Wegweiser aus Holz mit Pfeil, zeigend nach rechts, im Hintergrund Böschung

Passend zum Monatsthema forderte dieser Monat von mir viele wichtige Entscheidungen:

Ich habe die Entscheidung getroffen, eine Medikation durch einen Facharzt als zusätzliche Hilfestellung hinzuzuziehen.
Ich habe dies lange durchdacht und Vor- und Nachteile abgewogen, habe aber gemerkt, dass ich mit der Psychotherapie allein zu langsam vorankomme, ich aber unbedingt wieder arbeiten möchte. Außerdem konnte ich die Stimmungsverbesserung nach den Therapiestunden beim besten Willen nicht halten, obwohl ich wirklich viel machte und immer noch mache:
Entspannungsverfahren wie Yoga, Fach- und Selbsthilfebücher und Arbeitsbücher dazu lesen und durcharbeiten, Meditations- und Transformationswochen ausprobieren, Selbsthilfe, mein soziales Netzwerk wieder erweitern (dem sozialen Rückzug entgegenwirken), Sport, Zeit an der frischen Luft und im Sonnenlicht, …
Nun nehme ich seit zwei Wochen Medikamente und ich merke schon deutlich eine positive Wirkung. Es ist nicht so, als wären das „Zauberpillen“, welche die Depression verschwinden lassen. Ich merke auch so noch den Schmerz, es gibt auch so noch die Gedanken an die Ursachen der Depression, es sind immer noch die Selbstzweifel da, die Ängste, die Sorgen. Es ist nur mehr im Hintergrund.
Das ist gut so. Mehr kann ich wahrscheinlich nicht erwarten. Aber so kann ich besser damit umgehen. Kann es portionsweise hervorholen, zulassen und bearbeiten, ohne so überrollt und in die Tiefe gezogen zu werden. Dafür bin ich sehr dankbar.
Freude ist noch keine da. Aber mehr Tatendrang, mehr Antrieb. Und ein wenig Zufriedenheit.
Das ist viel. Und ich merke, wie wenig man sowas ansonsten im Alltag schätzt … was für ein Geschenk es sein kann, dass man ein klein wenig Zufriedenheit verspürt. Wie viel es sein kann, wenn man etwas machen möchte und es kräftemäßig auch kann.

Außerdem habe ich es geschafft einen Schritt zu gehen, der für mich unfassbar groß war. Einen Schritt Richtung Offenheit und Entstigmatisierung, einen Schritt der Selbstfürsorge: Ich habe mit meiner Vorgesetzen über meine Depression gesprochen.
Das fiel mit sehr, sehr schwer, da ich meine Arbeit liebe und eine riesige Angst hatte, dass ich sie dadurch verlieren könnte. Ich habe eine gute Beziehung zu meiner Vorgesetzen und schätze sie auch als Menschen sehr. Deswegen habe ich schon mit einer toleranten und empathischen Reaktion gerechnet, und doch gibt es nie eine Sicherheit. Es bleibt immer ein Risiko, wenn man sich in seiner Schwäche und Verletzlichkeit offenbart.
Ich hatte Glück, großes Glück. Sie hat mit mir total auf Augenhöhe gesprochen, hatte überhaupt kein Problem damit. Im Gegenteil, sie fand all die Schritte gut, die ich schon gemacht habe.
So fiel in Bezug auf die Arbeit erst mal eine Menge Druck von mir ab. Auch wenn ich immer noch ein wenig aufgeregt bin, da ich noch eine Menge vorbereiten sollte und mir das Lernen immer noch etwas schwerfällt. Es geht schon besser, aber eben nur wenig Zeit am Tag und ich merke einfach, dass ich diesbezüglich noch vorsichtig sein muss, um mich nicht zu überfordern.

Mit einer Entscheidung, die ich eigentlich schon getroffen hatte, bin ich mittlerweile innerlich wieder am Ringen: Soll ich eine Reha beantragen oder nicht?
Ich hatte mich ursprünglich dafür entschieden, da ich wirklich eine wahnsinnig anstrengende, zehrende und schwere Zeit hinter mir habe, aber unbedingt wieder arbeiten will. Und doch muss ich noch dringend lernen, besser für mich zu sorgen – auch was eine gute und kräfteschonende bzw. -aufbauende Work-Life-Balance und Psychohygiene anbelangt.
Außerdem gibt es noch einige Themen aus meinem Leben, die ich gerne näher bearbeiten würde und für die eventuell ein engmaschigerer Kontext förderlich wäre.
Allerdings sind schon die Formalitäten enorm viel Arbeit und zeitaufwändig, da ich in eine spezielle Rehaklinik ins Auge gefasst habe: Ich müsste ein Antragsformular organisieren, dieses inklusive eines Schreibens meiner Psychotherapeutin oder des Facharztes einreichen, dann je nach Bescheid Widerspruch einlegen und begründen, warum ich in genau diese Klinik möchte. Dafür würden schon Wochen vergehen.
Anschließend müsste ich mit genehmigtem Antrag ein ähnlich intensives Anmeldungsprozedere für die Rehaklinik durchlaufen, was bestimmt wieder Wochen dauern würde. Und zu guter Letzt beträgt die Wartezeit ab dann immer noch zwei bis fünf Monate …

Hinzu kommen noch allerlei innere Zweifel und Fragen:

  • Brauche ich dann überhaupt noch eine Reha?
  • Ist es dann überhaupt noch gerechtfertigt, dass ich auf Reha gehe?
  • Was denkt dann mein Team bei der Arbeit?
  • Kann ich echt in Anspruch nehmen, so hohe Kosten für die Versicherung zu verursachen?
  • Habe ich das überhaupt verdient oder wäre es übertrieben und ich gebe mich einfach besser mit der Therapie zufrieden?

… und so weiter.

Ihr seht, mein Weg der Entscheidungen geht noch weiter.
Doch ich bin stolz auf das, was ich schon erreicht habe.
Stolz auf die Offenheit und den Mut, den ich bewiesen habe und glücklich darüber, dass ich dabei bisher auf gute Resonanz gestoßen bin.
Stolz darauf, weiterzukämpfen, für mich und für andere.

Autor*in: HighHopesInBlueSkys

Einen blauen Himmel voller Hoffnung – das ist das, was ich mir wünsche. Tatsächlich ist mein Himmel schon lange ziemlich wolkenbehangen. Depression, eine posttraumatische Belastungsstörung und resultierende Ängste und Sorgen verschleiern teils das lebensfrohe Blau. Doch in meinem Herzen bin ich eine Kämpferin. Ich glaube fest daran, dass hinter jedem großen Leid auch eine Chance steckt: eine Chance sich besser kennenzulernen, besser für sich sorgen zu lernen, die Qualitäten des Lebens neu schätzen zu lernen, Achtsamkeit zu üben, manches loszulassen und Neues für sich zu gewinnen. Diesen Weg will ich voller Mut und Hoffnung gehen, auf zu einem blaueren und sonnigeren Himmel, auch wenn es oft schwer fällt. Und das ist es auch, was ich von Herzen all jenen wünsche, denen es ähnlich geht: den eigenen, ganz individuellen und wertvollen Weg zu einem blaueren Himmel zu finden.

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