrund von Depressions- und Burnoutthematik. Ich habe auch eine Vorgeschichte mit meiner Leitung, die alles andere als schön begann. Damals war ich als Neuling durch Zufall im „falschen“ Büro gelandet. Wir hatten damals zwei kleine Großraumbüros und ich landete leider in jenem mit zwei Kolleginnen, mit denen meine Leitung im Klinsch war. Dadurch meinte sie, ich werde beeinflusst und da ich damals noch Meister im Fassadetragen war und mein Innerstes vor anderen verbarg, um nicht verletzt zu werden, konnte sie mich nicht spüren und einordnen. Das machte sie schier wahnsinnig und sie behandelte mich äußerst grob bis ich damals – kurz davor zu kündigen – Klartext mit ihr redete und in Tränen von meiner Lebensgeschichte erzählte und wer ich wirklich bin. Von da an ging es rapide aufwärts und wir bauten schnell gegenseitiges Vertrauen und eine Freundschaft auf. Damals versprach sie mir, dass so etwas zwischen uns nie mehr passieren würde und wir uns gegenseitig freundlich ansprechen werden, sollte mal etwas nicht passen. Über die Jahre hinweg entwickelte sich eine schöne Freundschaft und wir stärkten und unterstützen uns gegenseitig, gingen auch häufig privat miteinander spazieren. Und als ich dann ausfiel, war sie es, die mich in die psychosomatische Klinik fuhr und auch dort besuchte.
Trotzdem hatten wir nie ein bleibendes Team, waren stets unterbesetzt. Ich sah immer einen Anteil daran an ihrem Verhalten, sie brachte jedoch meistens Gründe beim anderen ein, die ich nachvollziehen konnte oder sogar beobachtet hatte.

So waren wir nun nach Jahren wieder an einem Punkt in unserer Beziehung, an dem ich nie mehr sein wollte und ich sprach sie in einer freien Minute, als wir allein im Büro waren, darauf an, ob etwas nicht passt!? Sie verneinte, alles sei okay und war an diesem restlichen Arbeitstag super gut drauf. Doch dies war nur von kurzer Dauer. Auch mein Team sprach mich darauf an und wunderte sich. Bisher hatte ich versucht das Team aus dieser Situation rauszuhalten, aber nun musste ich mich absichern und nachfragen, ob dessen Wahrnehmungen mit meiner übereinstimmten oder nicht – ob ich mich täuschte oder falsch lag mit meiner Wahrnehmung. Einen Großteil dessen, was alles passiert ist und wie es sich aufbaute, muss ich weglassen, damit ihr für das Lesen des Beitrags – der ohnehin schon lang wird – nicht Tage braucht. Es war eine Kette an über mich bestimmen, andere nicht in meine Gruppen mitgehen lassen, obwohl ich nach ihr die erfahrenste Mitarbeiterin war, mir unter komischen Begründungen keine Gruppen mehr anvertrauen, … (Arbeit im psychosozialen Bereich).

So richtig deutlich und heftig wurde es dann an einem Freitag, an dem ich mich kurz durch die nächste Woche des Personalkalenders am Computer klickte, um den Technikern sagen zu können, wann sie in unserem Gemeinschaftsbüro arbeiten können (weil wir in Terminen sind). Denn da sah ich, dass in der folgenden Woche am Dienstag ein Mitarbeitergespräch eingeplant ist und ich am Freitag komplett ausgebucht bin. Dies irritierte mich sehr, warum wusste ich davon nichts? Wieso sollte sie mich einen Arbeitstag komplett ausbuchen, ohne sich mit mir abzusprechen, wenn es doch mich betrifft und was bedeutet das?
Als ich sie an diesem Freitag noch im Büro erwischte sprach ich sie vorsichtig und freundlich darauf an und sie meinte nur, dass sie mir das schon noch im Mitarbeitergespräch gesagt hätte (ziemlich spät, wenn die Situation, die es betrifft schon drei Tage später stattfindet…).

Am Montag fand ich dann in meinem E-Mail-Postfach bei der Arbeit ein Mail von meiner Leitung, bei der es mich gefühlt fast rückwärts vom Bürostuhl katapultierte. Ich hätte sie vor dem ganzen Team bloßgestellt, ich würde mich aufführen wie die neue Chefin und und und – lauter Dinge, die weder faktisch stimmten, noch in irgendeiner Weise nachvollziehbar waren oder zu meiner Persönlichkeit und Art passten. Mein Team bekam meinen Schreck mit und fragte nach. Daraufhin wollte ich von meinen Kolleginnen wissen, ob denn an diesen Vorwürfen was dran ist, ob sie es ähnlich empfinden um mich selbst zu reflektieren. Auch das restliche Team war vollkommen baff und meinte: nein, in keinster Weise. Die eine Kollegin, die an diesem Freitag meiner Frage mit im Büro war, bestärkte mich, dass mein Ton völlig okay war, der meiner Leitung aber gar nicht.

Ich glaube an dieser Stelle des Beitrags ist es wichtig, meinen Glauben einzubringen. Ich bin mir gerade gar nicht sicher, aber ich glaube davon habe ich hier im Blog noch nichts/kaum etwas erzählt. Jedenfalls habe ich vor allem im Laufe meiner Krankheitsgeschichte in den letzten Jahren eine tiefe Beziehung zu Gott, zu Jesus, zum Heiligen Geist entwickelt. Spannend – ich merke ein innerliches Zögern, das auszuführen, etwas Befürchtung verurteilt zu werden – aber es ist nun mal ein überaus wichtiger Teil meines Lebens, der auch in dieser Geschichte eine große Rolle spielt. Außerdem will ich dazu stehen und wo, wenn nicht hier, wo wir uns um ein tolerantes Miteinander bemühen und sich jeder auf seine Art einbringen kann.

So saß ich also vor dem Mail meiner Leitung und betete erst einmal, lud Gott ein, mir bitte beim Antwortmail zu helfen. Eine Dreiviertelstunde später staunte ich, was er und ich zustande gebracht hatten. Ja, so könnte das nochmal was werden zwischen meiner Leitung und mir. Ich war ehrlich, klar und doch freundlich, respektvoll, verständnisvoll und empathisch geblieben bei meiner Antwort. Auch ihre Reaktion darauf ließ mich auf ein gutes Mitarbeitergespräch am nächsten Tag hoffen – schlimmer konnte es ja nicht mehr kommen …. dachte ich!

Am nächsten Tag im Mitarbeitergespräch regnete es weiter Vorwürfe und falsche Tatsachen, ich wurde angeschrien, konnte kaum etwas entgegnen, da ich nicht angehört wurde und da ich schlussendlich nur noch dasaß und Tränen liefen. Schlussendlich redeten wir noch über meine derzeitige Fortbildungsreihe und sie kommentierte diese total abfällig und auch wie ich die Inhalte einbrachte – obwohl es bei unserem Klientel sehr gut ankam. Da merkte ich erst mal, dass es wirklich in mir etwas ablöschte. Ich fühlte mich ihr nicht mehr nahe. Jedenfalls nicht mehr wie bisher. Und ich war mir auch nicht mehr sicher, dass ich noch lange hier arbeiten wollte und konnte…

nächster Teil folgt…

Autor*in: HighHopesInBlueSkys

Einen blauen Himmel voller Hoffnung – das ist das, was ich mir wünsche. Tatsächlich ist mein Himmel schon lange ziemlich wolkenbehangen. Depression, eine posttraumatische Belastungsstörung und resultierende Ängste und Sorgen verschleiern teils das lebensfrohe Blau. Doch in meinem Herzen bin ich eine Kämpferin. Ich glaube fest daran, dass hinter jedem großen Leid auch eine Chance steckt: eine Chance sich besser kennenzulernen, besser für sich sorgen zu lernen, die Qualitäten des Lebens neu schätzen zu lernen, Achtsamkeit zu üben, manches loszulassen und Neues für sich zu gewinnen. Diesen Weg will ich voller Mut und Hoffnung gehen, auf zu einem blaueren und sonnigeren Himmel, auch wenn es oft schwer fällt. Und das ist es auch, was ich von Herzen all jenen wünsche, denen es ähnlich geht: den eigenen, ganz individuellen und wertvollen Weg zu einem blaueren Himmel zu finden.

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