Graffiti: Denk ma an die Liebe

Als im März Corona in Deutschland immer präsenter wurde und der Lockdown drohte, war ich gerade in einer Traumaklinik. Als ich Anfang April  nach hause kam, war nichts mehr so, wie es war. Von jetzt auf gleich musste ich damit klar kommen, überweigend alleine zu sein. Davor hatte ich  aufgrund meiner Ängsten schon ziemlichen Respekt. Nach kurzer Eingewöhnungszeit konnte ich dann aber auch schnell die positiven Aspekte der Situation für mich sehen: Ich war nicht mehr gezwungen von Termin zu Termin zu hetzen, was im gesamten mein Leben entspannter gemacht hat. Ich war ziemlich davon angetan, wie viele Selbsthilfegruppen und Selbstvertreterorganisationen ihr analoges Programm von jetzt auf gleich auf Online-Angebote umstellten. Das hatte für mich die positiven Aspekte, dass ich mich auf einmal mit Menschen vernetzten konnte, die ganz woanders wohnen und die ich sonst nie kennengelernt hätte. So bin ich auch auf die Aktivitäten der Selbstvertreterorganisation Kellerkinder e.V. gestoßen. Mittlerweile nehme ich regelmäßig ein- bis zweimal die Woche an Treffen von denen teil – zum Beispiel am „Nachtcafé“ und am „Peersupport“. Außerdem bin ich dort mit am Kritischen Psychopharmaka-Trialog aktiv beteiligt. (Auch interessiert? Dann melde dich. Wir suchen immer Leute, die aus eigener Betroffenheit oder als Angehörige oder als „Profi“ dort mitmachen möchten. Ich würde mich freuen, dich bei dem einen oder anderen Angebot der Kellerkinder auch kennenlernen zu können.)
Graffiti: Denk ma an die LiebeZwar musste ich alle Aktivitäten – Selbsthilfe, Ehrenamt, private soziale Kontakte – im letzten Jahr notgedrungen von zuhause aus machen, aber immerhin konnte ich dabei zum Teil meinem sonnigen Balkon nutzen!

Aber so wie es momentan wohl vielen Leute geht, ist das Thema Einsamkeit für mich trotzdem ein großes geworden. Und die Online-Kontakte haben das dann auch nicht mehr abfangen können. Zu diesem Gefühl der Einsamkeit haben viele Faktoren bei getragen, zum Beispiel, dass ich kaum noch Leute direkt getroffen habe, auch weil meine Familie besorgt war, mich anzustecken und daher Besuche eher vermieden hat. Und dass eine OP anstand, in einer Situation, in der klar war, dass Besuche im Krankenhaus nicht mögllich sein würden. Was mir gegen die Einsamkeit geholfen hat, war dass ich das offen angesprochen habe gegenüber meinen Freunden und Famillie und es dann doch geklappt hat, Lösungen zu finden – zum Beispiel sich draußen zu treffen.

Ich hoffe, auch eure Corona-Erfahrungen waren nicht nur schlecht und ich hoffe, auch ihr hattet die Möglichkeit, euch Unterstützung zu holen. Was hat euch geholfen, durch die letzten Monate zu kommen? Schreibt es gerne in das Kommentarfeld.

Autor*in: Visionärin

Ich bin unteranderem in der Suchtselbsthilfe zu Hause. Durch meinen Sebsthilfeverein konnte ich in vielerlei Dingen über mich hinausgewachsen. Dank meiner eigenen Betroffennheit habe ich die Möglichkeit bekommen, für fast ein Jahr in einer Selbsthilfekontaktstelle, als Projektleitung Junge Selbsthilfe zu arbeiten. Krankheiten können durchaus auch positve Aspekte haben.

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